Freitag, 20. Dezember 2013

Teil 13 - Umstandskrämer

Vorher: Teil 12 - Noch eine Hochzeit

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Ich versuchte ein Nickerchen zu machen und mich etwas zu entspannen, soweit es mein konfuser Kopf und mein Druckgefühl im Bauch eben zuließen. Ich war nun in der zwölften Woche meiner unfreiwilligen Schwangerschaft und konnte mich immer noch nicht an den Gedanken gewöhnen, das etwas in meinem Körper heranwuchs.


Friedbert hatte mir gerade wieder Blut abgenommen für die Tests. Ich wusste bald nicht mehr wo er mich noch pieksen wollte, ich musste ja noch genauer überwacht werden als eine Frau, da ein männlicher Körper ja nun mal nicht für eine Schwangerschaft vorgesehen ist.
Dementsprechend verstochen war ich und das machte mich nicht glücklicher.


 Ich wusste nicht ob ich Friedbert nun böse sein sollte oder nicht, natürlich war es hinterhältig mich ohne zu fragen zu schwängern.
Wäre ich eine Frau, hätte ich das ja selbst steuern können, doch als Mann kommt man ja nun nicht auf den Gedanken schwanger zu werden, wenn man Sex mit einem Mann hat!


 Doch ich ertappte mich selbst, wie ich begann mich auf das Kind zu freuen. Ich hatte mir immer Kinder gewünscht, vier Stück mindestens und mit Lara wurden es leider nur zwei. Doch ich war stolz auf meine Buben, Lars war ein eifriger Wissenschaftler und Niels würde in zwei Wochen auf den Campus ziehen und Mathematik studieren.
Und nun kam noch ein Kleines dazu, was es wohl diesmal wurde?


 Doch trotz aller aufkommender väterlichen Gefühle, oder waren es mütterliche? Also trotz Allem wollte ich schon gerne wissen wie Friedbert es angestellt hatte, das ich nun Mutterfreuden entgegen sah. Ich hatte damals in Biologie gut aufgepasst, der Sexualunterricht war schließlich die interessanteste Sparte dieses Fachs, ich wusste also wie es in mir drin aussah, oder aussehen sollte.
Also wie zum Donnerwetter hatte er es angestellt?


 Ich fragte ihn, doch er streichelte nur meine Wange und meinte ich solle mir nicht meinen hübschen Kopf zerbrechen.
Wichtig sei nur das ich und das Kind gesund seien und ich sollte mich schonen.


 Schonen! Ich langweilte mich zu Tode, arbeiten ging ich zur Zeit auch nicht, da es inzwischen besondere Regelungen für schwangere Männer hier in Strangetown gab, die besagten, das man aufgrund der schwierigeren Umstände ab der zwölften Woche schon in den Vaterschutz gehen durfte. Was war ich nun, Mutter, oder Vater?!


 Ich brauchte Klarheit. Kinder zu bekommen war etwas Wunderbares, ich erinnerte mich an Laras Schwangerschaften.
Ich betete sie geradezu an, für ihre Fähigkeit mir Kinder zu schenken und ich legte ihr, soweit ich es eben konnte, die Welt zu Füssen.
Doch ich hatte nie den Wunsch selbst Kinder austragen zu wollen, obwohl ich bei der Schwangerschaftsgymnastikgruppe Männer traf, die das gerne getan hätten.


 Aber auch wenn ich mich von einem anderen Mann vernaschen ließ, war ich immer noch ein Kerl! Und Kerle bekamen keine Kinder! Kerle machten nur welche!
Verdammt, auf was hatte ich mich da eingelassen!

 

Ich atmete tief durch um mich zu beruhigen. Ich würde Lars fragen, er musste schließlich etwas wissen, erst durch ihn hatte ich erfahren was mit mir los war. Aber woher wusste er es? Steckte er mit Friedbert unter einer Decke?
Oh Mann, wenn das der Fall war konnte er sich auf etwas gefasst machen!


 Ich wartete also ungeduldig auf meinen Sohn und sprach ihn direkt darauf an. „Lars, ich muss mit dir reden. Du bist in Friedberts Geheimniskrämerei eingeweiht, stimmt´s?“
Lars seufzte und wies auf die Couch. „Setzen wir uns.“
Aufs Äußerste gespannt sah ich meinen Sohn an und wartete auf Antworten.

 

 Einen kurzen Moment zögerte Lars, dann redete er endlich. „Ja, ich weiß Bescheid. Nach Pascals Schwangerschaft fingen wir an nach einer Möglichkeit zu forschen, wie Männer wie wir selbst Kinder bekommen können. Es soll so schwulen Paaren ermöglichen ein Kind zu haben.“
„Das ist ja alles ganz toll“ äffte ich. „Aber muss ich ausgerechnet das Versuchskaninchen für eure komischen Experimente sein?!“
 

„Das war nicht so gedacht“ erklärte Lars. „Auf jeden Fall nicht von Pascal und mir. Wir dachten Du und Friedbert hättet das abgesprochen. Er wünscht sich schon lange ein Kind und da du ja ein Familien-Typ bist...“
„...dachte er sich wohl er bräuchte nicht zu fragen“ vollendete ich den Satz.


 Lars sagte dazu nichts. Er hatte sowieso nie etwas zu Friedbert und mir gesagt, außer der Unterredung damals, als er mich fragte warum ich seine Mutter betrog. Scheinbar erwies er mir den gleichen Gefallen, den ich ihm getan hatte: mich nicht einzumischen.
Und bei ihm war das auch nicht nötig, außer das er einen Mann statt einer Frau hatte, lief sein Leben ganz normal.
Ich musste mir um ihn keine Sorgen machen, doch ich spürte, dass er sich wohl um mich sorgte, auch wenn er nichts sagte.


 „Und wie habt ihr das angestellt? Mich heimlich umoperiert?“
„Nein. Du erinnerst dich dass ich dir Von Polli Tech 9 erzählt habe? Unser grüner Nachbar?“
Klar erinnerte ich mich. Und an den Streit, den wir damals hatten. Seitdem hatte sich mein Weltbild um etliches verschoben...
Ich nickte.
„Wir arbeiten mit ihm zusammen. Er weiß wie Aliens das machen und er hat uns mit seinem Wissen und seinen Hormonen geholfen. In den Drinks, die du immer bekommen hast, sind die Hormone drin, die Aliens mit ihrem Sperma absondern, damit der männliche Sim-Körper die Spermien aufnimmt und ihn auf die Schwangerschaft vorbereitet.“


 Ich schaute ihn an wie ein Auto. „Aliens? Hormone? Kriege ich jetzt ein grünes Kind, oder was?!“
Lars lachte. „Nein, die Gene stammen von Friedbert und dir, aber da du keine Eizelle bilden kannst, macht das der manipulierte Samen nun für dich. Es ist so in etwa, als wenn du dich selbst klonst und dann mit Friedbert mischst.“
Nun kapierte ich nichts mehr. Das war mir zu viel Wissenschaft.


 Nach ein paar Schweigeminuten sprach Lars weiter. „Was wirst du nun tun?“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Was soll ich denn tun? Nichts. Ich bin mit Friedbert verheiratet, erwarte nun ein Kind von meinem Ehemann, mir geht es soweit gut, was soll ich da tun?“
Nun war es an Lars die Schultern zu zucken.
„Das musst du wissen. Aber...“ Er kaute auf seiner Lippe herum. „Ich an deiner Stelle hätte Friedbert nicht geheiratet.“


 „Warum das nicht?“ fragte ich erstaunt.
„Weil er... sehr eigensinnig ist, wie du schon gemerkt hast“ antwortete Lars.
„Aber er kümmert sich so lieb um mich. Es vergeht kein Tag, an dem er mir nicht etwas mitbringt oder fragt ob ich etwas haben möchte.“
„Pascal überhäuft mich nicht mit Geschenken und trotzdem liebe ich ihn von ganzem Herzen. Wir sind eine Einheit, denken und fühlen dasselbe.“ Er grinste kurz. „Natürlich gehört auch der körperliche Aspekt dazu, doch das sollte nicht alles sein.“


 Ich dachte nach. Mein eigener Sohn gab mir nun eine Lektion in Sachen Liebe und Partnerschaft. Wie konnte nur so ein unterbelichtetes Kamel wie ich zwei überdurchschnittlich intelligente Söhne zeugen...
„Wenn du ihn so gut kennst, warum hast du nicht früher etwas gesagt?“

 

 Lars lachte kurz auf. „Hättest du denn auf mich gehört? Nein, hättest du nicht. Ich habe versucht mit dir zu reden, du erinnerst dich? Ich hatte dich gebeten deine Ehe mit Mutter zu retten, aber was tust du? Beschwer dich bitte nicht bei mir. Du bist erwachsen, du musst wissen was du tust.“
Lars ging in die Küche um das Mittagessen zu kochen und ich saß da wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum, dem man gerade erklärt hatte, das der Weihnachtsmann einen Unfall hatte und nicht vorbeikommen würde...


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