Freitag, 10. Januar 2014

Teil 34 - Reisen

Vorher: Teil 33 - Jenny

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Eilig verließ ich den Umkleideraum der TimeTravelLabs und wollte mich schnellstens auf den Weg nach Hause machen, da hörte ich eine heftige Diskussion in Patricks Büro, das nur um die Ecke lag. Meine Neugierde hielt mich fest und ich lauschte den Stimmen, von denen die eine Justin gehörte, während eine andere, dunkle Stimme mit merkwürdigem Akzent ihn regelrecht anbrüllte.


Ich konnte die Streithähne nicht sehen, doch es war mir bald klar, dass es Blue´s Eltern sein mussten, die ihre ungezogene Tochter abholen kamen und Justin aufs Heftigste die Leviten lasen.
Justin tat mir leid, er versuchte sich zu verteidigen, was wusste er von xeonischen Bräuchen und Gegebenheiten. Außerdem kämpfte er immer noch um sein ungeborenes Kind, doch sobald die Sprache darauf kam, wurde Blue´s Vater fuchsteufelswild. Justin konnte froh sein, das er nicht Rohan´An Antalaxy´s Wut zum Opfer fiel und sich dieser samt Familie nach sehr unschönen Worten verabschiedet hatte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, ein intergalaktisches Massaker war nicht nach meinem Geschmack.


Nachdem Familie Antalaxy unseren Planeten verlassen hatte, schlich ich mich eiligst nach Hause. Patrick tat mir leid, Justin wollte sicherlich nicht seinen Vater in Schwierigkeiten bringen und schon gar nicht in solche, trotzdem dürfte er ziemlich sauer auf seinen Sohn sein. Mann, war ich froh das unsere Söhne nicht solche Sorgen machten; Lars war glücklich verheiratet und Niels Braut Stella war zwar ein Halbalien, aber von der Sorte, die hier schon lange in unserer Region lebte und sich angepasst hatte.
Ich stürmte ins Haus und packte meine Sachen, denn Niels wollte seine Hochzeit etwas außerhalb feiern und alle Gäste würden die Nacht dort verbringen, was mich natürlich sehr freute, wenn ich an Lara dachte.


Ich hatte eine wunderschöne Feier und noch schönere Nächte vor Augen. Friedbert war, wie vorher angedroht, wieder zu einem Kongress gefahren und Friederike würde bei Pascal bleiben, der die Kinder hütete, während Lars und ich mit Lara zur Hochzeit fahren wollten. Beinahe ausgelassen ging ich meinen Vorbereitungen nach, nahm noch ein Bad und trällerte vor mich hin. Ich musste echt aufpassen mich nicht zu verraten, Lars sah mich schon schief an, so fröhlich hatte er mich nun seit Jahren nicht mehr erlebt.
Doch zu meinem Glück stellte er keine Fragen.


 
Am Abend war es dann soweit, Lars und ich saßen im Van und holten Lara ab, die nun ebenfalls mit glühenden Wangen im Wagen saß und mit Sicherheit die gleichen Gedanken hegte, die in meinem Kopf herumschwirrten. Es fiel mir schwer sie nicht sofort in meine Arme zu reißen und bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen; Mann, wie konnte man sich nur in meinem Alter so fühlen, ein verliebter Teenager war ein Witz dagegen…


 Nach ca. einer Stunde kamen wir am Hotel an, in dem die Feierlichkeiten stattfinden sollten. Lara und ich gingen sofort rauf, es war für jeden von uns ein eigenes Zimmer gebucht worden, doch das sollte uns nicht davon abhalten die Nacht gemeinsam zu verbringen.
Wir genossen die gemeinsamen Stunden und ließen es uns auch nicht nehmen, ausgiebig auszuschlafen und das Frühstück auszulassen, zu Essen würde es später noch genug geben und in dem Rummel, der bald folgen sollte, konnte ich Lara auch nicht mehr so nahe sein, wie ich es gerne wäre. Also läutete ich Runde zwei unserer Spielereien ein und Lara machte bereitwillig mit.


Irgendwann mussten wir dann doch aus den Laken, es wurde Zeit für die Hochzeit unseres jüngsten Sohnes und ich schlich in mein Zimmer, um zu duschen und mich umzuziehen.
Zufrieden sah ich in den Spiegel, graue Strähnen oder nicht, verliebt sein stand mir gut und auch Lara würde wieder zauberhaft aussehen, da war ich mir sicher. Ich ging also nach unten um meinen Platz einzunehmen, da sah ich meine Lara dort stehen, sie wartete auf mich, da wir als Eltern des Bräutigams nebeneinander sitzen würden. Mir blieb wieder einmal die Luft weg… Und wie zauberhaft sie aussah!


 Wir nahmen unsere Plätze ein und bald darauf erschien das Brautpaar. Niels sah verdammt gut aus und Stella war eine wunderbare Braut. Von ihrer Schwangerschaft war noch nichts zu sehen, doch ich war sicher, dass sie bald wie ein Hefekuchen aufgehen würde. Ich war schon sehr gespannt welche Hautfarbe mein zukünftiger Enkel haben würde…


Andächtig lauschte ich den Worten, die bei der Zeremonie gesprochen wurden und ich musste wieder an meine erste Hochzeit mit Lara denken. Mein Blick streifte Lara jeweils nur flüchtig, ich wollte sie nicht ständig anstarren. Lara hatte Tränen der Rührung in den Augen, typisch Frau!
Wie es wohl wäre, wenn… Ich unterbrach mich selbst in meinen Gedanken, schließlich hatte sie mir ja klipp und klar mitgeteilt, dass sie Friederike nicht haben wollte. Also würde es für uns keine zweite Hochzeit geben.


Wir erlebten eine wunderschöne Hochzeitsfeier und ein sehr glückliches Brautpaar. Wenn ich meinen Sohn und seine frischgebackene Frau so betrachtete, sehnte ich mich auch wieder nach Zärtlichkeiten, doch ich wagte es nicht Lara auch nur zu nahe zu kommen. Ich fragte mich, wie lange ich diese Heimlichtuerei durchhalten musste, bis ich wieder öffentlich zeigen konnte, wen ich liebte…
Nach der Feier verzogen wir uns wieder in eines unserer Zimmer. Ich war so glücklich! Ich hatte glückliche Kinder, ich hatte meine große Liebe wieder… Was konnte noch schöner sein? Nichts! Nichts auf der Welt konnte dies noch überbieten und nichts auf der Welt würde mir das wieder nehmen, da war ich mir sicher!


Am nächsten Tag fuhren wir gegen Mittag wieder zurück nach Strangetown. Wir setzten Lara an ihrem Haus ab und als sie uns nachwinkte, hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Sie erschien mir plötzlich so weit weg und am liebsten wäre ich aus dem Wagen gesprungen und bei ihr geblieben, doch das ging leider nicht, noch nicht.
Lars parkte wenige Minuten später den Van vor der Tür und ich ging nur zögerlich ins Haus, wo mit großer Sicherheit mein Ehemann auf mich warten würde. Der Gedanke schüttelte mich, doch im Moment musste ich noch meine Rolle spielen.
 

Wie ich vermutet hatte, erwartete mich Friedbert bereits. „Hallo Terry, das ist schön das ihr schon da seit.“
“Hallo Friedbert“ antwortete ich und versuchte so normal wie möglich zu wirken. „Warum ist das schön?“
„Wir fahren zu einem Kollegen von mir, er hat uns zum Essen eingeladen. Du kannst Deine Sachen einfach stehen lassen, wir räumen sie später weg.“
Entgeistert starrte ich Friedbert an. Ich hatte gerade eine lange Fahrt hinter mir und nun sollte ich schon wieder ins Auto steigen?


Ich zögerte zunächst, doch dann folgte ich Friedbert, der mit Friederike schon vorausgegangen war. Ich hatte überhaupt keine Lust auf einen Höflichkeitsbesuch, doch so lange ich meine Trennung noch nicht durchgeplant hatte, musste ich gute Miene zum bösen Spiel machen.
Friedbert fuhr mit uns durch die Wüste, die Fahrt dauert ewig, so lange, dass mir die Augen zufielen. Irgendwann erwachte ich wieder und musste irritiert feststellen, das es bereits dunkel war, als wir in eine Nebenstrasse einbogen und vor einem Gebäude hielten, das mich an ein Schloss in England erinnerte. Ich konnte mir nicht helfen, irgendwie war mir der Kasten unheimlich…


Wir gingen hinein und mit einem dumpfen Knall fiel die schwere Tür ins Schloss, so dass ich zusammen zuckte. Friederike hingegen war begeistert. Sie hüpfte wie ein Gummiball auf und ab und schnatterte unentwegt. Während uns der Hausherr begrüßte, der wohl besagter Kollege von Friedbert war, rannte sie durch die Räume und sah sich ungeniert alles an, um kurz darauf mit roten Wangen wieder zu uns zurückzukehren.
„Papi!“ rief sie Friedbert zu. „Ist das toll hier, wie in einem Schloss!“
Ich rieb mir die Arme, weil es mich fröstelte. „Also ich weiß nicht“ wand ich ein, „mir kommt das eher wie ein Gefängnis vor…“


 Friedbert drehte sich zu mir und fauchte mich böse an.
„Du hast Recht, „Liebling“, es ist ein Gefängnis. Es ist dein Gefängnis!“


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