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Stöhnend hielt ich mir meine Seite.
Ich war mir sicher, irgendwann würden mich diese verdammten
Rückenschmerzen, die ich nun seit drei Monaten hatte, umbringen.
Ich war nun im neunten Monat, es würde
nicht mehr allzu lange dauern, dann würde unser Kind geboren werden.
Oder eher, rausoperiert werden.
Wir hatten
uns heute die Klinik angesehen, in der es passieren sollte, es war
dieselbe Klinik und derselbe Arzt, der Pascal operiert hatte und er
begrüßte uns mit den Worten: „Ah, die Kurios-Familie. Wie ich
sehe sind ihre Studien erfolgreich.“
Ich wäre am liebsten geplatzt vor Wut,
es waren nicht meine Studien, ich war nur das Versuchskaninchen! Doch
ich hielt mich zurück, was erwartete ich denn, in dieser Stadt der
Verrückten waren eben alle verrückt…
Aber als ich
den OP sah, mit all diesen Gerätschaften, da wäre ich am liebsten
wieder raus gestürmt, ganz weit weg, wo mich niemand findet…
Und als
Friedbert mein klägliches Gesicht sah und ich ihm sagte das ich
Angst hätte und lieber wieder nach Hause wollte, da schimpfte er
mich aus, ich wäre undankbar und solle froh sein, das wir uns die
beste Klinik leisten könnten!
Doch dann beruhigte er sich wieder und
brachte mich heim.
Es war
inzwischen Abend und Friedbert war natürlich immer noch im Labor,
ich hoffte eigentlich dass er heute etwas früher nach Hause kommen
würde. Nicht nur das ich ihn trotz des kleinen Streits vermisste, so
langsam bekam ich auch Panik, dass das Kind raus wollte und ich
alleine und hilflos zu Hause war.
So schlich ich jedem Mitglied der
Familie hinterher, nur um im Notfall nicht alleine zu sein.
Doch im
Moment war niemand da und mein Körper quälte mich, so beschloss ich
eben wieder spazieren zu gehen, dann würde mich auch nicht ständig
das Kind treten, wenn es durch die Bewegungen in den Schlaf
geschaukelt wurde. Ich wackelte den Hügel hinunter, vollkommen außer
Acht lassend wie ich ihn später wieder hinaufkommen sollte, in
meinem Zustand.
Ich fand
mich vor Laras Haus wieder, irgendwie zog es mich immer wieder
magisch hier hin. Und doch sollte ich nicht hier sein, Niels war fort
und Lara glücklich verheiratet, was wollte ich also hier? Während
ich meine sinnlosen Überlegungen anstellte, ging die Haustür auf
und Lara kaum heraus um mich zu begrüßen.
Ich sah sie
auf mich zukommen – meine wunderschöne Lara – und ich weiß
nicht warum, impulsiv ließ ich mich auf ein Knie nieder und bat sie
um Verzeihung.
„Lara, es tut mir alles so leid, ich
bin ein Idiot, es tut mir leid was ich dir angetan habe…“
Ich redete total konfuses Zeug, doch
sie hörte mir trotzdem zu. Sie sagte kein Wort und nachdem ich
wieder mühsam aufgestanden war, schüttelte sie den Kopf.
„Terry, es
ist nun wie es ist…“
Traurig sah ich sie an und schämte
mich für mein blödsinniges Verhalten. Was brachte es in dieser
Situation, in der ich mich befand, mich ihr zu Füssen zu werfen…
Lara betrachtete mich, wie ich mir
wieder den Rücken rieb. „Komm mit rein und ruhe dich einen Moment
aus.“
Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten
uns auf die Couch, von der ich aber sofort wieder aufstand. Lara sah
mich erstaunt an.
„Was ist
los?“
„Dieses verdammte Sofa“ antwortete
ich. „Ich wundere mich dass du das nicht inzwischen weggeworfen
hast.“
„Du fandest es damals so schön“
sagte sie leise.
„Was ist daran jetzt so schlecht?“
„Es ist knochenhart und ich habe
Schmerzen beim Sitzen.“
Lara stand auf und betrachtete meinen
Bauch. „Komm mit.“
Sie führte
mich ins Schlafzimmer und deutete aufs Bett. „Leg dich einen Moment
hin“ bot sie mir an. Ich zögerte erst etwas, dann legte ich mich
auf meine alte Bettseite.
„Hat denn Lutz nichts dagegen?“
„Er hat Spätschicht heute“
erklärte Lara. Und er hat bestimmt nichts dagegen, wenn du dich
einen Moment ausruhst.“
Ich nickte und starrte an die
gegenüberliegende Wand. Lara sah mich einen Moment unschlüssig an,
dann legte sie sich auch aufs Bett.
„Möchtest
du reden?“
Perplex sah ich in ihr Gesicht. Konnte
sie nun auch noch Gedanken lesen?
„Ja“ sagte ich leise. „Würde gut
tun…“
Ich druckste etwas herum, dann erzählte
ich. Wie einsam ich mich fühlte, dass Friedbert nur noch im Labor
abhing und wie mich meine Schwangerschaft quälte. Ich erzählte wie
es überhaupt dazu kam und das ich mich missbraucht fühlte und
Friedbert trotzdem liebte…
Lara hörte
mir schweigend zu. Ich konnte nicht erahnen wie sie sich fühlte, ob
ihr meine Worte wieder wehtaten, oder ob sie das einfach so von sich
halten konnte. Es war ja nun lang genug her, das ich sie betrog, doch
ich weiß nicht ob ich in dem umgekehrten Fall damit umgehen könnte.
Irgendwie musste ich ihre Stärke bewundern. Erst bescherte ich ihr
den Ärger und den Stress ihres Lebens und nun sülzte ich sie auch
noch mit meinen Problemen voll.
Das Kind
trat mich wieder tüchtig in den Bauch und ich stöhnte auf. „Tut
es weh?“ fragte sie.
„Es geht so, es ist recht groß und
macht sich sehr breit und es drückt mir oft auf den Nerv…“ Lara
rückte zu mir hin und streckte die Hand nach meinem Bauch aus.
„Darf ich mal fühlen?“
Ich schluckte und nickte nur. Lara
streichelte mich sanft über meinen geschwollenen Leib und ihre
Berührung löste Gefühle in mir aus, die ich eigentlich nicht haben
sollte…
„Das ist…
merkwürdig“ sagte Lara leise, während ihre Hand sanft über
meinen Bauch fuhr. „Ich kenne das ja von mir selbst, aber… Terry,
wie konntest du das nur mit dir machen lassen…“
Unglauben und Trauer lagen in ihrer
Stimme und sie sah mit traurig an. Plötzlich überkam es mich, ich
nahm ihre Hand, zog sie zu mir hin und gab ihr einen sanften Kuss.
Lara sah
mich erschrocken an, dann stand sie auf.
„Terry, es ist besser du gehst…“
Ich stemmte mich vom Bett hoch und
schlurfte mit hängendem Kopf nach draußen. Ich Dummkopf hatte schon
wieder einen Fehler gemacht, wie konnte ich mich nur von ihrer
freundschaftlichen Geste hinreißen lassen sie zu küssen!
Ich erklomm
also wieder den Kurioshügel und fühlte mich emotional noch
schlechter als vorher. Und nachdem ich im Haus angekommen war, auch
körperlich. Der Nachhauseweg war einfach zu anstrengend für mich
gewesen und das rächte sich nun. Ich hatte wahnsinnige Schmerzen,
ich glaubte zu platzen!
Ich schrie um Hilfe, doch es kam
niemand, meine Angst war wahr geworden, das Kind kam und ich war
alleine…
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