Freitag, 10. Januar 2014

Teil 36 - Sorgen

Vorher: Teil 35 - Gefängnis

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Stumm beobachtete Lars Ricky beim Toben. Der kleine Hund freute sich sichtlich über die Abwechslung die sich ihm endlich wieder bot, seit sein Herrchen so plötzlich verschwunden war.
Mit einem Seufzer nahm Lars das Stöckchen aus Rickys Schnauze um es wieder zu werfen. Er machte sich Sorgen, große Sorgen, denn sein Vater kehrte von dem Ausflug, den sein Ehemann „angeordnet“ hatte, nicht mehr zurück.


Wieder flog der Stock durch die Luft und der kleine, braune Hund wetzte ihm hinterher. Eigentlich hatte Lars für Ricky gar keine Zeit, die Zwillinge brauchten ihn bei den Hausaufgaben und auch das Essen musste auf den Tisch. Terry fehlte einfach in diesem Haushalt, das spürte man an allen Ecken und Enden.
Nicht das Lars nicht schon immer um den Wert seines Vaters wusste, doch gerade jetzt fiel es so richtig auf, wie sehr Terry gebraucht und auch vermisst wurde. Die Kinder fragten ständig nach ihm und auch Sirius, der nun auf dem College war, sorgte sich.


 
„Feierabend, mein Kleiner“ meinte Lars zu Ricky und streichelte ihn. Er sah in die braunen, traurigen Hundeaugen und seufzte. „Dein Herrchen fehlt dir, stimmts?“
Ricky gab natürlich keine Antwort, doch es war dem Hundchen anzusehen, das es trauerte.
Lars ging wieder hinein und blieb vor dem Telefon stehen. Ob seine Mutter wissen könnte, wo Terry war? Ihm war nicht entgangen, das sich seine Eltern wieder sehr gut verstanden und er hatte das Gefühl, das da durchaus mehr im Gange sein könnte, als es gut für die Beiden war…


Gerade als Lars den Hörer in die Hand nehmen wollte um Lara anzurufen, klingelte es. Hastig riss er den Hörer vom Apparat herunter. „Vater??“
„Nein, Lars, ich bin es“ schniefte es am anderen Ende.
„Meine Güte was ist los? Warum weinst du?“ fragte Lars erschrocken. „Ist dir etwas passiert?“





„Ich muss mit dir reden… Kannst du vorbei kommen?“
Lars sah sich um und dachte fieberhaft nach. „Mum, die Kinder warten aufs Essen…“
Die Stille am anderen Ende ließ ihn seine Überlegungen beenden. „Ist es wegen Dad?“
Ein leises „Ja“ ließ ihn nachgeben.
„Ich rufe Pascal an, er soll die Kinder übernehmen. Ich bin gleich bei dir“.
Lars drückte das Gespräch weg und rief Pascal an, der ihn kurz darauf bei den Kindern ablöste, dann machte er sich eilig auf den Weg ins Tal. Er hoffte dass sich bei seiner Mutter nicht auch noch eine Katastrophe anbahnte.




Er wollte gerade die Klingel drückten, da ging auch schon die Tür auf und eine verheulte Lara ließ ihn herein.
Lars drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Also was ist los?“
Lara bedeutete ihrem Sohn sich zu setzen. „Lars, weißt du wo dein Vater ist?“
Lars schüttelte den Kopf. „Nein, ich hoffte du könntest mir etwas dazu sagen. Er war nun seit Tagen nicht zu Hause, es kommt keine Nachricht, kein Anruf, nichts. Wir können Friedbert nicht erreichen, die Schule rief an ob Friederike krank wäre, und und und. Ich habe keine Ahnung, was da los sein könnte.“



 Lara ließ sich neben ihm auf das Sofa fallen. „Ich habe auch nichts mehr gehört, seit Niels Hochzeit… Er hat mich jeden Tag angerufen und seitdem… nichts mehr!“

Erstaunt sah Lars seine Mutter an. „Ihr telefoniert jeden Tag?“
Lara wurde rot. „Lars… dein Vater und ich… Meine Güte, das klingt blöd, aber… Deine Eltern haben eine Affäre.“




Lars wusste jetzt nicht ob er über diesen merkwürdig klingenden Satz lachen sollte. Doch mit diesem bestätigte sich das, was er die letzte Zeit im Gefühl hatte.
„Mum, unter anderen Umständen würde ich mich ja freuen, aber…“
Lara unterbrach ihn. „Ich weiß was du sagen willst, das es unvernünftig ist, das ich in eine Ehe einbreche, so wie das Friedbert in meine tat. Aber das ist es nicht! Du weißt selbst dass Terry todunglücklich ist! Er laugt ihn aus, ihr laugt ihn aus! Ihr alle da oben!“



 Betreten schwieg Lars. Er wusste dass seine Mutter irgendwo Recht hatte, doch das half ihm bei seinem Problem nicht.

„Mum, er ist nun seit Tagen verschwunden und wir müssen uns nun überlegen was wir tun. Ich werde gleich zur Polizei gehen und eine Vermisstenanzeige aufgeben. Vielleicht wissen die ja auch schon etwas und warten nur darauf, das sich jemand meldet.“
Wieder schniefte Lara und nickte. „Lars… denkst du… Denkst du Terry hat kalte Füße bekommen und ist einfach mit Friedbert weggezogen?“




Lars schwieg einen Moment. Sein Vater hatte nun schon einigen Blödsinn gemacht, das wusste er, doch diese Möglichkeit erschien ihm nun total absurd. Ihm kam eine ganz andere Eventualität in den Sinn, doch die wollte er seiner Mutter lieber nicht nennen.
„Wir finden heraus was passiert ist“ versuchte er sie zu beschwichtigen. „Bald wissen wir es.“
Lars wollte aufstehen und gehen, da hielt ihn Lara zurück.
„Lars…“ begann sie leise, „Ich muss ihn wieder haben, ich liebe ihn, ich brauche ihn… Wir brauchen ihn…“


 „Ich weiß“ antwortete Lars ebenso leise. „Wir lieben und brauchen ihn alle.“
Lara schüttelte heftig den Kopf.
„Nein Lars, du verstehst nicht… Ich bin schwanger…“


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