Mittwoch, 18. Dezember 2013

Teil 2 - Lars Freund

Vorher: Teil 2 - Zukunftspläne

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Ich kam zurück von meiner Schicht, müde, hungrig, nach Schweiß und Öl stinkend.
Heute durfte ich Extrastunden schieben, da die Wissenschaftler eine der Zeitmaschinen total demoliert hatten. Ich fragte mich wirklich ob die ernsthaft glaubten dass man eines Tages durch die Zeit reisen kann...


 Ich gönnte mir erst mal eine Dusche um den Ölgestank loszuwerden. Ich hasste diesen Geruch, er klebte an einem wie ein böser Fluch. Lara hatte sich allerdings nie beschwert, sie meinte immer das sei halt mein „Männerparfum“.
Danach sah ich mich im Haus um, es war verdächtig still. Ich seufzte. Lara arbeitete mal wieder länger und die Jungs waren wohl bei Freunden. Ich versuchte das Beste aus der Situation zu machen und ging auf die Terrasse um Luft zu schnappen.


 In der Tür blieb ich abrupt stehen. Dort stand mein Sohn Lars und knutschte mit jemandem herum. Ich traute meinen Augen kaum. Mein siebzehnjähriger Sohn stand auf unserer Terrasse und knutschte...  mit einem Mann!
Ich hätte nichts gesagt wenn er dort mit einem der jungen Dinger aus seiner Schulklasse herumgemacht hätte. Ich hätte nichts gesagt wenn er dort meinetwegen mit seiner Lehrerin herumgeknutscht hätte. Aber er hielt einen Mann im Arm!


 Die Beiden waren so miteinander beschäftigt, dass sie mich gar nicht bemerkt hatten. Leise zog ich mich wieder zurück. Ich wollte jetzt keine Szene machen, Lars war so gut wie erwachsen und er konnte sich seinen Partner selbst aussuchen.
Ich versuchte mir einzureden das es egal wäre, ob er mit einem Mann oder einer Frau zusammen war, trotzdem hatte ich die üblichen Zweifel, die Eltern eben hatten, wenn etwas nicht „normal“ mit ihren Kindern lief...


 Frustriert setzte ich mich auf unsere Couch. Ich machte mir Sorgen um unseren Ältesten. Einmal war da die Sache mit dem College. Er blieb beharrlich bei seiner Aussage nicht nach La Fiesta Tech zu gehen und ich glaubte nun auch den Grund zu wissen...


Der Grund war dieser Mann. Ich hatte ihn erkannt, es war einer der Kurios Brüder, Pascal hieß er, glaubte ich. Die drei Brüder waren in Strangetown bekannt wie bunte Hunde, es hieß sie würden nicht den klassischen und ehrbaren Wegen der Wissenschaft folgen.
Man erzählte sich, sie würden merkwürdige Dinge treiben, in ihrem einsamen Bau dort oben auf dem Hügel...


 Ich wusste nicht ob da etwas dran war, ich wusste nur dass ich mir große Sorgen um unseren Sohn machte. Ich kannte Pascal Kurios´ Beweggründe nicht, sich ausgerechnet Lars auszusuchen und ich befürchtete das unser Ältester in eine böse Sache schlittern könnte.

 

In diesem Augenblick vermisste ich Laras Anwesenheit mehr denn je. Ich musste unbedingt mit jemandem sprechen, so langsam wuchs mir die ganze Sache mit Lars über den Kopf. Ihr würde bestimmt etwas einfallen, da war ich sicher.
Doch in letzter Zeit gaben wir uns fast nur noch die Klinke in die Hand, ich fragte mich wirklich was mit unserer wunderbaren Ehe passiert ist.
Früher war das Geld knapp, dafür gab es Liebe, Vertrautheit und Leidenschaft satt...
 

 Ich wurde aus meinen trüben Gedanken gerissen, als Lars von der Terrasse hereinkam.
Er ging sofort an den Kühlschrank und machte sich etwas zu Essen.
Ich ging zu ihm und spähte aus der Terrassentür, seinen Freund schien er verabschiedet zu haben.
Unsicher fing ich an mit unserem jungen Romeo an zu reden.


 „Hör mal, auf der Terrasse eben...“
Lars dreht sich zu mir und blitzte mich böse an. „Und?“
„Nun, wir haben bestimmt nichts dagegen dass du dich für Männer interessierst,
aber... ich bin mir nicht sicher ob gerade dieser Mann für dich der Richtige wäre...“
Lars wurde wütend. „Warum nicht? Weil er ein paar Jahre älter ist als ich? Oder weil er schwanger ist?“


 
In diesem Moment hätte man eine Stecknadel fallen lassen können. Ich glaubte nicht richtig gehört zu haben.
„Schwanger. Ein Mann. Was ist das denn für eine blöde Idee.“
„Keine blöde Idee“ sagte Lars beinahe triumphierend. „Pascal wurde von Aliens entführt, die haben es getan.“


 Aliens. Ein schwangerer Mann. Nun glaubte ich eher dass dieser verdrehte Möchtegern-
Wissenschaftler meinem Sohn Drogen verabreicht hatte.
„Ich glaube mit dir stimmt etwas nicht. Ich werde einen Arzt rufen. Du phantasierst.“
Ich wollte Lars meine Hand auf die Stirn legen um seine Temperatur zu prüfen, da stieß er sie weg.


 „Das sind keine Phantasien! Es gibt Aliens! Du kennst doch den grünen Alten auf der anderen Straßenseite? Der in dem großen, gelben Haus? Das ist ein Alien! Ein Waschechter sogar!“
„Quatsch“ entgegnete ich schwach. „Der Kerl ist bestimmt nur krank, wie Gelbsucht vielleicht, oder er hat eine Hautkrankheit!“


 „Das ist Polli-Tech 9, er hat Pascals ältere Schwester geheiratet und die haben sogar einen grünen Sohn! Und der weiß auch genau wie man Männer schwängert, das war nämlich früher mal sein Job!“
Je mehr Lars erzählte, umso mehr war ich davon überzeugt dass er in Schwierigkeiten steckte.
Solchen Blödsinn würde er sich niemals alleine ausdenken, dieser Kurios-Typ musste ihm irgendwas gegeben haben!


 „Mir reicht es jetzt mit dem Quatsch“ fuhr ich meinen Sohn an. „Du hältst dich ab sofort von diesem Kerl fern und bereitest dich auf das College vor!“
Doch Lars grinste mich nur frech an.
„Vergiss es, Vater. La Fiesta Tech hat mich mit meinen Noten abgelehnt und ein anderes College könnt ihr euch nicht leisten. Ich werde zu Pascal ziehen und mit ihm das Kind aufziehen. Und ich werde ihm und seinen Brüdern bei ihren Forschungen helfen."


 Ich war wie vom Donner gerührt. "Du willst WAS? Du wagst dich keinen Schritt aus diesem Haus, ist das klar! Noch bist du nicht erwachsen! Noch ist das hier dein Zuhause!“
„Nun nicht mehr, Vater. Und solltet ihr versuchen mich von Pascal wegzuholen, seht ihr mich nie wieder!“
Fassungslos musste ich mit ansehen wie Lars aus seinem Zimmer seinen fertig gepackten Rucksack holte und unser Haus verließ.
 

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