Freitag, 10. Januar 2014

Teil 35 - Gefängnis

Vorher: Teil 34 - Reisen

-----

Fassungslos starrte ich Friedbert an. Das konnte nur ein Scherz sein, er wollte mich veralbern, da war ich mir sicher. Es konnte nicht anders sein, ich war ein erwachsener Mann, er konnte mich nicht einfach einsperren, wie ein ungezogenes Kind, dem man Stubenarrest verpasst hatte.


„Du machst wohl Witze“ presste ich irgendwann heraus.
„Denkst du?“ antwortete er mit einem eiskalten Lächeln. „Nein. Nein, ich denke ich mache keine Witze…“
Nach diesem fast gleichgültig klingenden Kommentar realisierte ich endlich, dass es ihm ernst war. Wut stieg in mir auf, echte, rasende Wut, wie ich sie seit meiner Kindheit nicht mehr gespürt habe, als uns damals unser Vater schlug.


 „Du hast kein Recht mich hier festzuhalten!“ Ich griff nach Friederikes Hand. „Komm, wir fahren nach Hause!“
Friederike riss sich wieder los und stellte sich hinter ihren Vater. „Nein! Ich bleibe bei Papi!“
Traurig sah ich meine Tochter an. Sie hatten alle Recht gehabt, Rick, Lara… alle hatten sie Recht. Ich sollte gehen und Friederike bei Friedbert lassen. Für sie war es zu spät.


 „Gut“ erwiderte ich traurig. „Dann fahre ich alleine.“
„Du gehst nirgends wohin.“
Dunkel und bedrohlich donnerte Friedberts Stimme hinter mir, ließ mich innerlich erzittern. Doch ich straffte meine Schultern und sah ihn trotzig an. „Das wirst du erleben.“
Ich griff nach dem Türknopf, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Ich drehte und zerrte an dem Knopf, doch es tat sich wieder nichts. Verdammt, was war das für ein Spiel, es hatte niemand nach uns abgeschlossen!


Wütend fuhr ich herum. „Wieso ist die Tür verschlossen? Mach das verdammte Ding auf!“
Grinsend kam Friedbert auf mich zu. „Nein. Diese Tür ist grundsätzlich verschlossen. Sie reagiert auf die Wellenmuster bestimmter Gehirne, meinem und dem von Klaus natürlich. Auf dich und Friederike reagiert sie nicht. Du bleibst hier und damit basta!“
Entsetzt starrte ich meinen Ehemann an. „Du mieses Schwein!“


 Wütend stürzte ich mich auf ihn und wollte ihn dazu zwingen, mich hinauszulassen. Doch ich hatte keine Chance gegen ihn, er fegte mich mit einem einzigen Schlag seiner Faust von den Füssen. Verwirrt und mit dröhnendem Kopf saß ich auf dem Boden. Friedbert packte mich, zog mich auf die Füße und schleifte mich in den ersten Stock dieses unheimlichen Gebäudes, in eines der Zimmer und stieß mich hinein.


 „Das ist dein Zimmer und da bleibst du, basta!“
Ich fing mich wieder, drehte auf der Stelle herum und versuchte aus dem Zimmer zu entkommen, doch Friedbert schlug schnell die Tür zu und verschloss sie von außen. Ich hämmerte mit den Fäusten auf das Holz, doch ich hörte ihn nur seine fieses Gelächter und wie er die Treppe hinunterging, dann war es still.


Langsam drehte ich mich herum und sah mich um. Das war nun also mein persönliches Gefängnis. Ein Raum mit einer Aussicht auf die schier endlose Wüste, ein Doppelbett, das ich hoffentlich nicht mit Friedbert teilen musste und einer Kommode; ein eigenes Bad grenzte auch an.
Fehlte also nur noch die Klappe in der Tür, wo man mir mein Essen durch schob, dachte ich in einem Anfall von verzweifeltem Sarkasmus.


Ich starrte durch das Fenster und versuchte meine Lage zu analysieren. Ich war gefangen in einem Haus, dessen Türen, und ich vermutete auch Fenster, sich nicht öffnen ließen, mitten in der Wüste, ohne zu wissen wo genau ich war, ohne Geld und mit Sicherheit auch ohne Auto, denn so wie ich Friedbert kannte, hatte er jede Kleinigkeit bedacht.


Seufzend lies ich mich auf das Bett fallen. Was würde nur Lara denken, wenn ich mich nicht mehr bei ihr meldete? Sie würde vermutlich sehr sauer auf mich sein. Ich hoffte nur, dass sie relativ schnell bei Lars anrief, er würde sich mit Sicherheit auch Gedanken machen, wenn wir nicht mehr auftauchten. Ob Pascal oder Lars wussten, wo wir hier waren? Ich hoffte es im Stillen, doch daran glauben konnte ich nicht.


Ich verfiel ins Grübeln und nach einer Weile bekam ich Hunger. Wieder hämmerte ich an die Tür, ich wollte hier raus, ich hatte Hunger und ich war schließlich kein Tier, das man einfach einsperren konnte! Immer wütender schlug ich auf das Holz ein, bis sie sich plötzlich öffnete und Friedbert mit wutverzerrtem Gesicht eintrat.
„Zum Donnerwetter, was machst du für ein Theater!“


„Theater?!“ fuhr ich ihn an. „Du sperrst mich hier ein, wie ein wildes Tier! Ich habe Hunger, ich bin hier alleine und ich will endlich nach Hause! Lass mich durch!“
Ich versuchte mich an ihm vorbei zudrücken, doch er hielt mich zurück. „Lass mich sofort los!!“ Wütend schlug ich auf ihn ein, versuchte mich zu befreien, doch er lachte nur.
„Du bist süß, wenn du wütend wirst. Klaus!“
 

Kurz darauf erschien Klaus Becker in der Tür. Ich machte mir keine Illusionen, dass er mir helfen würde, im Gegenteil. Er hatte eine Schale dabei und nickte Friedbert zu, der mich daraufhin umklammert hielt, so dass ich mich nicht mehr rühren konnte. Klaus zog eine Spritze auf und kam auf mich zu.
„Lasst mich sofort los! Bleib mir damit vom Leib!“ schrie ich, doch ohne Erfolg. Klaus verpasste mir die komplette Injektion und alsbald fühlte ich meine Glieder schlaff werden…


Friedbert ließ mich auf den Boden gleiten und stellte sich neben Klaus, der mich teilnahmslos beobachtete. „Wie lange wird er schlafen?“
„Die Nacht durch bestimmt“ antwortete Klaus.
„Und wie lange wird es dauern bis das Gift wirkt?“
Klaus grinste. „Es soll ja keine Rückstände hinterlassen. Er wird noch ein paar Tage haben, denke ich. Dann bist du ihn los.“
Friedbert betrachtete mich grinsend, dann zog er Klaus in seine Arme und küsste ihn.


-----


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen