Mittwoch, 18. Dezember 2013

Teil 7 - Absicht

Vorher: Teil 6 - Lars Hochzeit

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Ein Taxi hielt vor dem Haus. Niels, mein Jüngster, sprang heraus und eilte zu Lars, der mit Pascal die Teller wegräumte.
„Lars, es tu mir so leid, aber Michas Vater hatte nen Platten und dann mussten wir erst ein Taxi rufen... Was ist los? Du bist mir doch nicht böse?“
Verwirrt sah Niels zwischen Lars und Pascal hin und her. Die beiden sahen mit ihren Trauerminen nicht gerade nach Hochzeit aus.


 „Dir nicht“ sagte Lars, dann machte er eine kurze Pause. Er überlegte wohl, wie er seinem kleinen Bruder das erzählen sollte, was ich ihm eigentlich hätte beichten müssen...
„Niels, Dad hat ein Verhältnis mit Pascals Bruder. Und Mum hat es heute rausgekriegt.“
Lars warf Pascal einen verzweifelten Blick zu. „Ausgerechnet heute, ich ahnte es.“


 Niels sah Lars fassungslos an, dann lief er ohne ein weiteres Wort den Kurioshügel hinab nach Hause. Lars ließ traurig den Kopf hängen.
„Nur weil die zwei Idioten nicht die Finger voneinander lassen konnten...“
Pascal umarmte seinen frischgebackenen Ehemann. „Mach dir keine Vorwürfe. Sie sind beide erwachsen und kennen die Konsequenzen. Du hast keine Schuld.“


 Lars nickte langsam, dann küsste er Pascal.
„Schaff´ mich irgendwohin, wo wir unsere Hochzeit in Ruhe feiern können. Ich möchte niemanden mehr sehen.“
Pascal legte Lars den Arm um die Hüfte und führte ihn ins Schlafzimmer. Das Letzte was wir an dem Tag von den Beiden mitbekamen, war das Drehen des Zimmerschlüssels.


 So endete also die Hochzeit meines Ältesten und ich war schuld daran, dass sie wohl eine der schlimmsten Hochzeiten in Strangetown war, die jemals hier stattgefunden hatte...
Ich saß wie ein Häufchen Elend auf dem Sofa und wusste nicht mehr ein noch aus.
„Was mache ich denn jetzt“ jammerte ich vor mich hin.

 

 „Heb deinen Hintern hoch und sieh zu das du nach Hause kommst“ fuhr mich jemand an.
Erschrocken sah ich hoch. Lutz stand vor mir und gestikulierte.
„Ich an deiner Stelle würde versuchen noch zu retten was zu retten ist! Rede mit ihr! Erkläre ihr warum das passiert ist! Vielleicht hast du ja noch eine Chance!“
Ich zögerte. Nach alldem sollte ich noch eine Chance haben?


 Lutz scheuchte mich nach draußen. Ich lief also zögernd talwärts und versuchte mir zurechtzulegen, was ich sagen wollte...


 Während ich auf meinem beschwerlichen Weg zu Lara war, ging Lutz zu Friedbert, der es sich auf seinem Bett bequem gemacht hatte.
„Sag mal, dir geht es wohl nicht gut. Wir hier oben wussten ja schon die ganze Zeit was du treibst, doch das lief wenigstens noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Aber ausgerechnet an Pascals Hochzeit, AUSGERECHNET HEUTE MUSST DU TERRY ÖFFENTLICH KÜSSEN???? BIST DU NOCH GANZ SAUBER????“


 Friedbert sah seinen Bruder überrascht an. So wütend hatte er den eher ausgeglichenen und fröhlichen Lutz noch nie erlebt. Doch er blieb ruhig wie immer.
„Krieg dich wieder ein. Wann ich wen wo küsse, geht dich ja wohl mal gar nichts an.“
„Und ob mich das was angeht, Bruderherz. Wenn du dich in eine Ehe drängen musst, bitte sehr. Aber das muss ja nicht gerade auffliegen, wenn dein Bruder heiratet, oder?“


 „Prinzipiell ist es doch unwesentlich, wann es auffliegt. Hauptsache es fliegt endlich auf.“
Lutz blieb der Mund offen stehen.
„Sag mir bitte nicht, du hast das mit Absicht gemacht...“
Ruhig blickte Friedbert seinem Bruder in die Augen.
„Sicher. Terry braucht eine Entscheidungshilfe. Und die habe ich ihm heute hoffentlich geben können.“


Lutz musste an sich halten, sich nicht auf seinen Bruder zu stürzen.
„Du hast Pascal und Lars die Hochzeit damit versaut! Das verzeihen dir die Beiden nie! Und ich auch nicht.“
„Wie auch immer“ sagte Friedbert gleichgültig. „Wo ist Terry überhaupt?“
„Ich habe ihn nach Hause geschickt, damit er noch retten kann, was hoffentlich noch zu retten ist!“

 

 Friedbert sprang vom Bett auf. „Du hast WAS? Bist du verrückt?“
„Ich nicht, du aber scheinbar. Terry gehört zu seiner Frau!“
„Das hast du nicht zu bestimmen! Terry hat sich da schon lange nicht mehr wohl gefühlt! Er gehört jetzt zu mir! Lutz, ich schwöre dir, wenn du mir das versaust, ich werf´ dich raus!“
„Versuchs doch“ antwortete Lutz trotzig.
„Das brauche ich nicht versuchen, das mache ich einfach. Das Haus gehört schließlich mir.“
Lutz sah seinen Bruder zornig an und verließ dann das Schlafzimmer. Er konnte hier nichts tun.


 Während sich die zwei Brüder wegen mir anschrieen, war ich langsam nach Hause geschlichen. Nun stand ich vor unserer Haustür, hatte das Herz in der Hose und schloss mit zitternden Händen dir Tür auf...


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