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Es war nun schon einige Zeit vergangen,
da flatterte mir der Scheidungstermin ins Haus. Ich hatte seit meinem
Rauswurf zu Lara keinen Kontakt mehr, ich telefonierte nur ab und an
mit Niels. Mein Jüngster war natürlich auch böse auf mich, doch er
brauchte den Kontakt zu seinem Vater noch zu sehr, als das er nicht
mit mir reden wollte.
Mein Leben
verlief in ruhigen Bahnen, wenn da nicht ständig meine Gedanken an
Lara wären. Sie war mir allgegenwärtig, hing ständig in meinem
Kopf. Ich konnte einfach nicht mit ihr abschließen, obwohl ich
derjenige war, der Schuld an der Situation hatte. Wieder starrte ich
auf die Ladung zum Scheidungstermin. Morgen war es also soweit. Ab
morgen würde es keine Eheleute Larson mehr geben.
Friedbert
war noch im Labor, und so ging ich talwärts, zu den kleinen
Geschäften an der Road to Nowhere. Der Spaziergang in der angenehm
kühlen Abendluft tat mir gut, und die Auslagen der Geschäfte
lenkten mich von meinen trüben Gedanken ab. Langsam schlenderte ich
über den Platz der Strangetown Mall, als ich eine vertraute Stimme
hinter mir hörte.
„Hallo Terry...“
Ein Blitz
schien durch meinen Körper zu rasen. Lara stand hinter mir. Ich
drehte mich zu ihr und ihr Anblick bereitete mir Höllenqualen. Was
würde jetzt kommen? Eine Szene mitten auf dem Platz hier? Mein Hals
kratzte.
„Hallo Lara...“
Wir standen
uns gegenüber und sahen uns an. Ihr Haar war strubbelig wie immer
und ihre braunen Augen glänzten traurig.
„Wie geht es dir?“ fragte ich sie
leise.
„Ganz gut, und dir?“
Ich zuckte leicht mit den Schultern.
„Weiß nicht...“
Betreten schaute ich auf den Boden. War
es denn so schwer zu sagen wie es einem geht? Wie man sich fühlt?
Scheinbar schon...
„Was macht
Niels? Ist er ok?“
Lara nickte. „Ja, es geht ihm gut. Er
versucht seinen Ärger mit Lernen zu kompensieren. Er arbeitet jetzt
schon zuviel.“
Ich sah Lara wieder an. „Und du?
Arbeitest du immer noch soviel? Ich... sorry, ich sollte vielleicht
nicht fragen... es geht mich ja nichts mehr an...“
„Schon ok... ich bin befördert
worden, Terry. Ich arbeite nur noch viermal die Woche für sechs
Stunden und verdiene mehr.“
Ich
schluckte. „Dann hast du ja jetzt geschafft, wofür du so hart
gearbeitet hast... macht dich das glücklich?“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Das ist unfair. Du weißt warum ich das getan habe. Ich dachte ich
tue uns damit einen Gefallen. Ich wollte das es uns gut geht, das wir
weniger Sorgen haben... ich hätte nie gedacht dass du das so
missverstehst...“
„Ich
fühlte mich so einsam, Lara, so alleingelassen. Du warst neben mir,
und doch so weit weg... ich habe dich gebraucht, dich vermisst...“
Ich ließ den Kopf hängen und meinen
Tränen freien Lauf. Lara stand neben mir und wusste nicht was sie
machen sollte.
„Terry, warum hast du nie etwas
gesagt, warum hast du nie mit mir geredet...“
„Wann
denn“ schluchzte ich. „Wir haben uns doch immer nur die
Klinke in die Hand gedrückt. Wann haben wir uns groß die letzte
Zeit gesehen? Das war doch kein Eheleben mehr, nur noch eine WG...“
Lara nickte traurig. „Ich weiß. Es
tut mir leid Terry, ich weiß dass ich zum großen Teil Schuld habe.
Ich kenne dich nun schon so lange und ich hätte es besser wissen
müssen, du bist...“ Ein trauriges Lächeln huschte über ihr
Gesicht. „Du bist einfach ein kleiner Schmusebär.“
Mein Magen
krampfte sich zusammen. So nannte sie mich früher immer, Schmusebär.
Früher, das war so lange her... Früher waren wir glücklich...
Ich trat etwas näher an sie heran und
fasste vorsichtig ihre Hand.
„Lara, ich... es tut mir so leid...
könnten wir nicht...“
Lara machte
einen kleinen Schritt zurück und zog ihre Hand aus meiner heraus.
„Es tut mir leid, Terry, wirklich, aber... es ist soviel
passiert... und ich weiß nicht ob ich dir noch vertrauen kann, nach
alldem...“
Ich nickte nur. Zu mehr war ich im
Moment einfach nicht fähig.
„Außerdem
ist da jemand Anderes... ich habe auch wieder jemanden gefunden.“
Ich spürte einen Stich in meinem
Herzen. Die Nadel der Eifersucht stach in mein Herz, obwohl mir das
am allerwenigsten zustand...
„Kenne ich ihn? Wer ist es?“
Lara wies hinter mich. „Ja, du kennst
ihn, da kommt er...“
„So mein
Schatz, wir können gehen... oh, hallo Terry.“
„Hallo Lutz“ antwortete ich etwas
steif. Ziemlich betreten standen wir drei nun dort.
„Ich gehe schon mal vor“ sagte Lutz
zu Lara und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Bis gleich.“
Lutz nickte mir zu und ging dann in
eines der Geschäfte.
„Ihr... ihr seid jetzt zusammen?“
stotterte ich.
„Ja... seit ein paar Wochen.“
„Aber, er ist doch jünger als du...“
„Ist Friedbert nicht auch jünger als
du? Und was spielt es für eine Rolle, wenn man jemanden mag...“
Lara berührte kurz meinen Arm und
wandte sich zum Gehen. „Ich muss gehen, wir sehen uns morgen.“
„Ja, ist gut“ antwortete ich leise,
dann machte ich mich ebenfalls auf den Weg.
Lara blieb wieder stehen und rief nach
mir. „Terry?“
Abrupt hielt ich an. “Ja?”
“Pass bitte auf
dich auf.”
Ich sah ihr
nach, wie sie in dem selben Geschäft wie Lutz verschwand und ging
dann nach Hause. Die Nacht war nicht erholsam für mich, ich träumte
schlecht und musste ständig an den Termin morgen denken. Wie hatte
ich auch nur denken können, dass ich noch eine Chance bei ihr haben
könnte? Nachdem, was gewesen war? Und mir hätte auch klar sein
müssen, dass sie einen neuen Partner haben könnte...
Ich
überstand den Termin am nächsten Tag vor Gericht gut. Friedbert begleitete mich,
ebenso Lutz Lara, und da der Richter mitbekam, das wir unsere neuen
Partner im Schlepptau hatten, galt die Ehe als zerrüttet und wurde
anstandslos geschieden. Anschließend lud mich Friedbert zum Essen
ein, um mich auf andere Gedanken zu bringen.
Still aß
ich vor mich hin. Ich realisierte inzwischen das ich nun geschieden
war und offiziell keinen Partner mehr hatte, einer meiner Alpträume
wurde wahr... Und dieser Gedanke ließ mich einsam fühlen, einsam,
obwohl ich einen Freund hatte, doch ein Freund war eben nicht
genug...
Plötzlich
unterbrach Friedbert die Stille. „Terry, nun, da es durchgestanden
ist, wollte ich dich gerne etwas fragen...“
Er stellte ein kleines Kästchen auf
den Tisch. „Terry, ich weiß du fühlst dich einsam. Und ich liebe
dich. Ich möchte dass du dich wohl fühlst. Bitte heirate mich.“
Das kam so unerwartet, das ich die
Gabel fallen ließ.
„Wwas? Ungläubig starrte ich auf das
Kästchen. Mit zitternden Händen öffnete ich es. Ein wahnsinnig
teuer aussehender Ring befand sich darin.
Er meinte es
tatsächlich ernst. Ich zögerte kurz. Sollte ich das wirklich tun?
Ich war nun geschieden, Lara wollte mich nicht mehr und hatte einen
Neuen, und ich sehnte mich nach Familie. Entschlossen nahm ich den
Ring heraus und steckte ihn mir an den Finger.
„Ja, Friedbert. Ich werde dich
heiraten.“
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