Freitag, 20. Dezember 2013

Teil 12 - Noch eine Hochzeit

Vorher: Teil 11 - Laras Tagebuch

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Ich wachte mit diesem unangenehmen Gefühl im Magen auf, das mich nun seit Tagen quälte.
Doch ich spürte sofort, heute war es schlimmer als sonst und ich schwang schnell die Beine aus dem Bett, um zur Toilette zu rennen. Mein Magen rebellierte und ich spuckte seinen Inhalt aus, was nicht viel war, da ich gestern Abend vor Aufregung nichts essen konnte.


Heute war unser großer Tag, heute würden Friedbert und ich heiraten. Ich war so aufgeregt wie ein Teenie vorm ersten Mal.
Kein Wunder das ich die Spuckerei hatte, was mich nur stutzig machte war, diese Übelkeit dauert nun schon drei Wochen an und ich wusste nicht woher sie kam. Ich konnte doch nicht drei Wochen zuvor schon aufgeregt sein, oder doch?
Die Vorbereitungen liefen schließlich auch schon eine Weile, wahrscheinlich spielte mir mein Nervenkostüm mal wieder einen Streich.


 Ich brachte meine Morgentoilette hinter mich und ging in die Küche, wo mich mein Bräutigam bereits erwartete.
„Guten Morgen mein Schatz, ich habe dir heute mal einen anderen Frühstücksdrink gemacht, weil dir ja immer so schlecht ist. Der bringt dich wieder auf die Beine.“
Ich nahm meinen Saft und kippte ihn hinunter. Er schmeckte etwas komisch, aber nach ein paar Minuten ging es mir tatsächlich besser, die Übelkeit war wie weggeblasen.
 

Aber eines wunderte mich schon länger. „Sag mal Schatz, du machst mir immer so leckere Drinks, aber du trinkst nie etwas davon, wieso?“
Friedbert lächelte. „Weil ich es nicht nötig habe. Aber du bist immer so blass, da schaden Vitamine nicht.“
Zufrieden mit der Antwort und dem Gefühl einen fürsorglichen Partner zu haben, ging ich in unser Schlafzimmer und zog mich für die Zeremonie um.


 Es war soweit, alles war für die Hochzeit hergerichtet und unsere Gäste hatten Platz genommen. Auch Lutz und Lara waren gekommen.
Friedbert und ich standen nun unter dem Hochzeitsbogen und sagten uns die mir vertrauten Worte von Liebe und Treue. Und während mir die Worte über die Lippen kamen, dachte ich wieder an Lara, der ich vor vielen Jahren eben diesen Eid schwor, und ihn nicht hielt...
Doch dies sollte nun ein neuer Anfang sein, ein neues Glück. Ich hoffte sehnsüchtig dass nun alles gut werden würde.

 

 Nach der Trauung machten sich alle hungrig über das Büffet her, und ich beobachtete Lutz und Lara, wie sie glücklich miteinander turtelten.
Der Anblick zerriss mir bald das Herz und ich wendete mich ab. Ich war nun wieder verheiratet, hatte einen treusorgenden Ehemann...
Was wollte ich mehr.

 

 Plötzlich stand sie hinter mir. „Terry...“
Ich drehte mich langsam zu ihr um und sah in ihre warmen, braunen Augen.
„Ich wollte dir nur Glück wünschen. Ich hoffe das du von nun an ein erfülltes Leben führen kannst...“
Ich hörte den traurigen Unterton in ihrer Stimme und versuchte ihn zu ignorieren, was mir aber partout nicht gelingen wollte.
„Danke... Was ist mit dir... und Lutz? Seid ihr... glücklich?“


 Lara lächelte. „Wir werden auch heiraten, Terry. Lutz hat gestern um meine Hand angehalten.
Nächsten Monat fahren wir in die Südsee und heiraten dort.“
„Das ist toll“ erwiderte ich leise. Dann wünsche ich euch auch alles Gute...“
Lara umarmte mich. „Pass auf dich auf, Schmusebär.“
Dann ließ sie mich los und ging mit Lutz nach Hause.
Ich sah ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Dann kehrte ich zu meinem Ehemann und meinem neuen Leben zurück.


 Die Wochen vergingen und meine morgendliche Übelkeit hatte mich immer noch nicht verlassen. Dazu kamen neuerdings noch Bauchschmerzen und ich beschloss endlich einen Arzt aufzusuchen.
Ich war früher nie krank und hatte keinen Hausarzt, deshalb fragte ich Friedbert, der mit Pascal Schach spielte.
„Schatz, ist einer deiner Kollegen Arzt?“
Erstaunt musterte er mich. „Warum? Du bist doch nicht krank?“

  
„Ich weiß nicht. Diese Spuckerei ist nicht normal. Und dann spannt die Bauchdecke so. Ich werde mich untersuchen lassen.“
Friedbert sprang von seinem Platz auf. „Das ist nicht nötig, ich kann dich auch untersuchen. Leg dich aufs Bett, ich komme gleich.“
Ich wusste zwar nicht dass mein Mann Wissenschaftler und Arzt gleichzeitig war, aber wenn er sich drum kümmern wollte, war mir das Recht.
Ich verließ das Wohnzimmer und ging Richtung Schlafzimmer, da hörte ich wie Pascal mit seinem Bruder diskutierte.


 Neugierig ging ich ein Stück zurück und lauschte, ich konnte mehrmals meinen Namen hören.
Ich dachte Pascal hätte sich daran gewöhnt, das ich hier wohnte, warum auf einmal dieser Aufstand?
Ich verstand mich gut mit ihm, er hätte doch nur etwas sagen müssen, wenn ihm etwas nicht passte...

 

 Plötzlich war es still und ich lief schnell ins Schlafzimmer. Die Beiden mussten ja nicht mitbekommen, dass ich versucht hatte zu lauschen. Ich legte mich also auf unser Bett und keine Minute später kam Friedbert mit einer Arzttasche herein.
Er hörte mich ab, drückte auf meinem Bauch herum und nahm mir sogar Blut aus Vene und Finger ab.
Er sagte während der Untersuchung keinen Ton und ich fragte mich langsam, ob es nicht doch besser gewesen wäre zu einem niedergelassenen Arzt zu gehen...
 

 Friedbert lächelte zufrieden. „Ich schaue mir eben noch schnell das Blut an. Warte bitte kurz.“
Perplex sah ich ihm nach. Was wurde das jetzt? Konnte er mir nicht sagen was los war?
Doch er tauchte tatsächlich nach ein paar Minuten wieder auf.
„Es ist alles in Ordnung, Schatz. Du bist nur etwas... überspannt. Ruh dich aus, ich bringe dir gleich etwas zu essen.“


 Überspannt? Ich glaubte eher Friedbert war übergeschnappt! Wie konnte alles in Ordnung mit mir sein, wenn ich mir die Seele aus dem Leib kotzte? Die Tür zum Schlafzimmer öffnete sich und Lars kam herein.
„Hey Dad. Wie fühlst du dich?“
„Hey Großer. Beschissen. Aber Friedbert meint es wäre alles in Ordnung.“
Lars nickte. „Ehrlich, ich hätte nie gedacht dass du es tun würdest...“ sagte Lars. „Aber du bist ja der Typ dafür und da ihr beide Männer seid...“
 

„Von was redest du?“ fragte ich meinen Sohn irritiert. „Was tue ich?“
Nun war es an Lars irritiert zu sein.
„Von was ich rede? Von deiner Schwangerschaft natürlich...“
Ich fühlte mich als hätte Lars mir eine Ohrfeige verpasst und ich wünschte er hätte es getan.
„Wie?“
„Du weißt nicht dass du schwanger bist? Ok, wenn du...“ Er hob entschuldigend die Hände.
„Ich glaube du fragst besser deinen Ehemann dazu.“ Dann verschwand er.

 

 Ich lag auf meinem Bett und fiel mental in ein tiefes, tiefes Loch. Schwanger. Ich war ein Mann. Ich konnte nicht schwanger werden, es sei denn wie Pascal...
Aber ich war kein Alien-Junkie.
Doch Friedbert arbeitete mit Pascal zusammen und vielleicht...
Ich schlug entsetzt die Hände auf mein Gesicht. Oh nein. Dieser Wahnsinnige hatte mich ohne mein Einverständnis geschwängert. Ich, ein Mann, erwartete ein Kind...

 

Wut stieg in mir auf. Ich stand auf und wollte hinter meinem Ehemann herlaufen, ihn zur Rede stellen. Ich wollte durch die Tür stürmen, da ging sie vor meiner Nase auf und ein strahlender Friedbert stand vor mir.
„Oh, schon wieder auf den Beinen?“
„Was hast du mit mir gemacht? Sag’s mir!“
„Hehe, Süßer, beruhige dich wieder!“
„Ich soll mich beruhigen? Du hast mich ohne mein Einverständnis geschwängert! Du, du hast mich benutzt, missbraucht!“

 

„Na na, missbraucht wohl weniger. Es hat dir immer gefallen, so wie du dich aufgeführt hast“ verteidigte sich Friedbert grinsend.
Sein Grinsen versetzte mich noch mehr in Wut. „Ja sicher, aber ich bin doch kein Versuchskaninchen, ich schlafe mit dir weil ich dich liebe!“
Friedbert nahm mich in den Arm. „Nun beruhige dich wieder. Ich liebe dich doch auch,
oder glaubst du ich lasse meinen wertvollen Samen von jemand X-beliebigen austragen?“

 

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