Vorher: Teil 7 - Absicht
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Leise betrat ich unser Haus und schaute
mich suchend um. Ich konnte weder Lara, noch Niels auf Anhieb
entdecken. Ich legte den Hausschlüssel wie gewohnt auf den Esstisch
und suchte nach Lara, doch ich fand sie nirgends. Plötzlich hörte
ich die Klospülung. Schnell lief ich zur Badezimmertür, die sich
gerade öffnete.
Total
perplex sah mich Lara an. „Was willst du hier? Solltest du nicht
bei deinem Lover sein?“
Sie drängte sich an mir vorbei und
wollte ins Schlafzimmer verschwinden, doch ich hielt sie am Arm fest.
„Lara, bitte...“
„FASS MICH
NICHT AN“ fauchte sie und riss sich los. „Du ekelst mich! Tu das
nie wieder, hörst du??“
„Aber Maus...“
„Ich bin nicht deine Maus! Nie mehr
Terry, hörst du? NIE MEHR!“
„Bitte lass mich doch erklären...“
Sie wirbelte herum. „Erklären?“
quietschte sie pikiert. „Erklären willst du das? Da gibt es nichts
zu erklären. Du küsst einen Mann, Terry. Einen MANN! Reicht ein
Schwuler in der Familie nicht??“
„Ich bin
nicht schwul...“
„Ach nein? Hast du mit ihm
geschlafen?“ Sie sah mir direkt ins Gesicht, als wollte sie die
Wahrheit durch meine Augen saugen... „Terry? Hast du mich gehört?
Schläfst du mit ihm?“ Leugnen war zwecklos. Sie würde eine Lüge
bemerken. Ich nickte. „Ja.“
Lara saugte
hörbar die Luft ein. „Du Perversling“ sagte sie leise.
„Ich bin nicht pervers“ verteidigte
ich mich. „Das ist... nur eine andere Art Liebe...“
Entsetzt
starrte Lara mich an. „Du liebst ihn also.“
Ich wusste nicht mehr was ich sagen
sollte. Ich spürte dass in dieser Situation alles falsch war, was
ich von mir gab...
„Terry! Liebst du ihn?!“
„Terry! Liebst du ihn?!“
Verzweifelt zuckte ich die Schultern.
„Ich weiß nicht...“
„Du weißt
nicht? Aber ich weiß es! Ich reiße mir Tag für Tag den Arsch auf,
schaffe Geld ran, damit unser Sohn aufs College kann, weil wir nur
mit deinem Gehalt nicht weit kommen würden, schufte mich tot, damit
ich die scheiß Beförderung schaffe und dann endlich mehr Zeit für
uns habe... und du vögelst einen Kerl!“
Lara ließ
die Hände sinken. „Ich versuche für uns zu tun was ich kann, und
du hintergehst mich so... Terry, wie konntest du nur...“
Ich stand einfach nur noch vor ihr und
heulte. „Maus, es tut mir so leid...“
„Terry, geh. Ich ertrage dich nicht
mehr. Lass den Schlüssel da. Du hörst von meinem Anwalt.“
Lara nahm
meinen Hausschlüssel vom Tisch und nahm ihn mit ins Schlafzimmer.
Sie verschloss von innen die Tür und ließ mich einfach so zurück.
Mechanisch setzte ich mich in Bewegung. Ich nahm meinen Rucksack und
packte notdürftig meine Sachen, Geldbörse, Waschzeug, meine
Turnschuhe. An meine Kleidung kam ich nicht mehr heran.
Am Boden
zerstört verließ ich mein ehemaliges Zuhause und irrte auf der
Straße umher. Was sollte ich nun tun? Wohin sollte ich gehen? Ich
hoffte Lars würde mir für ein paar Tage Obdach geben, doch auch er
war bestimmt stinksauer auf mich, nachdem ich ihm die Hochzeit
versaut hatte.
Heulend wie
ein Schlosshund ging ich zum Kurios-Haus. Ich setzte mich in den
warmen Sand und malte Kringel hinein, um mich von meinem Elend
abzulenken. Ich wusste nicht mehr weiter, was sollte denn nun aus mir
werden?
Friedbert
kam zu mir und setzte sich hinter mich. Er zog mich zurück, so dass
ich meinen Kopf in seinen Schoß legen konnte. Er sagte keinen Ton,
er war einfach nur da. Und das tröstete mich etwas.
„Was soll ich denn nur machen“
wimmerte ich. „Ich kann nicht mehr nach Hause. Wo soll ich
schlafen? Wo soll ich nur hin?“
„Schhhhh,
ist ok“ sagte Friedbert daraufhin leise. „Du hast doch mich. Ich
bin doch für dich da.“
Zweifelnd sah ich ihn an. „Schon,
aber ich muss doch irgendwo wohnen...“
Friedbert streichelte mir über die
Wange. „Bleib bei mir“ sagte er leise.
„Bei dir? Du meinst hier wohnen?
Friedbert, ich weiß nicht...“
Friedbert
sah mich wieder mit seinen Gletscherseeaugen an. In ihnen lag eine
verzweifelte Bitte... So hatte ich ihn noch nie erlebt.
„Terry, ich bitte dich. Bleib bei mir. Lebe hier mit mir.“ Seine Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. „Terry, ich liebe dich.“
„Terry, ich bitte dich. Bleib bei mir. Lebe hier mit mir.“ Seine Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. „Terry, ich liebe dich.“
Bei dem
letzten Satz blieb mir fast das Herz stehen. Seit Anbeginn unserer
Affäre fragte ich mich was er für mich empfand, ob er nur aus
reiner Lust mit mir schlief, oder ob ich ihm etwas bedeutete, das
auch jenseits der Bettlaken Bestand haben könnte...
Er schien meine Gedanken zu erraten.
„Ja Terry, ich liebe dich. Ich weiß,
ich habe es nie zuvor gesagt, doch es ist wahr...“
Ich lehnte
mich an ihn und weinte. Ich weinte mir den Druck von meiner Seele,
die Angst, die Verzweiflung... und ich weinte aus Erleichterung. „Ja,
ich bleibe bei dir...“
Friedbert lächelte zufrieden und zog
mich hoch.
Er trug mich
zu seinem Schlafzimmer und legte mich aufs Bett. Ich wunderte mich
über seine enorme körperliche Kraft, er glich eher einem Athleten,
als einem Wissenschaftler. Er begann mich sanft zu streicheln, und
unter seinen Zärtlichkeiten und dank der vielen Tränen, schlief ich
ein.
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