-----
Stumm beobachtete Lars Ricky beim
Toben. Der kleine Hund freute sich sichtlich über die Abwechslung
die sich ihm endlich wieder bot, seit sein Herrchen so plötzlich
verschwunden war.
Mit einem Seufzer nahm Lars das
Stöckchen aus Rickys Schnauze um es wieder zu werfen. Er machte sich
Sorgen, große Sorgen, denn sein Vater kehrte von dem Ausflug, den
sein Ehemann „angeordnet“ hatte, nicht mehr zurück.
Wieder flog der Stock durch die Luft
und der kleine, braune Hund wetzte ihm hinterher. Eigentlich hatte
Lars für Ricky gar keine Zeit, die Zwillinge brauchten ihn bei den
Hausaufgaben und auch das Essen musste auf den Tisch. Terry fehlte
einfach in diesem Haushalt, das spürte man an allen Ecken und Enden.
Nicht das Lars nicht schon immer um den
Wert seines Vaters wusste, doch gerade jetzt fiel es so richtig auf,
wie sehr Terry gebraucht und auch vermisst wurde. Die Kinder fragten
ständig nach ihm und auch Sirius, der nun auf dem College war,
sorgte sich.
„Feierabend, mein Kleiner“ meinte
Lars zu Ricky und streichelte ihn. Er sah in die braunen, traurigen
Hundeaugen und seufzte. „Dein Herrchen fehlt dir, stimmts?“
Ricky gab natürlich keine Antwort,
doch es war dem Hundchen anzusehen, das es trauerte.
Lars ging wieder hinein und blieb vor
dem Telefon stehen. Ob seine Mutter wissen könnte, wo Terry war? Ihm
war nicht entgangen, das sich seine Eltern wieder sehr gut verstanden
und er hatte das Gefühl, das da durchaus mehr im Gange sein könnte,
als es gut für die Beiden war…
Gerade als Lars den Hörer in die Hand
nehmen wollte um Lara anzurufen, klingelte es. Hastig riss er den
Hörer vom Apparat herunter. „Vater??“
„Nein, Lars, ich bin es“ schniefte
es am anderen Ende.
„Meine Güte was ist los? Warum
weinst du?“ fragte Lars erschrocken. „Ist dir etwas passiert?“
„Ich muss mit dir reden…
Kannst du vorbei kommen?“
Lars sah sich um und dachte fieberhaft
nach. „Mum, die Kinder warten aufs Essen…“
Die Stille am anderen Ende ließ ihn
seine Überlegungen beenden. „Ist es wegen Dad?“
Ein leises „Ja“ ließ ihn
nachgeben.
„Ich rufe Pascal an, er soll die
Kinder übernehmen. Ich bin gleich bei dir“.
Lars drückte das Gespräch weg und
rief Pascal an, der ihn kurz darauf bei den Kindern ablöste, dann
machte er sich eilig auf den Weg ins Tal. Er hoffte dass sich bei seiner Mutter nicht auch noch eine Katastrophe anbahnte.
Er wollte gerade die Klingel drückten,
da ging auch schon die Tür auf und eine verheulte Lara ließ ihn
herein.
Lars drückte ihr einen Kuss auf die
Wange. „Also was ist los?“
Lara bedeutete ihrem Sohn sich zu
setzen. „Lars, weißt du wo dein Vater ist?“
Lars schüttelte den Kopf. „Nein, ich
hoffte du könntest mir etwas dazu sagen. Er war nun seit Tagen nicht
zu Hause, es kommt keine Nachricht, kein Anruf, nichts. Wir können
Friedbert nicht erreichen, die Schule rief an ob Friederike krank
wäre, und und und. Ich habe keine Ahnung, was da los sein könnte.“
Lara ließ sich neben ihm auf das Sofa
fallen. „Ich habe auch nichts mehr gehört, seit Niels Hochzeit…
Er hat mich jeden Tag angerufen und seitdem… nichts mehr!“
Erstaunt sah Lars seine Mutter an. „Ihr
telefoniert jeden Tag?“
Lara wurde rot. „Lars… dein Vater
und ich… Meine Güte, das klingt blöd, aber… Deine Eltern haben
eine Affäre.“
Lars wusste jetzt nicht ob er über
diesen merkwürdig klingenden Satz lachen sollte. Doch mit diesem
bestätigte sich das, was er die letzte Zeit im Gefühl hatte.
„Mum, unter anderen Umständen würde
ich mich ja freuen, aber…“
Lara unterbrach ihn. „Ich weiß was
du sagen willst, das es unvernünftig ist, das ich in eine Ehe
einbreche, so wie das Friedbert in meine tat. Aber das ist es nicht!
Du weißt selbst dass Terry todunglücklich ist! Er laugt ihn aus,
ihr laugt ihn aus! Ihr alle da oben!“
Betreten schwieg Lars. Er wusste dass
seine Mutter irgendwo Recht hatte, doch das half ihm bei seinem
Problem nicht.
„Mum, er ist nun seit Tagen
verschwunden und wir müssen uns nun überlegen was wir tun. Ich
werde gleich zur Polizei gehen und eine Vermisstenanzeige aufgeben.
Vielleicht wissen die ja auch schon etwas und warten nur darauf, das
sich jemand meldet.“
Wieder schniefte Lara und nickte.
„Lars… denkst du… Denkst du Terry hat kalte Füße bekommen und
ist einfach mit Friedbert weggezogen?“
Lars schwieg einen Moment. Sein Vater
hatte nun schon einigen Blödsinn gemacht, das wusste er, doch diese
Möglichkeit erschien ihm nun total absurd. Ihm kam eine ganz andere
Eventualität in den Sinn, doch die wollte er seiner Mutter lieber
nicht nennen.
„Wir finden heraus was passiert ist“
versuchte er sie zu beschwichtigen. „Bald wissen wir es.“
Lars wollte aufstehen und gehen, da
hielt ihn Lara zurück.
„Lars…“ begann sie leise, „Ich
muss ihn wieder haben, ich liebe ihn, ich brauche ihn… Wir brauchen
ihn…“
„Ich weiß“ antwortete Lars ebenso
leise. „Wir lieben und brauchen ihn alle.“
Lara schüttelte heftig den Kopf.
„Nein Lars, du verstehst nicht… Ich
bin schwanger…“
-----
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen