Freitag, 20. Dezember 2013

Teil 10 - Ende und Anfang

Vorher: Nervenbündel

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Es war nun schon einige Zeit vergangen, da flatterte mir der Scheidungstermin ins Haus. Ich hatte seit meinem Rauswurf zu Lara keinen Kontakt mehr, ich telefonierte nur ab und an mit Niels. Mein Jüngster war natürlich auch böse auf mich, doch er brauchte den Kontakt zu seinem Vater noch zu sehr, als das er nicht mit mir reden wollte.

  
Mein Leben verlief in ruhigen Bahnen, wenn da nicht ständig meine Gedanken an Lara wären. Sie war mir allgegenwärtig, hing ständig in meinem Kopf. Ich konnte einfach nicht mit ihr abschließen, obwohl ich derjenige war, der Schuld an der Situation hatte. Wieder starrte ich auf die Ladung zum Scheidungstermin. Morgen war es also soweit. Ab morgen würde es keine Eheleute Larson mehr geben.


Friedbert war noch im Labor, und so ging ich talwärts, zu den kleinen Geschäften an der Road to Nowhere. Der Spaziergang in der angenehm kühlen Abendluft tat mir gut, und die Auslagen der Geschäfte lenkten mich von meinen trüben Gedanken ab. Langsam schlenderte ich über den Platz der Strangetown Mall, als ich eine vertraute Stimme hinter mir hörte.
„Hallo Terry...“

 

Ein Blitz schien durch meinen Körper zu rasen. Lara stand hinter mir. Ich drehte mich zu ihr und ihr Anblick bereitete mir Höllenqualen. Was würde jetzt kommen? Eine Szene mitten auf dem Platz hier? Mein Hals kratzte.
„Hallo Lara...“


 Wir standen uns gegenüber und sahen uns an. Ihr Haar war strubbelig wie immer und ihre braunen Augen glänzten traurig.
„Wie geht es dir?“ fragte ich sie leise.
„Ganz gut, und dir?“
Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Weiß nicht...“
Betreten schaute ich auf den Boden. War es denn so schwer zu sagen wie es einem geht? Wie man sich fühlt? Scheinbar schon...


 „Was macht Niels? Ist er ok?“
Lara nickte. „Ja, es geht ihm gut. Er versucht seinen Ärger mit Lernen zu kompensieren. Er arbeitet jetzt schon zuviel.“
Ich sah Lara wieder an. „Und du? Arbeitest du immer noch soviel? Ich... sorry, ich sollte vielleicht nicht fragen... es geht mich ja nichts mehr an...“
„Schon ok... ich bin befördert worden, Terry. Ich arbeite nur noch viermal die Woche für sechs Stunden und verdiene mehr.“

 

 Ich schluckte. „Dann hast du ja jetzt geschafft, wofür du so hart gearbeitet hast... macht dich das glücklich?“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Das ist unfair. Du weißt warum ich das getan habe. Ich dachte ich tue uns damit einen Gefallen. Ich wollte das es uns gut geht, das wir weniger Sorgen haben... ich hätte nie gedacht dass du das so missverstehst...“

 

 „Ich fühlte mich so einsam, Lara, so alleingelassen. Du warst neben mir, und doch so weit weg... ich habe dich gebraucht, dich vermisst...“
Ich ließ den Kopf hängen und meinen Tränen freien Lauf. Lara stand neben mir und wusste nicht was sie machen sollte.
„Terry, warum hast du nie etwas gesagt, warum hast du nie mit mir geredet...“


 „Wann denn“ schluchzte ich. „Wir haben uns doch immer nur die Klinke in die Hand gedrückt. Wann haben wir uns groß die letzte Zeit gesehen? Das war doch kein Eheleben mehr, nur noch eine WG...“
Lara nickte traurig. „Ich weiß. Es tut mir leid Terry, ich weiß dass ich zum großen Teil Schuld habe. Ich kenne dich nun schon so lange und ich hätte es besser wissen müssen, du bist...“ Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Du bist einfach ein kleiner Schmusebär.“


 Mein Magen krampfte sich zusammen. So nannte sie mich früher immer, Schmusebär. Früher, das war so lange her... Früher waren wir glücklich...
Ich trat etwas näher an sie heran und fasste vorsichtig ihre Hand.
„Lara, ich... es tut mir so leid... könnten wir nicht...“
 

 Lara machte einen kleinen Schritt zurück und zog ihre Hand aus meiner heraus. „Es tut mir leid, Terry, wirklich, aber... es ist soviel passiert... und ich weiß nicht ob ich dir noch vertrauen kann, nach alldem...“
Ich nickte nur. Zu mehr war ich im Moment einfach nicht fähig.


 „Außerdem ist da jemand Anderes... ich habe auch wieder jemanden gefunden.“
Ich spürte einen Stich in meinem Herzen. Die Nadel der Eifersucht stach in mein Herz, obwohl mir das am allerwenigsten zustand...
„Kenne ich ihn? Wer ist es?“
Lara wies hinter mich. „Ja, du kennst ihn, da kommt er...“
 

 „So mein Schatz, wir können gehen... oh, hallo Terry.“
„Hallo Lutz“ antwortete ich etwas steif. Ziemlich betreten standen wir drei nun dort.
„Ich gehe schon mal vor“ sagte Lutz zu Lara und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. „Bis gleich.“
Lutz nickte mir zu und ging dann in eines der Geschäfte.
„Ihr... ihr seid jetzt zusammen?“ stotterte ich.
„Ja... seit ein paar Wochen.“
„Aber, er ist doch jünger als du...“
„Ist Friedbert nicht auch jünger als du? Und was spielt es für eine Rolle, wenn man jemanden mag...“
Lara berührte kurz meinen Arm und wandte sich zum Gehen. „Ich muss gehen, wir sehen uns morgen.“
„Ja, ist gut“ antwortete ich leise, dann machte ich mich ebenfalls auf den Weg.
Lara blieb wieder stehen und rief nach mir. „Terry?“
Abrupt hielt ich an. “Ja?”
Pass bitte auf dich auf.”


 Ich sah ihr nach, wie sie in dem selben Geschäft wie Lutz verschwand und ging dann nach Hause. Die Nacht war nicht erholsam für mich, ich träumte schlecht und musste ständig an den Termin morgen denken. Wie hatte ich auch nur denken können, dass ich noch eine Chance bei ihr haben könnte? Nachdem, was gewesen war? Und mir hätte auch klar sein müssen, dass sie einen neuen Partner haben könnte...


 Ich überstand den Termin am nächsten Tag vor Gericht gut. Friedbert begleitete mich, ebenso Lutz Lara, und da der Richter mitbekam, das wir unsere neuen Partner im Schlepptau hatten, galt die Ehe als zerrüttet und wurde anstandslos geschieden. Anschließend lud mich Friedbert zum Essen ein, um mich auf andere Gedanken zu bringen.

 
  
Still aß ich vor mich hin. Ich realisierte inzwischen das ich nun geschieden war und offiziell keinen Partner mehr hatte, einer meiner Alpträume wurde wahr... Und dieser Gedanke ließ mich einsam fühlen, einsam, obwohl ich einen Freund hatte, doch ein Freund war eben nicht genug...


 Plötzlich unterbrach Friedbert die Stille. „Terry, nun, da es durchgestanden ist, wollte ich dich gerne etwas fragen...“
Er stellte ein kleines Kästchen auf den Tisch. „Terry, ich weiß du fühlst dich einsam. Und ich liebe dich. Ich möchte dass du dich wohl fühlst. Bitte heirate mich.“
Das kam so unerwartet, das ich die Gabel fallen ließ.
„Wwas? Ungläubig starrte ich auf das Kästchen. Mit zitternden Händen öffnete ich es. Ein wahnsinnig teuer aussehender Ring befand sich darin.

 

 Er meinte es tatsächlich ernst. Ich zögerte kurz. Sollte ich das wirklich tun? Ich war nun geschieden, Lara wollte mich nicht mehr und hatte einen Neuen, und ich sehnte mich nach Familie. Entschlossen nahm ich den Ring heraus und steckte ihn mir an den Finger.
„Ja, Friedbert. Ich werde dich heiraten.“


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