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Ich erstarrte. Seine Stimme kam dunkel
und sanft durch den Hörer.
‚Leg auf, Terry’ dachte ich, ‚leg
einfach auf’. Aber ich tat es nicht. „Ja...“ antwortete ich
leise. „Du warst einfach verschwunden heute Morgen. Ich habe dich
vermisst. Ich vermisse dich immer noch. Möchtest du nicht zu mir
kommen?“
Ich
schluckte. Unschlüssig stand ich in unserem Wohnzimmer herum. Ich
sollte nicht zu ihm gehen, ich sollte nicht mit ihm telefonieren.
Doch seine Stimme zog mich wieder in seinen Bann. Ich lauschte ihm,
hing an seinen Worten, wie ein Ertrinkender an einem Strohhalm...
„Ich weiß
nicht so recht... Eigentlich sollte ich besser zu Hause bleiben...“
„Pascal und Lars sind mit dem Kleinen
übers Wochenende weggefahren. Lutz hat heute Nachtschicht. Wir sind
ganz ungestört.“
Ich biss mir auf die Unterlippe. Ein
Teil von mir wollte ihn unbedingt wieder sehen, der andere nicht. Der
Tag lief für mich so schlecht und er war der Grund dafür. Doch ich
hatte wieder diese Gefühle in mir...
„Ich weiß
wirklich nicht, ich sollte mich besser ausruhen“ argumentierte ich
nicht sehr überzeugend.
„Du kannst dich bei mir ausruhen. Wir
haben einen Whirlpool hier. Wir setzen uns hinein, entspannen uns und
plaudern. Nichts weiter.“
Ich wusste, wieder zu ihm zu gehen wäre
ein Fehler. Andererseits, was hielt mich davon ab einen netten Abend
zu verbringen? Schließlich war ich Herr meines Willens und mehr wie
Plaudern würde es diesmal nicht geben!
Ich legte
auf und lief an meinen Kleiderschrank, um meine Badehose zu holen.
Dann eilte ich aus dem Haus, einfach die Tür hinter mir zuwerfend.
Ich lief den Kurioshügel hinauf, schneller als ich eigentlich
wollte...
Kurz vor
seinem Haus verlangsamte ich meine Schritte. Ich wollte doch nur zum
Plaudern herkommen. Das heute Nacht war nur ein Fehltritt, eine
unbedeutende Sache. Wir würden einfach nur reden.
Friedbert
begrüßte mich mit einer freundschaftlichen Umarmung und ließ mich
hinein. Er bot mir wieder etwas zu trinken an und wir setzten uns auf
die Couch. Stumm nahm ich meinen Drink und Friedbert schaute mir
dabei zu. Er selbst trank nie etwas.
Wir
unterhielten uns tatsächlich nur über belanglose Dinge, seinen
Beruf als Wissenschaftler, Pascals grünes Kind und ähnliches. Er
war so gebildet und belesen, ich wunderte mich langsam warum er sich
mit solch einem Einfaltspinsel wie mir abgab...
Er stand auf
und bedeutete mir ihm zu folgen.
„Ich habe dir Entspannung
versprochen, dann sollst du die auch bekommen.“
Ich folgte ihm nach draußen zum
Whirlpool. Wir zogen uns um und setzten uns in das angenehm warme,
blubbernde Wasser.
„Soll ich dich ein wenig massieren?
Zu einer vernünftigen Entspannung gehört auch eine gute Massage...“
Ich liebte
Massagen. Und ich ließ mich von ihm massieren. Es fühlte sich
wundervoll an, sanft und doch kraftvoll kneteten seine Finger meinen
Rücken, und mit einem Seufzer ließ ich mich gehen...
Nach der
Massage ließ er seinen Arm um meine Schultern liegen und legte seine
Stirn an meine. Ich fühlte mich so wohl, so geborgen, ich konnte und
wollte ihn nicht abweisen. Ich genoss diese kleine Ewigkeit der Nähe,
auch wenn mir voll bewusst war was ich da eigentlich tat...
Ich liebte
Lara, ich liebte sie immer noch wie am ersten Tag. Doch der Alltag
und die Sorgen hatten ihren Tribut gefordert, hatten uns entfremdet.
Alle meine Sehnsüchte und Wünsche lagen begraben und ich wollte
einfach nicht länger nur Kälte und Realität ertragen...
Ich küsste
ihn. Zuerst nur sanft und schüchtern, dann immer fordernder. Diesmal
war nicht er der Verführer, ich war es. Er freute sich darüber und
ließ mich einfach machen. Und ich genoss es die Oberhand zu haben,
ich genoss es nicht der Bittsteller zu sein. Diesmal nahm ich ihn
mir, nicht andersrum. Und ich fühlte mich so großartig, das
Universum gehörte mir, mir allein!
„Wow“
sagte Friedbert atemlos. In diesem kleinen Wort lag all die
Bewunderung, die sich ein Mann eigentlich von seiner Frau wünscht,
und ich bekam sie von einem Mann...
Nach langem
Kuscheln verabschiedete ich mich und ging nach Hause. Ich wollte
wenigstens vor Lara zu Hause sein, um eventuellen Fragen vorzubeugen.
Doch zu meiner Überraschung war sie
vor mir da.
„Hallo Maus, schon so früh zurück?“
fragte ich, offensichtlich verwirrt.
„Es war so
entsetzlich langweilig und ich habe mich nach dir gesehnt...“
Sie riss mich an sich und küsste mich.
Ich wusste nicht wie mir geschah, als sie mich nach dem Kuss ins
Schlafzimmer schleifte und mir die Klamotten vom Leib riss. Total
perplex machte ich mit. Ich war eigentlich hundemüde und hatte mich
ja schon mit Friedbert ausgetobt, doch ich konnte mich ja jetzt
schlecht Lara verweigern, sie würde sonst Verdacht schöpfen...
Also stand
ich heute noch mal „meinen Mann“. Ich betete währenddessen
ständig, dass sie nichts merken würde, dass ich wie immer sei, mich
nicht anders bewegte...
Doch Lara
sagte nichts und schien zufrieden wie immer. Sie schlief danach recht
schnell ein. Doch ich brauchte an Schlaf nicht zu denken...
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