Mittwoch, 18. Dezember 2013

Teil 9 - Nervenbündel

Vorher: Teil 8 Erklärungen

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Ich wurde am nächsten Tag von der aufgehenden Sonne geweckt, die mich frech an der Nase kitzelte. Blinzelnd lugte ich unter der Bettdecke hervor. Wo war ich? Die weiße Backsteinmauer kannte ich doch... Ich sprang aus dem Bett.
„Oh scheiße, ich bin eingeschlafen! Ich muss nach Hause, ehe...“


Friedbert drehte sich zu mir hin und gähnte herzhaft.
„Du bist hier zu Hause, Süßer.“
Total perplex starrte ich ihn an, dann fiel es mir wieder ein. Lars Hochzeit. Der Kuss. Der Streit mit Lara. Friedbert, der mich getröstet und bei sich aufgenommen hatte.
Langsam wich der Schreck wieder von mir und ich entspannte mich etwas.
„Komm wieder ins Bett“ brummelte Friedbert. „Es ist Sonntag, wir können ausschlafen.“


Ich krabbelte zurück zu ihm und er nahm mich sofort mit einem zufriedenen Brummen in den Arm. Einschlafen konnte ich nicht mehr, mir geisterten die Geschehnisse des vergangenen Tages durch den Kopf. Mir waren die Konsequenzen für mich noch nicht ganz klar, eine neue Bleibe hatte ich vorerst, doch wie würden die anderen Mitglieder der Kuriosfamilie darüber denken? Lars als mein Sohn war wohl nicht das Problem, doch was war mit Lutz und Pascal?
 

 Wie würde in Zukunft meine Finanzlage aussehen? Lara verdiente für sich selbst genug, aber ich würde für Niels zahlen müssen. Ich würde mich niemals davor drücken, aber ich hoffte dass noch genug für mich bleiben würde. Friedbert war vermögend, hungern musste ich wohl nicht, doch ich wollte nicht von ihm abhängig sein.


 Aber die größte Sorge war das Haus. Es war noch eine Hypothek darauf, die abgezahlt werden wollte, und die konnte Lara unmöglich alleine bezahlen. Also würde ich, obwohl ich nicht mehr dort lebte, auch noch meinen Teil dazu beisteuern müssen. Ich merkte, dass mich mein Abenteuer wahrhaftig teuer zu stehen kommen würde.


 Friedbert schien zu merken dass ich mal wieder Probleme wälzte.
„Was bist du denn so verkrampft. Entspann´ dich doch mal.“
„Ich muss nachdenken“ seufzte ich.
„Das merke ich. Ich habe das Gefühl mit einem Brett im Bett zu liegen.“
„Ich habe eben Probleme...“
Friedbert küsste mich in den Nacken. „Dann wird es Zeit, dass du die vergisst. Komm mal auf andere Gedanken.“

 

Ehe ich etwas erwidern konnte, war er mir beim Annehmen seines Ratschlages behilflich. Er fasst mir ungeniert zwischen meine Beine und streichelte mich. Ich hatte nichts dagegen und ließ ihn machen. Nur Sekunden später war ich wieder einmal Wachs in seinen Händen und wir strapazierten das Schlafmöbel...
 

 Friedberts Taktik war sehr schön, hielt aber nicht sehr lange. Am Frühstückstisch hatte ich wieder meine Probleme und die Realität im Nacken. Drei erstaunte Augenpaare sahen uns entgegen, als wir in der Küche ankamen.
„Dad? Was machst Du denn hier? Bist du gestern nicht nach Hause gegangen?“


 Ehe ich etwas sagen konnte, antwortete Friedbert für mich.
„Terry lebt jetzt bei mir. Richtet euch darauf ein.“
Lars achtete nicht auf ihn. „Hast du nicht mit Mutter gesprochen?“
„Doch habe ich“ antwortete ich kleinlaut. „Sie lässt sich scheiden.“
Lars sah auf seine Schuhspitzen und nickte leicht.
„Ok.“ Dann grinste er mich schief an. „Nun, dann wird's langsam eng hier.“


 „Wird’s nicht“ tönte Lutz mit vollen Backen. „Ich werde ausziehen.“
Ich wollte sofort etwas erwidern, das er nicht wegen mir ausziehen müsse und ich mir etwas Eigenes suchen würde, doch er winkte ab.
„Lass mal, Terry. Es ist eh mal Zeit. Selbst vier Männer und ein Baby sind zu viel. Und jetzt fühle ich mich erst recht wie das fünfte Rad am Wagen. Ich habe ja auch schon etwas in Aussicht.“
Da es schon beschlossene Sache schien, widersprach ich nicht mehr.


 Lars war so nett und holte im Laufe des Tages meine Klamotten bei Lara ab. Und Lutz brauchte nur noch einen Anruf für seine neue Wohnung, dann packte er direkt und zog noch am selben Tag aus. Auch wenn er etwas anderes gesagt hatte, mir blieb der Eindruck ich hätte ihn rausgedrängt.


 Am nächsten Tag war wieder Arbeiten angesagt. Friedbert mixte mir wieder einen seiner Drinks zum Frühstück und sagte grinsend.
„Zur Beruhigung.“
Ich war ihm dankbar, ich hatte wirklich keine Lust wieder etwas zu versieben...


 Leider dachte ich nicht daran, dass an diesem Tag etwas Besonderes in den Labs anstand. Doch Patrick, mein Chef, half mir auf die Sprünge.
„Verdammt, Terry, wo bleibst du, der Test fängt gleich an!“
Verdattert schaute ich ihn an. „Welcher Test?“
Patrick schob mich Richtung Kantine, die mit ihrer Sitzordnung gerne als Lesungssaal benutzt wurde.


 „Ich meine den Test zum Zeitreisen-Anwärter, du Kamel, für den du seit einem halben Jahr angemeldet bist!“
Der Schock saß tief. Verdammt, den hatte ich total vergessen! Ich dämliche Hormonschleuder hatte über die Affäre mit Friedbert diesen für mich so wichtigen Test total vergessen und kein Stück dafür gelernt! Mir war sofort klar, dass ich den vergessen konnte.


 Was auch immer Friedbert mir gemixt hatte, außer das der Drink wie immer lecker war, beruhigte er meine Nerven keinesfalls. Eine Panikattacke jagte die Nächste und zwischen den Gedanken an Lara, Friedbert und meine bevorstehende Scheidung, bekam ich kaum eine der Aufgaben dieser Prüfung gelöst.


 Zum Nachbarn schielen, wie man das in der Schule oft gemacht hatte, brachte auch nichts, da dieser zu weit weg saß. Ich zermarterte mir zwei Stunden lang das Hirn und gab den Prüfungsbogen dann einfach ab. Wieder war ein Traum in weite Ferne gerückt...


 Da es nur vier Prüflinge für den Anwärter-Status gab, bekamen wir die Ergebnisse am Nachmittag mitgeteilt. Wie ich es mir gedacht hatte, verfehlte ich die erforderliche Punktzahl. Zwar fiel der Test nicht so schlecht aus, wie ich befürchtet hatte, doch meine Dummheit kostete mich nun zwei Jahre, bis zum nächsten Prüfungstermin.


 Patrick sah mich nur schief an, sagte aber zum Glück nichts. Vielleicht hatte er ja meine Erklärung vom letzten Versager noch im Gedächtnis.
Ziemlich zerknirscht machte ich mich auf den Weg zu meinem neuen Zuhause, wo ich mich direkt in Friedberts Arme warf und mich von ihm trösten ließ.


 Er ließ auch sofort alles stehen und liegen und kümmerte sich liebevoll um mich. Zufrieden dass ich endlich wieder die Zuwendung zu Hause bekam, die ich meiner Meinung nach verdiente, störte es mich auch nicht weiter, dass er schon wieder mit mir intim werden wollte. Ich ließ mich von ihm verwöhnen und war, seit langem, wieder einigermaßen zufrieden...


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