Mittwoch, 18. Dezember 2013

Teil 8 - Erklärungen


Vorher: Teil 7 - Absicht

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Leise betrat ich unser Haus und schaute mich suchend um. Ich konnte weder Lara, noch Niels auf Anhieb entdecken. Ich legte den Hausschlüssel wie gewohnt auf den Esstisch und suchte nach Lara, doch ich fand sie nirgends. Plötzlich hörte ich die Klospülung. Schnell lief ich zur Badezimmertür, die sich gerade öffnete.


Total perplex sah mich Lara an. „Was willst du hier? Solltest du nicht bei deinem Lover sein?“
Sie drängte sich an mir vorbei und wollte ins Schlafzimmer verschwinden, doch ich hielt sie am Arm fest. „Lara, bitte...“


 „FASS MICH NICHT AN“ fauchte sie und riss sich los. „Du ekelst mich! Tu das nie wieder, hörst du??“
„Aber Maus...“
„Ich bin nicht deine Maus! Nie mehr Terry, hörst du? NIE MEHR!“
„Bitte lass mich doch erklären...“
Sie wirbelte herum. „Erklären?“ quietschte sie pikiert. „Erklären willst du das? Da gibt es nichts zu erklären. Du küsst einen Mann, Terry. Einen MANN! Reicht ein Schwuler in der Familie nicht??“


 „Ich bin nicht schwul...“
„Ach nein? Hast du mit ihm geschlafen?“ Sie sah mir direkt ins Gesicht, als wollte sie die Wahrheit durch meine Augen saugen... „Terry? Hast du mich gehört? Schläfst du mit ihm?“ Leugnen war zwecklos. Sie würde eine Lüge bemerken. Ich nickte. „Ja.“

  
Lara saugte hörbar die Luft ein. „Du Perversling“ sagte sie leise.
„Ich bin nicht pervers“ verteidigte ich mich. „Das ist... nur eine andere Art Liebe...“


 Entsetzt starrte Lara mich an. „Du liebst ihn also.“
Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte. Ich spürte dass in dieser Situation alles falsch war, was ich von mir gab...
„Terry! Liebst du ihn?!“
Verzweifelt zuckte ich die Schultern. „Ich weiß nicht...“


 „Du weißt nicht? Aber ich weiß es! Ich reiße mir Tag für Tag den Arsch auf, schaffe Geld ran, damit unser Sohn aufs College kann, weil wir nur mit deinem Gehalt nicht weit kommen würden, schufte mich tot, damit ich die scheiß Beförderung schaffe und dann endlich mehr Zeit für uns habe... und du vögelst einen Kerl!“


 Lara ließ die Hände sinken. „Ich versuche für uns zu tun was ich kann, und du hintergehst mich so... Terry, wie konntest du nur...“
Ich stand einfach nur noch vor ihr und heulte. „Maus, es tut mir so leid...“
„Terry, geh. Ich ertrage dich nicht mehr. Lass den Schlüssel da. Du hörst von meinem Anwalt.“


 Lara nahm meinen Hausschlüssel vom Tisch und nahm ihn mit ins Schlafzimmer. Sie verschloss von innen die Tür und ließ mich einfach so zurück. Mechanisch setzte ich mich in Bewegung. Ich nahm meinen Rucksack und packte notdürftig meine Sachen, Geldbörse, Waschzeug, meine Turnschuhe. An meine Kleidung kam ich nicht mehr heran.

 

 Am Boden zerstört verließ ich mein ehemaliges Zuhause und irrte auf der Straße umher. Was sollte ich nun tun? Wohin sollte ich gehen? Ich hoffte Lars würde mir für ein paar Tage Obdach geben, doch auch er war bestimmt stinksauer auf mich, nachdem ich ihm die Hochzeit versaut hatte.


 Heulend wie ein Schlosshund ging ich zum Kurios-Haus. Ich setzte mich in den warmen Sand und malte Kringel hinein, um mich von meinem Elend abzulenken. Ich wusste nicht mehr weiter, was sollte denn nun aus mir werden?


 Friedbert kam zu mir und setzte sich hinter mich. Er zog mich zurück, so dass ich meinen Kopf in seinen Schoß legen konnte. Er sagte keinen Ton, er war einfach nur da. Und das tröstete mich etwas.
„Was soll ich denn nur machen“ wimmerte ich. „Ich kann nicht mehr nach Hause. Wo soll ich schlafen? Wo soll ich nur hin?“


 „Schhhhh, ist ok“ sagte Friedbert daraufhin leise. „Du hast doch mich. Ich bin doch für dich da.“
Zweifelnd sah ich ihn an. „Schon, aber ich muss doch irgendwo wohnen...“
Friedbert streichelte mir über die Wange. „Bleib bei mir“ sagte er leise.
„Bei dir? Du meinst hier wohnen? Friedbert, ich weiß nicht...“


 Friedbert sah mich wieder mit seinen Gletscherseeaugen an. In ihnen lag eine verzweifelte Bitte... So hatte ich ihn noch nie erlebt.
„Terry, ich bitte dich. Bleib bei mir. Lebe hier mit mir.“ Seine Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. „Terry, ich liebe dich.“


 Bei dem letzten Satz blieb mir fast das Herz stehen. Seit Anbeginn unserer Affäre fragte ich mich was er für mich empfand, ob er nur aus reiner Lust mit mir schlief, oder ob ich ihm etwas bedeutete, das auch jenseits der Bettlaken Bestand haben könnte...
Er schien meine Gedanken zu erraten.
„Ja Terry, ich liebe dich. Ich weiß, ich habe es nie zuvor gesagt, doch es ist wahr...“


 Ich lehnte mich an ihn und weinte. Ich weinte mir den Druck von meiner Seele, die Angst, die Verzweiflung... und ich weinte aus Erleichterung. „Ja, ich bleibe bei dir...“
Friedbert lächelte zufrieden und zog mich hoch.

 

 Er trug mich zu seinem Schlafzimmer und legte mich aufs Bett. Ich wunderte mich über seine enorme körperliche Kraft, er glich eher einem Athleten, als einem Wissenschaftler. Er begann mich sanft zu streicheln, und unter seinen Zärtlichkeiten und dank der vielen Tränen, schlief ich ein.


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