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Seufzend betrachtete ich unseren
Weihnachtsbaum, den ich gerade mit Rick geschmückt hatte. Ich konnte
gar nicht sagen wie dankbar ich war, das er bei mir war, die ganzen
Vorbereitungen wären mir alleine über den Kopf gestiegen. Heute
sollten Lars, Pascal und die Zwillinge aus dem Krankenhaus
zurückkehren und ich durfte alles organisieren. So langsam wurde es
wirklich eng im Hause Kurios, Rick musste ich bei Sirius
einquartieren, da Friedbert großmütig seine Anwesenheit angekündigt
hatte.
Ich freute
mich wahnsinnig meine Kinder wieder zusehen, Lars hatte sich gut
erholt, er konnte ohne irgendwelche Einschränkungen leben und wer,
außer Pascal natürlich, war darüber glücklicher als ich.
Doch Pascal war sehr still und trauerte um
seinen Bruder, Lars konnte ihn kaum aufmuntern. Lutz´ Tod
überschattete im Moment einfach alles, mir graute schon vor der
Beerdigung, die am nächsten Tag stattfinden sollte und erst recht
vor den Feiertagen.
Ich hatte
dafür plädiert, das wir alle zusammen feiern, wir Kurioses
hier oben und auch Lara und Niels mit Freundin, wenn sie denn mochte.
Mir gefiel der Gedanke nicht, das Lara dort unten alleine saß, auch
wenn Niels bei ihr war. Hier oben wäre sie wenigstens unter Sims,
die sie bis auf eine Ausnahme mochte und kannte, aber ich bezweifelte
sowieso, dass Friedbert den Geselligen rauskehren würde. Außerdem
freute sie sich bestimmt, die Kinder zusehen.
Rick sah mich etwas
eigentümlich an, als ich den Vorschlag machte, doch Pascal und Lars
stimmten zu. Wir wollten alle zusammen feiern, denn gerade der
lebenslustige Lutz hätte niemals gewollt, dass wir Trübsal blasen.
Lara hatte
sich auch über die Einladung gefreut, auch wenn sie es kaum
ausdrücken konnte. Ich hätte es vermutlich auch nicht gekonnt, wenn
ich gerade dabei wäre meinen geliebten Ehepartner zu begraben und
ein paar Tage drauf auf eine Weihnachtsfeier gehen sollte.
Und so standen wir nun auf dem kleinen
Friedhof von Strangetown, wo Lutz´ Larsons letzte Ruhestätte lag,
geschmückt mit einem goldenen Grabstein, gestiftet von der
virologischen Abteilung der Strangetown Labs. Das teure Denkmal war
ein bitterer Trost für Lara.
Lara dort
stehen zu sehen, wie sie um Lutz trauerte, der Anblick tat mir in der
Seele weh. Wie gerne wäre ich zu ihr gegangen, hätte sie getröstet,
ihr gesagt das es mir aufrichtig leid tat, denn solch einen
Schicksalsschlag hätte ich ihr niemals gewünscht, in einhundert
Jahren nicht! Und auch wenn ich wieder einmal spürte, wie viel ich
doch noch für meine Exfrau empfand, so durfte keine Beziehung
auseinander gehen, so durfte ein Sim einfach nicht leiden. Und so
blieb ich als Schwager in den hinteren Reihen, wo ich hingehörte und
beobachtete Lara, die von Niels getröstet wurde.
Friedbert
stand neben mir und sagte die ganze Zeit kein Wort, doch sein sonst
so wacher Blick, dem normalerweise nichts entging, war trüb. Ich
fragte mich über was er wohl nachdachte, ob er um Lutz trauerte,
oder nur Formeln durchging, oder ob er einfach seine Gefühle nicht
zeigen konnte und ebenfalls Halt brauchte…
Ich wusste nur, dass ich froh gewesen
wäre wenn er mir wenigstens etwas Halt gegeben hätte, dieses
Szenario, diese Traurigkeit in der Luft, machte mich fertig.
Ungeduldig hörte ich mir das sinnlose, nicht enden wollende
Geplapper diverser Trauergäste an, bis wir endlich nach Hause gehen
konnten.
Der übliche
Leichenschmaus entfiel zum Glück, denn wir waren uns einig lieber am
Weihnachtstag ein gutes Essen zu genießen. Momentan hatte eh niemand
richtig Hunger.
Friedbert dampfte sofort wieder ab und
ließ mich alleine und wütend zurück. Verflucht, auch mir ging es
bescheiden, bei der Stimmung die hier herrschte! Ich brauchte auch
jemanden, der mich tröstete und liebte, verdammt!
„Wo willst du jetzt hin?! Ich brauche
Hilfe hier!“
„Ich muss noch etwas erledigen. Die
anderen sollen dir helfen.“
Rick
schüttelte nur den Kopf und ich spürte, dass mein kleiner Bruder
sich auch nicht besonders wohl fühlte, in diesem Trauerreigen. Er
hatte mir versprechen müssen hier in unserem Haus auf seine Drogen
zu verzichten und er schien sich auch daran zu halten, jedenfalls
hatte ich ihn nie beim Rauchen erwischt, oder verdächtige
Gegenstände gefunden. Doch als er sich an diesem Abend alleine in
die Downtown aufmachte, machte ich mir Sorgen.
Also
verkrümelte ich mich alleine in mein Bett, die Kinder schliefen,
Lars tröstete Pascal und der Rest… ging seiner Wege.
Ich mummelte mich in meine Decke und
versuchte nicht an Lara zu denken, die jetzt ebenfalls alleine in ihr
Bett gekrochen sein mochte und wie ich nicht einschlafen konnte. Aber
das wollte mir nicht so recht gelingen.
Der
gefürchtete Abend kam. Aber zu meiner großen Freude waren auch Lara
und Niels da. Ich hatte Lachs und Truthahn zubereitet, der Vorteil
wenn man ein Hausmann war; „Mann“ konnte Kochen. Doch irgendwie
wollte bei mir keine Stimmung aufkommen, ich schaufelte nur stumm
mein Essen in mich hinein und das schien sogar Lara aufzufallen.
Weihnachten war für mich immer das
Fest der Feste gewesen und gerade Lara wusste, wie sehr ich mich
immer darauf gefreut hatte. Doch der Stress der letzten Wochen und
Tage, ließ mich einfach nicht los.
Tatsächlich
war auch Friedbert wieder da und glänzender Laune. Ich war so wütend
auf ihn, wahrscheinlich vermieste mir das die Weihnachtsstimmung. Die
Arbeit mir überlassen und sich dann freudestrahlend zum Essen
blicken lassen, das sah ihm ähnlich.
Rick hatte kaum etwas gegessen und ich
wusste nicht ob es mit seinem Downtownbesuch zusammenhing, oder
nicht, es war ihm jedenfalls nichts anzumerken. Er spielte lieber mit
seinem Liebling Sirius. Pascal war froh das der kleine, grüne Junge
einen weiteren Freund hatte, denn wie jeder Vater hatte Pascal etwas
Angst, dass sein ungewöhnlicher Sohn nicht akzeptiert werden würde.
Doch ich
versuchte mich wieder zu beruhigen, angesichts der Tatsache, dass wir
ein Mitglied der Familie gerade erst beerdigt hatten, war es eine
schöne, friedliche Familienfeier. Die Kleinen spielten mit ihren
Geschenken und die Großen hielten Smalltalk.
„Sag mal
Friederike, willst du nicht mit Deinem Spielzeug spielen?“ fragte
Pascal seine Nichte, die sich für ihr Puppenhaus weit weniger zu
interessieren schien, als ihr Cousin Sirius.
„Nein, Papa soll mir lieber etwas die
Mendelschen Gesetze erzählen.“
Pascal
stellte seinen Teller beiseite und hob Friederike hoch. Prüfend sah
er sie an, er hatte mir nicht geglaubt, als ich ihm erzählte, dass
Friederike sich in diesem Alter schon in Naturwissenschaften übte.
„Sag mal Mäuschen, wer erzählt dir
denn solche Sachen. Soll ich dir nicht ein Märchen vorlesen?“
Doch damit stieß er bei meiner Tochter
auf sehr wenig Gegenliebe. Sie zappelte und wollte runtergelassen
werden. „Nein, diese langweiligen Kindergeschichten kannst du
Sirius erzählen!“
Sichtlich geschockt über dieses
atypische Verhalten, ließ Pascal sie wieder runter.
Friedbert
kam zu mir und nahm meine Hand. „Ich habe auch etwas für dich.“
Er zeigte auf den Boden und dort saß…
ein kleiner Hund!
Total perplex ging ich in die Hocke.
„Ja aber… für mich? Ein Hund?“
„Ich dachte über einen treuen
Begleiter würdest du dich freuen.“
„Ja… sicher… Ich hatte noch nie
einen Hund, ich hab doch gar keine Ahnung was das Tier alles
braucht…“
„Kein
Problem“ sagte Friedbert. „Hier im Regal steht ein Buch über
Haltung und Pflege von Hunden. Lies dich einfach ein.“
Seufzend streckte ich die Hand zu dem
kleinen Vierbeiner aus, der mich mit seinen braunen Hundeaugen
freundlich ansah und mit dem Schwanz wedelte. Wenigstens schien er
mich zu mögen, soviel wusste ich schon mal über seine Art sich
auszudrücken. Ich streichelte ihm das glatte, braune Fell.
„Nun ja, ein weiteres Maul zu
füttern. Wie nenne ich dich denn?“
Ich
entschloss mich den kleinen Rüden „Ricky“ zu nennen, zu Ehren
meines Bruders, der mich am nächsten Tag wieder verlassen wollte.
Vielleicht war die Idee von Friedbert gar nicht mal schlecht, der
kleine Hund brachte wenigstens etwas Abwechslung in unser
Familienleben. Ich versuchte gleich Ricky ein Kunststück
beizubringen und er lernte erstaunlich gut. Lara beobachtete mich und
ein Lächeln huschte über ihr sonst so trauriges Gesicht, als sie
mich mit dem Tierchen zusammen sah.
Dies war das schönste Geschenk, Lara
Lächeln zu sehen, nachdem mir jede ihrer Tränen Höllenqualen
bereitet hatte. So waren es doch noch schöne Weihnachten für mich
geworden.
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