----
Da meine Familie sich gewünscht hatte bei der Rettung Terrys dabei sein zu dürfen, habe ich ihnen zwei kleine Rollen in diesem Teil gegeben. Zugegeben, sie machen sich gut als Polizistinnen...
----
„Es sind nun Monate vergangen und die
Polizei ist immer noch nicht weiter?!“
Pascal musste insgeheim die Ruhe
bewundern, die Officer Rivendell an den Tag legte, angesichts seines
wütenden Ehemannes.
„So langsam beginne ich zu denken ein
paar Leute machen ihren Job nicht vernünftig!“
„Ich weiß, Sie sind besorgt“
versuchte die Beamtin ihn zu beschwichtigen. „Wir tun auch was wir
können. Doch mit so wenigen Angaben ist es nicht leicht eine Person
zu finden, die vielleicht gar nicht gefunden werden will?“
Lars tobte. „Verdammt nochmal, mein
Vater ist nicht abgehauen, sondern wurde entführt! Wann geht das
endlich in Ihren verdammten …Schädel!“ Als Lars die Beamtin so
anfuhr, zuckten alle zusammen.
Die Polizistin lächelte immer noch,
doch die Kälte in ihrer Stimme gab zu verstehen dass sie genug
hatte.
„Ich denke es ist besser Sie fahren
nach Hause, Herr Kurios, und beruhigen sich. Wenn nicht, bin ich
gezwungen Ihnen ein „Bett“ bei uns anzubieten, bis Sie wieder bei
Sinnen sind.“
Pascal zweifelte keine Sekunde das sie
meinte was sie sagte. Officer Rivendells junge Kollegin, Officer
Skadi Ase, machte ebenfalls den Eindruck dass sie jede Sekunde
eingreifen würde. Er versuchte seinen Mann zu beruhigen, ehe
Nahkampffertigkeiten und Handschellen zum Einsatz kamen.
„Lass uns gehen, Schatz. Wir können
im Moment nichts tun.“
Pascal gelang es seinen Ehemann aus dem
Gebäude zu ziehen, doch Lars war in seinem Ärger nicht zu bremsen.
Er konnte nicht aufhören seinem Unmut über den Arm des Gesetzes
Luft zu machen.
Lara tat die Aufregung überhaupt nicht
gut und brach immer wieder in Tränen aus.
Pascal schob Lars in den Van, ehe sie
doch noch wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses belangt wurden
und fuhren Lara nach Hause, wo Rick schon auf sie wartete und sich
sofort um sie kümmerte. Und während Lars endlich still war und sich
schmollend auf die Bank setzte, nahm Pascal Niels beiseite.
„Jetzt bleibt uns nur noch eine
Möglichkeit.“
Niels zögerte, wusste er doch sofort
was sein Schwager meinte.
„Ich weiß nicht. In die
Vergangenheit zu reisen ist kein Kinderspiel...“
„Richtig, es ist kein Spiel. Er ist
Dein Vater.“
Es war als hätte man nun bei Niels
einen Stein gelöst, eine Öffnung geschaffen, aus der all der Frust
und Ärger der vergangenen Jahre wie ein Sturzbach herausströmen
konnte.
„Mein Vater ja? Meinst Du diesen
Idioten, der unser aller Leben ruiniert hat? Der uns im Stich
gelassen hat, nur weil es ihn in der Hose juckte? Weil er meinte
seine Midlife-Crisis nicht anders zu bewältigen als mit Deinem
Bruder ins Bett zu springen, egal was er meiner Mutter damit antat,
egal was er mir damit angetan hatte? Meinst Du den?!“
Pascal nickt gelassen. „Genau den.“
Niels fuhr sich müde über das
Gesicht, sein Ausbruch war ebenso schnell vorbei wie er begonnen
hatte.
„Ich kann das nicht tun. Die feuern
mich sofort wenn es rauskommt. Und Stella ist wieder schwanger... was
wenn es schief geht?“
Wäre die Situation nicht so ernst,
wäre Pascal sicherlich ein lockerer Spruch über die Lippen gekommen
weil das zweite Kind unterwegs war, kaum dass das erste geboren war.
Doch sie hatten andere Probleme.
„Ich versteh schon. Wir haben nur
keine anderen Optionen mehr.“
Ohne ein weiteres Wort dreht sich Niels
um und ging nach Hause. Pascal sah ihm nach. Er verstand ihn nur zu
gut, er würde an Niels Stelle ebenso reagieren. Aber er war der
Einzige, der in Frage dafür kam. Wenn jemand den letzten Schritt tun
konnte, dann er.
Stumm setzte er seinen Ehemann ins Auto
und fuhr mit ihm nach Hause, die Kinder würden bald aus der Schule
kommen. Er würde das Essen auf den Tisch bringen und mit ihnen die
Hausaufgaben machen. Und dabei überlegen, wie es weitergehen sollte.
----
Nelson klimperte fröhlich auf dem
Spielzeuginstrument, welches er von seiner Oma bekommen hatte. Niels
beobachtete den kleinen Mann wie er verzückt auf die Metallplättchen
schlug und jeden Ton mit einem Glucksen kommentierte.
Während sein Söhnchen beschäftigt
war, glitten Niels Gedanken zu dem, was Pascal gesagt hatte.
Es war schon ein paar Tage her, als
sein Schwager ihn darum gebeten hatte in die Zeit zurückzureisen, um
in der Vergangenheit nach Hinweisen zu suchen. Pascal tat diese Bitte
nicht leichtfertig, das wusste Niels. Er wusste auch wie fertig sein
Bruder und seine Mutter inzwischen waren. Und er wusste auch, dass
allen bewusst war, was sie von ihm verlangten.
Stella setzte sich leise zu ihm und
berührte ihn sacht an der Hand. Er richtete sich auf und nahm seine
Frau in den Arm. Sie sprachen kein Wort, das war auch nicht nötig.
Stella würde auch so wissen, was in ihm vorging.
Sie saßen so dort, eng aneinander
geschmiegt, seine Hand an ihrer Wange, ihre zarte Haut unter seinen
Fingern. Er saß dort und genoss ihre Wärme, das Kribbeln in seinem
Inneren, das ihn jedes mal überkam wenn sie nur in seiner Nähe war.
Niels verstand nie was das war, dieses
wunderbare Gefühl. Dazu war er wohl nicht romantisch genug, dachte
er. Er wusste nur was es war, wenn sie nicht da war.
Es schmerzte. Es war als wenn die Luft
zum Atmen fehlte und er ersticken müsste. Und nun war er drauf und
dran ihr dasselbe anzutun, vielleicht für immer.
„Ich muss gehen“ murmelte er.
„Ich weiß.“
„Baby, ich...“
„Du musst mir nichts erklären“
erwiderte Stella sanft. „Wenn Du es nicht tust, machst Du Dir Dein
Leben lang Vorwürfe.“
Gütige Simgöttin, wie er diese Frau
liebte. Und wie er sich dafür hasste, dass sie Recht hatte. Er
musste es tun. Der einzige Trost war, dass seine Familie für Stella
und die Kinder sorgen würde, sollte es schiefgehen.
Anstatt einer Antwort presste er seine
Lippen auf die ihren und küsste sie. Stella dehnte den Kuss aus, bis
sie keinen Atem mehr hatten. Dann ließ sie ihn gehen.
Niels erhob sich und kramte seine
Sachen zusammen. Das Klimpern des Spielzeugxylophons und Nelsons
fröhliches Glucksen übertönte das Klirren der Schlüssel, als er
sie in die Tasche steckte.
Stella kam nicht mit zur Tür um ihren
Mann zu verabschieden, sie konnte es nicht. Niels war dankbar dafür,
würde es den Abschied nur noch schlimmer machen.
Ohne ein weiteres Wort verließ er das
Haus und machte sich auf den Weg zu den Time Travel Labs, um sich auf
die vielleicht gefährlichste Reise seines Lebens zu begeben.
----
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen