Freitag, 3. Januar 2014

Teil 14 - Abendspaziergang


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Es war inzwischen Abend und ich durfte Pascal und Lars beim Kuscheln auf der Couch zusehen, während ich fern sah. Sehnsüchtig sah ich immer mal wieder verstohlen hin, wie sich die Beiden liebkosten, verdammt, waren die zwei glücklich!
Ich saß alleine hier, Friedbert versumpfte wieder im Labor und ich sehnte mich nach Streicheleinheiten, die mich von meinem zwickenden und drückenden Bauch ablenken sollten.


„Verdammt, könnt ihr das nicht woanders machen!“ blökte ich die Beiden an, die mich nur erstaunt ansahen. Wütend ging ich nach Draußen um mich wieder abzuregen. Ich atmete tief durch. Kannte ich das nicht irgendwoher? Ich alleine zu Hause und mein Partner nur am Arbeiten?
Hatte ich das nicht früher auch schon und bin ich nicht aus dieser Beziehung ausgebrochen, weil ich das nicht mehr ertragen habe?


 Ging es mir nun wirklich besser? War ich glücklicher? Nein. Ich war wieder in einer Beziehung gefangen, in der ich zu kurz kam und in der ich, noch schlimmer, abhängig war. Denn selbst wenn ich Friedbert nicht mehr lieben würde, wo sollte ich denn hin? Zudem war ich schwanger, ein absolutes Kuriosum, nicht nur meinem neuen Nachnamen nach. Selbst in Strangetown war das nicht alltäglich.
Ich war also vom Regen in die Traufe geraten, wie man so schön sagt.


 Aber ich liebte Friedbert, auch wenn er seit meiner Schwangerschaft in seine Studien vertieft war, immer auf der Suche nach neuen Mitteln, die eine männliche Schwangerschaft angenehmer machen sollten. Denn wie ich von Pascal wusste hatte er keinerlei Beschwerden
mit seiner Alienschwangerschaft, was er auf die Hormone zurückführte. Also reichte die Dosis wohl noch nicht aus, die ich bekam.


 Ich setzte mich in Bewegung, lief einfach drauflos, in der Hoffnung die Bewegung würde mir gut tun. Ich grübelte vor mich hin und merkte nicht, das mich meine Schritte zu meinem alten Haus geführt hatten. Ich ging unter dem Schlafzimmerfenster vorbei und konnte Lara und Lutz hören.
Wieder gab es einen Stich in meiner Brust. So hatte ich sie damals auch gehört, als sie in meinen Armen lag, ich zwischen ihren warmen Schenkeln und ihren heißen Atem an meinem Ohr...


Plötzlich hörte ich jemanden hinter mir herrufen.
„Vater? Vater, warte!“ Niels musste mich wie auch immer gesehen haben und lief mir nach.
Ich breitete meine Arme aus und drückte ihn an mich. Ich vermisste ihn so und ich schämte mich ihm gegenüber, schließlich hatte ich auch ihn verraten und betrogen.
 

 Wir setzten uns vors Haus und redeten.
„Geht es dir gut, Niels? Wie kommst du mit Lutz zurecht?“
"Lutz ist ein prima Stiefvater" sagte er. "Doch ich wünschte du wärst bei uns."
Betreten sah ich auf den Boden vor mir. Niels Worte taten mir weh. Sie taten mir mehr weh als die Geräusche, die ich vor ein paar Minuten aus meinem ehemaligen Schlafzimmer gehört hatte.


 "Es tut mir leid" sagte ich leise. Dann schwiegen wir uns eine Weile an. Irgendwann sprach ich weiter, so leise das mich Niels kaum verstehen konnte. "Spricht sie ab und an von mir?" Er schüttelte den Kopf.
"Nein. Sie vermeidet es. Aber ich bin sicher dass sie oft an dich denkt. Sie liebt Lutz sehr.
Aber ich glaube dass er dich nie ersetzen kann."
 

Niels druckste herum. "Daddy, kannst du nicht wieder zurückkommen? Sie nimmt dich bestimmt wieder..."
Ich schüttelte traurig den Kopf. "Ich bin jetzt mit Friedbert verheiratet. Und Lara ist mit Lutz verheiratet.“ Ich atmete tief durch. „Außerdem erwarte ich ein Kind von meinem Ehemann...
Ich kann nicht wieder weglaufen."
Entgeistert starrte mein Sohn mich an. „Du... tust WAS?“
 

Ich erzählte ihm wie alles gekommen war und das er nun ein Halbgeschwisterchen bekommen würde... ausgetragen von seinem eigenen Vater.
Fassungslos schüttelte Niels den Kopf. „Vater, ich erinnere mich als du vor einem Jahr zu Lars sagtest das du Angst um ihn hättest, das er in komische Sachen geraten würde... Aber es sieht eher so aus als ob du Schwierigkeiten hättest...“


 Ich seufzte. Ich musste es wohl einfach hinnehmen, dass meine Söhne wesentlich mehr Grips hatten als ihr Erzeuger. Denn mein Jüngster hatte Recht. Ich stand langsam auf, mein anschwellender Leib machte mir langsam Schwierigkeiten. Morgen wollte Pascal mir seine Schwangerschaftsklamotten raus suchen, denn ich brauchte schon ein Gummiband, um meine Jeans zu zukriegen und das T-Shirt spannte über meinem Bauch. Ich umarmte Niels und verabschiedete mich von ihm.
„Viel Glück mein Kleiner, bei deinem Studium. Und melde dich ab und zu.“


 Ich machte mich auf den Weg nach Hause und ließ einen sehr traurigen und sehr nachdenklichen Niels zurück.
Ich wusste dass er am meisten unter unserer Trennung gelitten hatte und ich war nur froh, dass er sich trotz Allem nicht davon aus der Bahn werfen ließ. Er trat sein Studium an und sollte es sogar auf die Bestenliste schaffen.


 
Zu Hause angekommen erwartete mich Friedbert. „Schatz, wo warst du, ich habe mir Sorgen gemacht!“
„Ich war nur etwas Spazieren, was sollte ich sonst alleine tun und ich wollte nicht dauernd Pascal und Lars beim Knutschen zusehen...“ antwortete ich zerknirscht.
Friedbert streichelte mir zärtlich über meinen Bauch. „Es tut mir leid das ich so wenig Zeit habe, aber die Studien... das Labor braucht mich.“


 „Ich brauche dich auch“ sagte ich leise. Friedbert gab mir einen Kuss, dann schloss er mich in seine Arme und streichelte mich.
„Dann werde ich mich mal um dich kümmern, damit du mir nicht auf dumme Gedanken kommst.“
Zufrieden legte ich meinen Kopf an seine Schulter und fragte mich, wie ich daran zweifeln konnte ob ich hier bei ihm glücklich sei...

 

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