Sonntag, 9. Februar 2014

Teil 40 - Wagnis

Vorher: Teil 39 - Entscheidung

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Niels störte sich nicht am lauten Summen der neuen „Alten Tante“. Die Zeitmaschine hatte sich total verändert, seit sie unter Terrys Leitung umgebaut wurde. Sie war nun leistungsstärker, aber auch komplizierter geworden. Dafür war die Fehlerquote gesunken. Niels Programmierarbeit hatte einen guten Teil dazu beigetragen und er wusste in- und auswendig was sie leisten konnte, und was nicht. Auch deswegen verwarf er all die Bedenken, die er seinem Vater einst vorgehalten hatte.
Er gab die richtigen Zeitkoordinaten ein und das Summen der Maschine wurde lauter.
Es war soweit.


Er wollte gerade den Countdown starten und in die Maschine springen, als unerwartet die Tür aufging und er Gesellschaft bekam.
Patrick hatte Justin im Schlepp und grinste.



„Das gerade Du denken würdest ich wüsste nicht was in meinem Labor vorgeht“ zog er Niels auf. „Ich sollte wirklich böse mit Dir sein.“
„Bist Du nicht?“ gab Niels ungläubig zurück, hatte er doch erwartet Patrick würde ihm sofort die Kündigung unter die Nase halten, wenn er bemerken würde was sein Angestellter treibt.



Patrick ging um die Steuerkonsole herum. Er wurde ernst.
„Nein, bin ich nicht. Terry ist mein bester Techniker und vor Allem mein Freund. Wir haben den Laden hier hochgezogen. Du hast die beste Steuersoftware geschrieben, die ich je gesehen habe. Und Justin würde mich köpfen, wenn ich ihm verweigern würde seinen Freunden beizustehen.“
Er grinste wieder.
„Du siehst, mir bleibt nichts anderes übrig, als die Reise offiziell als Trainingslauf zu genehmigen.“




Ungläubig sah Niels von einem zum anderen, dann schloss er seinen Kumpel in die Arme.
„Du willst wirklich mitkommen?“
„Du weißt genau, Zeitreisen dürfen nur zu zweit unternommen werden. Also versuch es mir erst gar nicht auszureden.“
Dankbar drückte Niels den Hybriden ein zweites Mal.
Patrick überprüfte ein letztes Mal die Einstellungen.
„Macht Euch bereit. Es ist Zeit.“




Patrick deaktivierte das Energiefeld, das die Maschine schützte und sie betraten die Plattform.
Aufregung machte sich in den Männern breit. Würde ihr gewagtes Unternehmen gut verlaufen?
 



Niels ging auf seine Position und beobachtete wie Patrick seinen Sohn fest umarmte.
„Stellt mir bloß keinen Blödsinn an, hört ihr“ ermahnte er die Beiden. „Ich will mich nicht in einer anderen Zukunft wiederfinden und nichts davon wissen.“
„Keine Sorge, Dad“ versicherte Justin ihm. „Wir wissen was wir tun.“
„Das hoffe ich“ gab Patrick mit schwankender Stimme zurück und eilte an die Konsole.
Er startete den Countdown und das Summen wurde zu einem unerträglichen Dröhnen.




Justin und Niels schlossen die Augen, als die Maschine zu arbeiten begann. Schwindel machte sich in ihnen breit, als die starken Energien flossen, die sie in eine andere Zeit katapultieren sollten.




Sie waren nichts mehr als ein Spielball der Kräfte und Elemente, die sämtliche bekannten Naturgesetze aushebeln sollten.



  
Ein letztes, grelles Aufleuchten...




… und die jungen Männer waren verschwunden.
Alles was Patrick jetzt tun konnte, war warten.



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Ein paar Jahre früher tauchten unweit des Kurioshauses zwei junge Männer in merkwürdigen Anzügen auf, die sich beeilten an den Mauern des Gebäudes Deckung zu suchen. Familie Kurios bekam zum Glück nichts davon mit. Nachdem es ruhig zu bleiben schien, kroch der eine vorsichtig zur Tür und spähte durch das Glas. Der andere blieb an der Ecke zurück zu allen Seiten sichernd, doch dann siegte die Neugierde.
„Was siehst Du?“ raunte er seinem Kollegen zu.
„Deinen Bruder mit seinem Mann beim Fernsehen“ gab Justin leise zurück. „Dann dürfte Dein Vater wohl auch irgendwo sein, oder denkst Du er schläft schon?“
„Ist noch zu früh, wenn ich mich nicht irre hat er um diese Zeit immer Krimis gesehen.“
Justin schnaufte, erschien ihm Terrys späteres Abenteuer spannender als eine Fernsehshow. Aber davon konnte Niels Vater nichts wissen. Er kroch zurück zu seinem Freund.
„Okay, dann los. Ehe der Krimi zu Ende ist.“




Sie huschten an der Hausmauer entlang, bis zu Friedberts und Terrys Schlafzimmer. Niels knackte das Schloss während es diesmal an Justin war den Aufpasser zu spielen.
'Ein Verbrechen um einem Verbrecher auf die Spur zu kommen' dachte Niels sarkastisch. Es knackte leise unter seinen Finger und er atmete tief durch, als er die Tür aufschob. Wenn nur alles gut ging.
 



Rasch machten sich die beiden Zeitreisenden an die Arbeit. Flink huschten Niels Finger über die Tastatur von Friedberts Computer, während Justin das Zimmer auf die herkömmliche Weise durchsuchte. Er hatte Mühe alles so zu hinterlassen, dass nicht auffiel das jemand Unbefugtes hier war. Doch bei aller Mühe blieb seine Suche ergebnislos.
Niels fand die Aufzeichnungen über Terrys Schwangerschaft und alle anderen Forschungsergebnisse, die Pascal nur wenig später in seiner Wut löschen würde. Es würde Stunden dauern alles zu lesen, also konzentrierte sich Niels auf Emails und sonstige Dateien. Doch offensichtlich interessierte sich Friedbert nur für Alienhormone, alles was Niels fand hatte einen rein wissenschaftlichen Bezug.
 



Plötzlich erklang das Geräusch von Flip-Flops auf Fliesen, das rasch näher kam. Niels schaffte es gerade noch den Computer auszuschalten, dann huschte er hinter die Kommode. Justin blieb nur der Schreibtisch und er betete zu den Göttern im Universum, dass wer auch immer das Zimmer betrat, seine große Gestalt nicht sehen würde.
Es war Terry, der auf der Suche nach seinem Lieblingsbuch ins Zimmer kam. Er schaltete die Deckenlampe an, die zum Glück nur spärliches Licht abgab und konzentrierte sich auf seine Suche nach der begehrten Lektüre. Justin rutschte noch etwas tiefer und warf Niels einen verzweifelten Blick zu. 




Das Buch war schnell gefunden und Terry verließ den Raum Richtung Wohnzimmer. Niels sah ihm nach. Entgegen allem was er fühlte, und allem was er gesagt hatte, musste er nun gegen den Drang ankämpfen einfach aufzuspringen und seinem Vater hier, in der Vergangenheit, alles zu erzählen.
Er ballte seine Hand zu einer Faust um sich selbst davon abzuhalten die wichtigste Regel im Zeitreisen zu brechen – eine Regel an die er selbst seinen Vater erinnert hatte. Er durfte sich nicht einmischen, er durfte die Vergangenheit nicht aus einem selbstsüchtigen Grund ändern, ohne die Konsequenzen zu kennen.
Außerdem würde sein Vater sich wohl ziemlich wundern, dass sein Sohn, der eigentlich auf dem College sein sollte, als erwachsener Mann in seinem Zuhause herumgeisterte.




Die Tür des Schlafzimmers fiel zu und Niels schloss für einen Moment die Augen. Er fühlte Erleichterung und Bedauern, doch verdrängte Letzteres schnell wieder. Justin kroch zu ihm und raunte: „ Mann, das war knapp. Lass uns verschwinden, ehe noch jemand auftaucht, Dein Stiefvater zum Beispiel.“
Niels machte ein Gesicht als hätte man ihn geteert und gefedert und schlüpfte lautlos durch die Tür nach draußen. Er huschte zur Rückseite des Hauses, Justin auf seinen Fersen.
„Wir waren bisher nicht sehr erfolgreich“ bemerkte der Hybride. „Was nun?“
Niels starrte zu den letzten Häusern an der Straße nach Nirgendwo. Er deutete zu einem großen Betonkomplex am Ende des Städtchens.
„In die Höhle des Löwens. Zu meinem...“ Er presste die Lippen aufeinander.
„Wo Friedbert arbeitet.“




Entschlossen lief Niels den sandigen Hügel hinunter. Justin holte ihn im Tal ein.
„Bist Du Dir sicher? Ein Privathaus zu knacken ist ein Ding, aber das hier ist eine Forschungseinrichtung. Die haben uns in zwei Sekunden.“
Niels sprang über das Geländer des Außenbereichs und spähte durch die Tür ins Innere der Cafeteria.
„Pascal meinte, die Wachmannschaft damals interessierte sich eher für die Play-Offs als für die Sicherheit in dem Gebäude, wir müssen nur die Kameras beachten.“
Ehe Justin sich an die Mauer drücken konnte um irgendwelchen Objektiven auszuweichen, war Niels schon durch die Tür. Er folgte ihm rasch, darauf vertrauend das sein Freund wusste was er tat.




Die Cafeteria war leer. Justin spähte durch die nächste Tür, die zu den Aufzügen führte, vorbei an der Wachmannschaft. Er konnte einen der Männer schemenhaft durch eine weitere Glastür, die zur Empfangshalle führte, erkennen.
„Und wie kommen wir an denen vorbei?“
„Die sind kein Problem. Wir warten einfach bis sie sich wieder auf das Spiel konzentrieren, das sie auf ihren Monitoren ansehen...“ Niels tippte auf einem Gerät herum, das einem Handheld ähnelte. „Wir sollten uns eher Gedanken um die restlichen Kameras machen, falls sie doch einmal auf die Idee kommen ihre Arbeit zu tun.“
„Wie ich Dich kenne, arbeitest du bereist an einer Lösung“ bemerkte Justin trocken und beobachtete weiter den Wachmann.
„Yep. Ich hacke die Kameras, dann senden sie das letzte Bild als Loop.“
Offensichtlich war es doch nicht so schlecht sich in seiner Jugend mehr für Computer und Bücher interessiert zu haben, als für Mädchen.




 Sie schafften es an den Football begeisterten Wachmännern vorbeizukommen und durchsuchten das Gebäude nach dem Labor, in dem Pascal und Lars arbeiteten. Es war nicht so einfach wie sie dachten, Wissenschaftler kannten keine Uhrzeit, wenn es um ihre Forschungen ging und sie hatten mehr als einmal Gelegenheit entdeckt zu werden.




Sie fanden endlich den richtigen Raum und Niels machte sich sofort an die Arbeit. Pascal konnte sich dank seines hervorragenden Gedächtnisses noch an die Passwörter der vergangenen Jahre erinnern, also brauchte sein Schwager nicht lange, bis er Zugriff auf seine Daten hatte, auch auf die der Netzlaufwerke.
 



Doch viel nutzte es nicht. Offensichtlich hatten Friedberts Brüder ebenso nur begrenzte Zugriffsrechte wie jeder andere Wissenschaftler auch und Niels kam nicht auf die wirklich interessanten Bereiche.
„Vielleicht wenn Du Dich direkt auf die Server hackst, Du weißt schon, Emails, Telefonverbindungen, Wireless?“ schlug Justin vor.
Niels seufzte. „Da komme ich von hier aus nicht hin. Das hier ist nur ein dummes Terminal mit beschränkten Rechten.“
„Und wenn wir einen Rechner der IT knacken?“
„Dauert zu lange. Der Techniker hier macht seinen Job ziemlich gut.“
Justin zuckte die Schultern. „Dann knacken wir eben Friedberts Computer. Ich wette, er benutzt hier dasselbe Passwort wie zu Hause.“




Das leuchtete Niels ein und sie schlichen sich in die oberste Etage, wo die IT und das Büro des Chefs waren. Kaum traten die beiden jungen Männer aus dem Aufzug, stoppten sie noch an der Stahltür, die sich leise hinter ihnen schloss.
Sie blickten direkt in Friedberts Büro, wo eben dieser eifrig an einem Bericht schrieb. Zum Glück war er so darin vertieft, dass er nicht mitbekam, was vor seiner Bürotür vor sich ging.
„Verdammt!“ zischte Niels.
„Hier ist es auch nicht besser“ informierte Justin seinen Freund, als er durch eine Glastür in der anderen Richtung sah. „Der Techniker ist auch an seinem Platz.“




Die beiden verschwendeten keine Zeit und fuhren ein Stockwerk tiefer. Sie schlüpften durch eine andere Glastür ins Dunkel des Raumes um unbemerkt ihre nächsten Schritte zu planen.
Warme Luft und das Getöse vieler Lüfter schlug ihnen entgegen, kaum dass sie den Raum betreten hatten. Sie waren im Rechenzentrum des Labs gelandet.
„Genial“ rief Justin gegen den Krach an, als er all die blinkenden Lämpchen und Anzeigen der Server betrachtete. „Kannst Du von hier direkt auf die Maschinen zugreifen?“
Niels betrachtete sich die Reihen voller Rechner ebenfalls.
„Ich kanns versuchen!“




Doch ehe Niels zur Tat schreiten konnte, ging das Licht an. Geblendet von der plötzlichen Helligkeit drängten sie sich in die Nische zwischen Serverracks und Lüftung, in der Hoffnung wer auch immer meinte mitten in der Nacht hierher gehen zu wollen, würde nichts an den letzten Racks zu tun haben.




 
Justin spähte um die Ecke. Es war der IT-Techniker, der eine defekte Festplatte austauschen wollte.
Offensichtlich etwas gemütlicher Natur ließ er sich dabei Zeit, irgendeinen Popsong gegen den Krach der Maschinen pfeifend.




 
Endlich war der Mann fertig und verließ den Raum. Kaum war das Licht verblasst schoben sich die beiden Zeitreisenden aus ihrem Versteck. Niels versuchte sein Möglichstes doch noch an brauchbare Informationen zu gelangen, doch Justin bekam langsam Panik.
„Uns läuft die Zeit davon! Kommst Du nun an diese blöden Rechner dran, oder nicht?“
„Ich bin dran!“ giftete Niels zurück. „Ich bin gut, aber kein Zauberer, verdammt noch mal!“
Justin stöhnte, die Zeit bis sie zurück mussten, im Kopf berechnend.
„Wir müssen die irgendwie von ihren Plätzen weglocken“ drängte er weiter. „Lös Feueralarm aus, oder so was!“
Wild flogen die Finger über das Handheld. Niels tat was er konnte, das wusste Justin. Doch die Zeit drängte. Er rannte aus dem Serverraum.




„Verdammt, wo gehst Du hin!“ hörte er Niels im Headset nach ihm rufen.
„Den Feueralarm auslösen“ gab er zurück, nach einem verlassenen Labor suchend.
„Du willst Feuer legen?!“
„Fällt Dir was Besseres ein?“
Ein Seufzen drang in sein Ohr. „Nein.“
Justin fand was er suchte in einem Labor im ersten Stock. Er durchwühlte die Kühlung nach etwas leicht Brennbarem. Er gab eine als gefährlich markierte Substanz in eine Keramikschale und steckte sie in die Mikrowelle.




Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.




Der Feueralarm heulte nur Sekunden später und rief die Belegschaft auf den Plan.
Friedbert kam in den Raum gestürzt, die Unachtsamkeit seiner Mitarbeiter aufs Übelste beschimpfend. Der IT-Techniker ließ sich das Spektakel ebenfalls nicht entgehen. Das hier war um soviel spannender als das Computerspiel, mit dem er sich die Nacht versüßte.




Justin beobachtete das Geschehen von einem anderen Labor aus.
„Die Luft sollte nun rein sein“ informierte er seinen Partner.




„Ich bin schon oben“ gab Niels zurück. „Ich hoffe er kommt nicht so schnell zurück.“
„Wird er nicht“ kam die Stimme des Hybriden aus dem Headset. „Der ist viel zu beschäftigt seine Leute zur Schnecke zu machen.“
Niels grinste, dann durchwühlte er Friedberts Schreibtisch. Dieser barst von wissenschaftlichen Schriften, doch nichts davon war für ihr Anliegen von Belang.
Friedbert vergaß seinen Computer abzusperren, als der Feueralarm ihn aufschreckte, so konnte Niels ungestört in seinen Aufzeichnungen stöbern. Er kopierte den Inhalt des Emailpostfaches des vergangenen Jahres auf seinen kleinen Handheld und noch ein paar Kalenderdaten, dann mahnte ihn Justins Stimme zur Eile.
 



Da die gesamte Belegschaft sich immer noch im ersten Stock aufhielt, fuhr Niels kurzerhand mit dem Aufzug nach unten und spazierte einfach aus dem Gebäude heraus. Justin kletterte über einen Balkon zur Straße herunter. Niemand hatte ihr Kommen und Gehen, noch ihre Anwesenheit bemerkt.




So schnell sie ihre Beine trugen rannten die beiden Männer zu der Stelle, an der sie sich in diese Zeit materialisiert hatten. Leise knisternd erwartete sie bereits das Portal zurück in die Zukunft.




Sie tauschten einen erleichterten Blick aus und traten in das Energiefeld...




...welches sie von ihrem Abenteuer nach Hause bringen sollte.



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Freudiger Jubel empfing sie, als sie in ihre Zeit zurückkehrten.
Patrick hatte es nicht über sich gebracht Niels Familie abzuweisen, als sie darauf drangen die beiden Abenteurer zu empfangen. So nutzte er die kleine Verschiebung zwischen Abreise und Rückkehr, um sie ins Labor zu lassen.





Erleichtert schloss er seinen Sohn in die Arme, froh dass sie nicht nur wohlbehalten zurück waren, sondern offensichtlich keinen Schaden im Zeitgefüge angerichtet hatten.
Stella war das gleich. Sie war nur glücklich ihren Mann wieder zu haben und schlang ihre Arme fest um ihn. Niels presste ihren Körper an den seinen und versicherte ihr immer wieder leise, das er in Ordnung sei.





Sanft wischte er eine Freudenträne aus Stellas Gesicht. Doch trotz all der Freude und Erleichterung, die alle Anwesenden fühlten, waren sie gespannt zu erfahren, welche Erkenntnisse Niels und Justin gewonnen hatten.





Während Justin die spannenden Teile der Reise zum Besten gab, suchte Niels auf seinem Handheld nach den Informationen, von denen er glaubte, dass sie ihnen weiterhelfen könnten.
„Friedbert hat seine Emails verschlüsselt“ gab Pascal zu bedenken. „Wenn Du sie auf einen anderen Computer portierst, brauchst Du den richtigen Schlüssel und wenn Du den cracken willst, dauert das ewig.“
„Ich weiß“ erwiderte Niels. „Ich jage sie durch meinen Decoder, den ich die letzten Tage geschrieben habe. Währenddessen überprüfen wir die Notizen, die ich mir aus seinem Kalender gezogen habe.“
„Lasst uns in mein Büro gehen, dann können die Damen sich setzen“ schlug Patrick vor.





Während Lara, Stella und Niels es sich bequem machten, tippte Patrick einige Wörter aus den Notizen in eine Suchmaschine.
„Euer Friedbert ist wohl oft nach Simgermania gefahren?“
„Nicht das ich wüsste“ gab Pascal zurück. „Wieso?“
Patrick deutete auf eines der Schlagwörter.
„Nun der Ort „Kaiserbuckel“ kommt ziemlich oft in seinem Kalender vor.“
„Kaiserbuckel? Sagt mir nichts“ zuckte Lars mit den Schultern.
Patrick forschte weiter im Netz.
„Es heißt eigentlich „Kaiserstuhl“ gab Pascal bekannt. „Ein ehemaliger Vulkan am Rand des Schwarzwaldes in Simgermania. Heute ein sehr gutes Weinanbaugebiet. Ich wüsste nur nicht was Friedbert da gewollt haben könnte, er interessiert sich weder für Wein, noch denke ich dass er diesen Berg überhaupt kennt.“
 



Lars seufzte.
„Dann müssen wir wohl Simterpol einschalten, in Simeropa hat unsere Polizei... Mum!“
Lara war aufgesprungen und krümmte sich vor Schmerz.
„Oh Himmel, nicht, es ist noch zu früh!“





Lars eilte seiner Mutter zu Hilfe, die sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Patrick wählte mit fliegenden Fingern die Nummer des Notarztes.
Sacht drückte Lars seiner Mutter die Hand, ihr versichernd das sie nicht alleine durch das alles gehen müsste.
„Es wird alles gut, Mum. Du musst nur fest daran glauben.“
„Es ist noch viel zu früh“ wisperte sie. „Ich wollte doch das er dabei ist...“
Lars schluckte den Knoten in seinem Hals hinter, der ihm die Luft abzuschnüren drohte.
„Wir finden ihn“ gab er ebenso leise zurück. „Und dann wird er sich nur noch um Dich und das Baby kümmern, das weiß ich.“




Die Ambulanz traf kurz darauf ein und die Sanitäter brachten Lara vorsichtig zum Wagen, der sie ins Strangetown Hospital bringen sollte. Doktor Einsam machte bereits alles fertig was nötig war um Laras und Terrys Baby gesund auf die Welt zu bringen.




Schnell fuhr der Wagen davon. Hilflose Stille breitete sich aus, bis Niels seinem Frust Luft machen musste. Er wusste sich seiner Angst und Sorge um seine Eltern nicht anders habhaft zu werden.
„Verdammt! Da riskiert man Kopf und Kragen, hofft endlich weiter zu kommen und dann kommt der nächste Schlag! Mum ist schon so alt! Was wenn sie das nicht übersteht! Was wenn wir Dad nicht finden! Was wenn wir versagt haben, nach all der Anstrengung!“
Stella musterte ihren Mann stumm. Sie kannte seine Ängste, die aus seiner Kindheit stammten. Sie wusste, Niels war ein Kämpfer und würde immer versuchen sich über diese Ängste zu stellen. Doch wusste sie auch, dass ihr Mann Halt brauchte.
„Ab nach Hause. Du brauchst eine Dusche, etwas zu Essen und Ruhe. Und dann kümmern wir uns um Deine Mutter.“
Und während sie Niels zu ihrem Auto schob, machten Lars und Pascal sich auf den Weg zum Hospital.



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