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Ein Taxi hielt vor dem Haus. Niels,
mein Jüngster, sprang heraus und eilte zu Lars, der mit Pascal die
Teller wegräumte.
„Lars, es tu mir so leid, aber Michas
Vater hatte nen Platten und dann mussten wir erst ein Taxi rufen...
Was ist los? Du bist mir doch nicht böse?“
Verwirrt sah Niels zwischen Lars und
Pascal hin und her. Die beiden sahen mit ihren Trauerminen nicht
gerade nach Hochzeit aus.
„Dir
nicht“ sagte Lars, dann machte er eine kurze Pause. Er überlegte
wohl, wie er seinem kleinen Bruder das erzählen sollte, was ich ihm
eigentlich hätte beichten müssen...
„Niels, Dad hat ein Verhältnis mit
Pascals Bruder. Und Mum hat es heute rausgekriegt.“
Lars warf Pascal einen verzweifelten
Blick zu. „Ausgerechnet heute, ich ahnte es.“
Niels sah
Lars fassungslos an, dann lief er ohne ein weiteres Wort den
Kurioshügel hinab nach Hause. Lars ließ traurig den Kopf hängen.
„Nur weil die zwei Idioten nicht die
Finger voneinander lassen konnten...“
Pascal umarmte seinen frischgebackenen
Ehemann. „Mach dir keine Vorwürfe. Sie sind beide erwachsen und
kennen die Konsequenzen. Du hast keine Schuld.“
Lars nickte
langsam, dann küsste er Pascal.
„Schaff´ mich irgendwohin, wo wir
unsere Hochzeit in Ruhe feiern können. Ich möchte niemanden mehr
sehen.“
Pascal legte Lars den Arm um die Hüfte
und führte ihn ins Schlafzimmer. Das Letzte was wir an dem Tag von
den Beiden mitbekamen, war das Drehen des Zimmerschlüssels.
So endete
also die Hochzeit meines Ältesten und ich war schuld daran, dass sie
wohl eine der schlimmsten Hochzeiten in Strangetown war, die jemals
hier stattgefunden hatte...
Ich saß wie ein Häufchen Elend auf
dem Sofa und wusste nicht mehr ein noch aus.
„Was mache ich denn jetzt“ jammerte
ich vor mich hin.
„Heb
deinen Hintern hoch und sieh zu das du nach Hause kommst“ fuhr mich
jemand an.
Erschrocken sah ich hoch. Lutz stand
vor mir und gestikulierte.
„Ich an deiner Stelle würde
versuchen noch zu retten was zu retten ist! Rede mit ihr! Erkläre
ihr warum das passiert ist! Vielleicht hast du ja noch eine Chance!“
Ich zögerte. Nach alldem sollte ich
noch eine Chance haben?
Lutz
scheuchte mich nach draußen. Ich lief also zögernd talwärts und
versuchte mir zurechtzulegen, was ich sagen wollte...
Während ich
auf meinem beschwerlichen Weg zu Lara war, ging Lutz zu Friedbert,
der es sich auf seinem Bett bequem gemacht hatte.
„Sag mal, dir geht es wohl nicht gut.
Wir hier oben wussten ja schon die ganze Zeit was du treibst, doch
das lief wenigstens noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab.
Aber ausgerechnet an Pascals Hochzeit, AUSGERECHNET HEUTE MUSST DU
TERRY ÖFFENTLICH KÜSSEN???? BIST DU NOCH GANZ SAUBER????“
Friedbert
sah seinen Bruder überrascht an. So wütend hatte er den eher
ausgeglichenen und fröhlichen Lutz noch nie erlebt. Doch er blieb
ruhig wie immer.
„Krieg dich wieder ein. Wann ich wen
wo küsse, geht dich ja wohl mal gar nichts an.“
„Und ob mich das was angeht,
Bruderherz. Wenn du dich in eine Ehe drängen musst, bitte sehr. Aber
das muss ja nicht gerade auffliegen, wenn dein Bruder heiratet,
oder?“
„Prinzipiell
ist es doch unwesentlich, wann es auffliegt. Hauptsache es fliegt
endlich auf.“
Lutz blieb der Mund offen stehen.
„Sag mir bitte nicht, du hast das mit
Absicht gemacht...“
Ruhig blickte Friedbert seinem Bruder
in die Augen.
„Sicher. Terry braucht eine
Entscheidungshilfe. Und die habe ich ihm heute hoffentlich geben
können.“
Lutz musste
an sich halten, sich nicht auf seinen Bruder zu stürzen.
„Du hast Pascal und Lars die Hochzeit
damit versaut! Das verzeihen dir die Beiden nie! Und ich auch nicht.“
„Wie auch immer“ sagte Friedbert
gleichgültig. „Wo ist Terry überhaupt?“
„Ich habe ihn nach Hause geschickt,
damit er noch retten kann, was hoffentlich noch zu retten ist!“
Friedbert
sprang vom Bett auf. „Du hast WAS? Bist du verrückt?“
„Ich nicht, du aber scheinbar. Terry
gehört zu seiner Frau!“
„Das hast du nicht zu bestimmen!
Terry hat sich da schon lange nicht mehr wohl gefühlt! Er gehört
jetzt zu mir! Lutz, ich schwöre dir, wenn du mir das versaust, ich
werf´ dich raus!“
„Versuchs doch“ antwortete Lutz trotzig.
„Versuchs doch“ antwortete Lutz trotzig.
„Das brauche ich nicht versuchen, das
mache ich einfach. Das Haus gehört schließlich mir.“
Lutz sah seinen Bruder zornig an und
verließ dann das Schlafzimmer. Er konnte hier nichts tun.
Während sich die zwei Brüder wegen
mir anschrieen, war ich langsam nach Hause geschlichen. Nun stand ich
vor unserer Haustür, hatte das Herz in der Hose und schloss mit
zitternden Händen dir Tür auf...
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