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„WIE BITTE?“
Lara sah mich ungläubig an. Ich stand
vor ihr wie ein geprügelter Hund und wusste nichts zu meiner
Verteidigung vorzubringen. „Er ist ausgezogen...“
„Ja das habe ich verstanden! Aber
warum? Wieso hast du ihn nicht aufgehalten?“
„Ja was hätte ich denn tun sollen!
Der Junge wird in ein paar Wochen achtzehn! Dann kann er sowieso
machen was er will! Dann haben wir eh nichts mehr zu sagen!“
Ich brüllte
Lara an, brüllte ihr meinen Zorn und meine Verzweiflung ins Gesicht.
Ich fühlte mich alleine gelassen mit den Problemen und auch noch
ungerecht behandelt.
Lara schnappte nach Luft. „Und das
ist ein Argument ihn einfach so ausziehen zu lassen? Terry, du bist
so unfähig! Er ist gerade mal mit der Schule fertig! Er sollte aufs
College gehen! Was wird damit? Wovon soll er leben? Und wohin ist er
überhaupt gegangen?“
Ich ließ
mich auf unsere Couch fallen und fuhr mir müde mit der Hand über
mein Gesicht.
Ich konnte Lara ja immer noch nichts von den Plänen unseres Ältesten erzählen, ich hatte sie ja kaum zu Gesicht bekommen...
Ich konnte Lara ja immer noch nichts von den Plänen unseres Ältesten erzählen, ich hatte sie ja kaum zu Gesicht bekommen...
„Lars wird nicht zum College gehen.
Er hat einen Job in den Strangetown Vita Labs.“
„Nicht zum College gehen. Wieso das
auf einmal? Er hat früher von fast nichts anderem gesprochen!“
„Sein
Freund arbeitet dort.“
Lara setzte sich zu mir und sah mich
zweifelnd an. „Als wenn ein Freund ein Hindernis wäre zu
studieren... Sie hätten ja zusammen gehen können.“
Ich seufzte. Dieser Teil war der, vor
dem ich mich am meisten gefürchtet hatte ihn zu erzählen...
„Lara, nicht Freund wie Kumpel. Ich
meine Freund... wie Liebhaber.“
Lara starrte
mich einen Moment an, dann stand sie auf und ging ins Bad. Ich hörte
wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und das Wasser in der
Dusche zu laufen begann. Ich saß immer noch wie bestellt und nicht
abgeholt auf unserer Couch und wusste nicht was ich tun sollte...
Lara war sauer auf mich, ich war
einfach nur hilflos und Niels... Unser Jüngster benötigte ebenfalls
unsere Aufmerksamkeit.
Niels war in
seinem Zimmer und hatte unsere Auseinandersetzung belauscht. Er war
in Lars Pläne eingeweiht gewesen und als Bruder hat er natürlich
dichtgehalten. Doch jetzt realisierte er erst was die ganze Sache für
seine Eltern bedeuten musste...
„Daddy,
Lars wird es bestimmt gut gehen. Pascal ist sehr nett und seine
Brüder auch.“
Ich lächelte Niels schief an, ich
wusste er fühlte sich mitschuldig und wollte nun seinen Teil dazu
beitragen, alles in Ordnung zu bringen.
„Schon gut. Dich trifft keine
Schuld.“
„Was ist mit Mama?“ fragte Niels
verunsichert.
„Ich kümmere mich schon um sie“
seufzte ich. „Aber erst mal mache ich uns etwas zu essen.“
Lara duschte
lange und verschwand dann im Schlafzimmer, das sie ebenfalls
verschloss. Ich versuchte noch mit ihr zu reden, aber sie reagierte
nicht. Ich weiß nicht ob sie jetzt auf mich sauer war, oder einfach
nur mit der Situation klarkommen musste, doch ich fühlte mich
dadurch nicht besser...
Der Sommer
ging vorbei und auch Lars Geburtstag. Er meldete sich nicht bei uns
und ich konnte ihn nicht erreichen, die Kurios-Brüder standen nicht
im Telefonbuch. Ich wollte mir schon wieder Sorgen machen, doch nun
war er erwachsen, nun war er für sich selbst verantwortlich. Umso
überraschter war ich, als ich ein paar Tage später einen Anruf
erhielt.
„Dad? Lars
ist hier...“
Ich war so perplex das ich erst mal
nichts gesagt habe.
„Dad?“
„Oh meine Güte... Wie geht es dir?
Ist alles ok?“
„Ja Dad, alles ok. Mir geht es
blendend. Dad, ich bin Stiefpapa geworden...“
„W..was?“ stotterte ich verwirrt.
„Pascal hat
sein Baby bekommen! Sein Bruder hat ihn gerade aus dem Krankenhaus
abgeholt! Komm hoch zu uns, sieh es dir an!“
Ich zögerte.
Ich kannte die Kurios-Brüder nicht, aber endlich meinen geliebten
Sohn wieder sehen zu können, war einfach zu verlockend. Lara schlief
schon, und so schlich ich mich aus dem Haus und machte mich auf den
Weg zu dem mysteriösen Anwesen auf dem großen Hügel...
Lars kam nach draußen um mich zu begrüßen. Stumm fielen wir uns in
die Arme, ich war so glücklich ihn gesund und munter zu sehen. Das
Leben hier oben schien ihm zu bekommen. Lars führte mich ins Haus
und stellte mich seinem Lebensgefährten vor. Ich fühlte einen
Anflug von Eifersucht und Neid. Er hatte mir schließlich meinen Sohn
weggenommen!
Doch als ich ihn
sah, mit dem Baby im Arm, war aller Neid vergessen. Das Baby war
grün. Es war also tatsächlich wahr, es gab Aliens...
Wir lachten und scherzten mit dem kleinen Kerlchen herum, das sich
glucksend darüber freute. Ich wunderte mich, wie munter es schon
war, ich hatte Neugeborene viel verschlafener in Erinnerung...
Plötzlich
fühlte ich dass jemand hinter mir stand. Ich drehte mich um und er
stand vor mir, so dicht das ich seine Wärme spüren und seinen Atem
hören konnte. Wie gebannt starrte ich in seine Augen. Sie waren von
einem hellen Blau, so wie ein Gletschersee, tief und klar. Ich fühlte
mich in ihnen untergehen, rettungslos verloren...
Wie zufällig
berührte er mich und ein Schauer wie tausend Ameisen rannte über
meinen Rücken. Er lächelte mich an in einer Art, die mich nervös
machte und sein lüsterner Blick wanderte über meinen Körper.
„Ich war vom Sohn schon angetan, aber
der Vater ist noch eine Nummer besser...“
Ich war
sprachlos ob solcher Offenheit, aber gleichzeitig erregten mich seine
Worte. Ich genoss es so offensichtlich begehrt zu werden, aber
Herrgott, er war ein Mann! Wie konnte mich ein Mann begehren? Und wie
konnte ich nur so positiv auf seine Annäherung reagieren? Doch trotz
der Zweifel genoss ich dieses Gefühl, dass er in mir auslöste,
dieses Gefühl das ich in meiner Ehe die letzte Zeit vermisst hatte,
das Gefühl von Begehren und Leidenschaft, die nur darauf wartete von
der Leine gelassen zu werden...
Friedbert
trat noch einen Schritt auf mich zu und unsere Körper berührten
sich leicht. Mein Herz machte einen Satz und meine Knie wurden weich.
„Möchtest du etwas trinken? Du bist
bestimmt durstig...“
Ja, ich war durstig, und fasziniert von
diesem Mann, der es mit einem Blick geschafft hatte dass ich einem
völlig Fremden willig folgte.
Friedbert
mixte mir einen Drink und ich nahm in dankbar an. Er setzte sich
dicht neben mich auf die Couch und beobachtete mich beim Trinken.
Dann legte er einen Arm um mich und ließ sacht seine Hand meinen
Rücken hinunter gleiten. Ich schloss genießerisch die Augen und
ließ ihn gewähren. Ein bisschen gestreichelt werden, was war das
schon, dachte ich mir, nur ein wenig Zuwendung...
Er zog mich
dicht an sich heran. Dann streichelte er meine Wange, glitt mit den
Fingern an der Seite meines Halses hinunter, weiter über mein
Schlüsselbein zum Ausschnitt meines T-Shirts...
Ich glaubte dahinzuschmelzen. Er
streichelte mich mit seinen langen, schlanken Fingern, so zart und
liebevoll, wie ich es schon so lange vermisst hatte. Und ich sehnte
mich nach mehr, ich wollte von ihm berührt werden...
Friedbert stand auf und zog mich mit hoch. Er führte mich in den
hinteren Teil des Hauses, in sein Schlafzimmer und schloss die Tür
hinter sich ab. Er löschte das Licht bis auf eine kleine Lampe und
kam dann wieder auf mich zu. Friedbert zog mich langsam in seine Arme
und endlich, endlich küsste er mich.
Mein Verstand
setzte in dem Moment aus. Gierig nach Zuwendung erwiderte ich seine
Küsse, die immer intensiver, immer fordernder wurden.
Friedbert zog mir mein T-Shirt über den Kopf und auch ich fing an
ihn auszuziehen. Kurz darauf fand ich mich in seinem Bett wieder. Für
einen kurzen Augenblick schämte ich mich etwas, doch Friedbert ließ
mich mit seinen Berührungen jegliche Zweifel vergessen. Er fuhr mit
seinen Fingern sanft über meine Vorderseite, über meine Brust,
meinen Bauch, bis zu meiner Leiste. Er streichelte mich an meinen
intimsten Stellen und ich ließ es willenlos mit mir geschehen...
Er tat Dinge mit mir, die ich so schmerzlich vermisst hatte, und er
zeigte mir Dinge, die ich noch nicht kannte, die mir die Sinne
raubten und die Realität vergessen ließen...
Wir lagen
noch lange aneinandergekuschelt in seinem Bett. Ich war total
verwirrt, ich versuchte mir die vergangenen Stunden ins Gedächtnis
zurückzuholen und zu verarbeiten was geschehen war. Ich hatte mit
einem Mann geschlafen und ich hatte es genossen! Nicht nur das, mir
wurde bewusst das ich meine Frau betrogen hatte! Betrogen mit einem
Mann!
Ich löste
mich vorsichtig von ihm und schlüpfte in meine Klamotten. Ich
brauchte dringend eine Dusche, doch es war schon drei Uhr morgens und
weder hier noch bei mir zu Hause konnte ich jetzt ungehört das
Wasser laufen lassen. So schlich ich mich wie ich war leise aus dem
Kurios-Haus und machte mich auf den Weg nach Hause...
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