Mittwoch, 18. Dezember 2013

Teil 3 - Friedbert

Vorher: Lars Freund

----------

„WIE BITTE?“
Lara sah mich ungläubig an. Ich stand vor ihr wie ein geprügelter Hund und wusste nichts zu meiner Verteidigung vorzubringen. „Er ist ausgezogen...“
„Ja das habe ich verstanden! Aber warum? Wieso hast du ihn nicht aufgehalten?“
„Ja was hätte ich denn tun sollen! Der Junge wird in ein paar Wochen achtzehn! Dann kann er sowieso machen was er will! Dann haben wir eh nichts mehr zu sagen!“


Ich brüllte Lara an, brüllte ihr meinen Zorn und meine Verzweiflung ins Gesicht. Ich fühlte mich alleine gelassen mit den Problemen und auch noch ungerecht behandelt.
Lara schnappte nach Luft. „Und das ist ein Argument ihn einfach so ausziehen zu lassen? Terry, du bist so unfähig! Er ist gerade mal mit der Schule fertig! Er sollte aufs College gehen! Was wird damit? Wovon soll er leben? Und wohin ist er überhaupt gegangen?“
 

Ich ließ mich auf unsere Couch fallen und fuhr mir müde mit der Hand über mein Gesicht.
Ich konnte Lara ja immer noch nichts von den Plänen unseres Ältesten erzählen, ich hatte sie ja kaum zu Gesicht bekommen...
„Lars wird nicht zum College gehen. Er hat einen Job in den Strangetown Vita Labs.“
„Nicht zum College gehen. Wieso das auf einmal? Er hat früher von fast nichts anderem gesprochen!“


 „Sein Freund arbeitet dort.“
Lara setzte sich zu mir und sah mich zweifelnd an. „Als wenn ein Freund ein Hindernis wäre zu studieren... Sie hätten ja zusammen gehen können.“
Ich seufzte. Dieser Teil war der, vor dem ich mich am meisten gefürchtet hatte ihn zu erzählen...
„Lara, nicht Freund wie Kumpel. Ich meine Freund... wie Liebhaber.“
 

 Lara starrte mich einen Moment an, dann stand sie auf und ging ins Bad. Ich hörte wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und das Wasser in der Dusche zu laufen begann. Ich saß immer noch wie bestellt und nicht abgeholt auf unserer Couch und wusste nicht was ich tun sollte...
Lara war sauer auf mich, ich war einfach nur hilflos und Niels... Unser Jüngster benötigte ebenfalls unsere Aufmerksamkeit.


 Niels war in seinem Zimmer und hatte unsere Auseinandersetzung belauscht. Er war in Lars Pläne eingeweiht gewesen und als Bruder hat er natürlich dichtgehalten. Doch jetzt realisierte er erst was die ganze Sache für seine Eltern bedeuten musste...


 „Daddy, Lars wird es bestimmt gut gehen. Pascal ist sehr nett und seine Brüder auch.“
Ich lächelte Niels schief an, ich wusste er fühlte sich mitschuldig und wollte nun seinen Teil dazu beitragen, alles in Ordnung zu bringen.
„Schon gut. Dich trifft keine Schuld.“
„Was ist mit Mama?“ fragte Niels verunsichert.
„Ich kümmere mich schon um sie“ seufzte ich. „Aber erst mal mache ich uns etwas zu essen.“
 

Lara duschte lange und verschwand dann im Schlafzimmer, das sie ebenfalls verschloss. Ich versuchte noch mit ihr zu reden, aber sie reagierte nicht. Ich weiß nicht ob sie jetzt auf mich sauer war, oder einfach nur mit der Situation klarkommen musste, doch ich fühlte mich dadurch nicht besser...


Der Sommer ging vorbei und auch Lars Geburtstag. Er meldete sich nicht bei uns und ich konnte ihn nicht erreichen, die Kurios-Brüder standen nicht im Telefonbuch. Ich wollte mir schon wieder Sorgen machen, doch nun war er erwachsen, nun war er für sich selbst verantwortlich. Umso überraschter war ich, als ich ein paar Tage später einen Anruf erhielt.
 

 „Dad? Lars ist hier...“
Ich war so perplex das ich erst mal nichts gesagt habe.
„Dad?“
„Oh meine Güte... Wie geht es dir? Ist alles ok?“
„Ja Dad, alles ok. Mir geht es blendend. Dad, ich bin Stiefpapa geworden...“


 „W..was?“ stotterte ich verwirrt.
„Pascal hat sein Baby bekommen! Sein Bruder hat ihn gerade aus dem Krankenhaus abgeholt! Komm hoch zu uns, sieh es dir an!“
Ich zögerte. Ich kannte die Kurios-Brüder nicht, aber endlich meinen geliebten Sohn wieder sehen zu können, war einfach zu verlockend. Lara schlief schon, und so schlich ich mich aus dem Haus und machte mich auf den Weg zu dem mysteriösen Anwesen auf dem großen Hügel...


 Lars kam nach draußen um mich zu begrüßen. Stumm fielen wir uns in die Arme, ich war so glücklich ihn gesund und munter zu sehen. Das Leben hier oben schien ihm zu bekommen. Lars führte mich ins Haus und stellte mich seinem Lebensgefährten vor. Ich fühlte einen Anflug von Eifersucht und Neid. Er hatte mir schließlich meinen Sohn weggenommen!
Doch als ich ihn sah, mit dem Baby im Arm, war aller Neid vergessen. Das Baby war grün. Es war also tatsächlich wahr, es gab Aliens...
 

 Wir lachten und scherzten mit dem kleinen Kerlchen herum, das sich glucksend darüber freute. Ich wunderte mich, wie munter es schon war, ich hatte Neugeborene viel verschlafener in Erinnerung...


 Plötzlich fühlte ich dass jemand hinter mir stand. Ich drehte mich um und er stand vor mir, so dicht das ich seine Wärme spüren und seinen Atem hören konnte. Wie gebannt starrte ich in seine Augen. Sie waren von einem hellen Blau, so wie ein Gletschersee, tief und klar. Ich fühlte mich in ihnen untergehen, rettungslos verloren...


 Wie zufällig berührte er mich und ein Schauer wie tausend Ameisen rannte über meinen Rücken. Er lächelte mich an in einer Art, die mich nervös machte und sein lüsterner Blick wanderte über meinen Körper.
„Ich war vom Sohn schon angetan, aber der Vater ist noch eine Nummer besser...“
 

Ich war sprachlos ob solcher Offenheit, aber gleichzeitig erregten mich seine Worte. Ich genoss es so offensichtlich begehrt zu werden, aber Herrgott, er war ein Mann! Wie konnte mich ein Mann begehren? Und wie konnte ich nur so positiv auf seine Annäherung reagieren? Doch trotz der Zweifel genoss ich dieses Gefühl, dass er in mir auslöste, dieses Gefühl das ich in meiner Ehe die letzte Zeit vermisst hatte, das Gefühl von Begehren und Leidenschaft, die nur darauf wartete von der Leine gelassen zu werden...
 

 Friedbert trat noch einen Schritt auf mich zu und unsere Körper berührten sich leicht. Mein Herz machte einen Satz und meine Knie wurden weich.
„Möchtest du etwas trinken? Du bist bestimmt durstig...“
Ja, ich war durstig, und fasziniert von diesem Mann, der es mit einem Blick geschafft hatte dass ich einem völlig Fremden willig folgte.


 Friedbert mixte mir einen Drink und ich nahm in dankbar an. Er setzte sich dicht neben mich auf die Couch und beobachtete mich beim Trinken. Dann legte er einen Arm um mich und ließ sacht seine Hand meinen Rücken hinunter gleiten. Ich schloss genießerisch die Augen und ließ ihn gewähren. Ein bisschen gestreichelt werden, was war das schon, dachte ich mir, nur ein wenig Zuwendung...


 Er zog mich dicht an sich heran. Dann streichelte er meine Wange, glitt mit den Fingern an der Seite meines Halses hinunter, weiter über mein Schlüsselbein zum Ausschnitt meines T-Shirts...
Ich glaubte dahinzuschmelzen. Er streichelte mich mit seinen langen, schlanken Fingern, so zart und liebevoll, wie ich es schon so lange vermisst hatte. Und ich sehnte mich nach mehr, ich wollte von ihm berührt werden...


Friedbert stand auf und zog mich mit hoch. Er führte mich in den hinteren Teil des Hauses, in sein Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Er löschte das Licht bis auf eine kleine Lampe und kam dann wieder auf mich zu. Friedbert zog mich langsam in seine Arme und endlich, endlich küsste er mich.
Mein Verstand setzte in dem Moment aus. Gierig nach Zuwendung erwiderte ich seine Küsse, die immer intensiver, immer fordernder wurden.


 Friedbert zog mir mein T-Shirt über den Kopf und auch ich fing an ihn auszuziehen. Kurz darauf fand ich mich in seinem Bett wieder. Für einen kurzen Augenblick schämte ich mich etwas, doch Friedbert ließ mich mit seinen Berührungen jegliche Zweifel vergessen. Er fuhr mit seinen Fingern sanft über meine Vorderseite, über meine Brust, meinen Bauch, bis zu meiner Leiste. Er streichelte mich an meinen intimsten Stellen und ich ließ es willenlos mit mir geschehen...
  

Er tat Dinge mit mir, die ich so schmerzlich vermisst hatte, und er zeigte mir Dinge, die ich noch nicht kannte, die mir die Sinne raubten und die Realität vergessen ließen...
 

 Wir lagen noch lange aneinandergekuschelt in seinem Bett. Ich war total verwirrt, ich versuchte mir die vergangenen Stunden ins Gedächtnis zurückzuholen und zu verarbeiten was geschehen war. Ich hatte mit einem Mann geschlafen und ich hatte es genossen! Nicht nur das, mir wurde bewusst das ich meine Frau betrogen hatte! Betrogen mit einem Mann!


 Ich löste mich vorsichtig von ihm und schlüpfte in meine Klamotten. Ich brauchte dringend eine Dusche, doch es war schon drei Uhr morgens und weder hier noch bei mir zu Hause konnte ich jetzt ungehört das Wasser laufen lassen. So schlich ich mich wie ich war leise aus dem Kurios-Haus und machte mich auf den Weg nach Hause...


 ----------





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen