Freitag, 3. Januar 2014

Teil 18 - Friederike

Vorher: Teil 17 - Wie Sim-Männer Kinder kriegen

----

Ich lag in dichtem, schwarzen Nebel… oder war es Rauch? Aber es roch nicht nach Rauch, es müsste verbrannt riechen, wenn es Rauch wäre, aber das tat es nicht…
Es roch so sauber, nach Putzmittel, oder nein es roch wie Desinfektionsmittel. Seit wann roch Nebel nach Desinfektionsmittel… Und dann dieser Schmerz in meinem Unterleib, wie damals, als mir der Blinddarm entfernt wurde… Das war es, mir wurde der Blinddarm entfernt, deshalb roch es so sauber…


„Na, da bist du ja wieder. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Willkommen zurück, Vater.“ Zurück? War ich weg? Ich öffnete langsam meine Augenlider, die mir schwerer als Blei vorkamen. Und ebenso langsam drehte ich meinen dröhnenden Kopf in die Richtung, aus der eine vertraute Stimme zu mir sprach.
Lars stand neben mir und schaute lächelnd auf mich herab. „Du fühlst dich bestimmt noch sehr matt. Das ist das Narkosemittel, du hast eine Menge davon gebraucht, es hat sehr lange gedauert.“
 

Narkosemittel. Ich war also tatsächlich in einem Krankenhaus. Aber wieso…
Ich versuchte zu sprechen und Lars zu fragen, doch meine Kehle war so trocken, das kaum mehr als ein heiseres Krächzen herauskam.
„Was… was hat lange gedauert…“
“Und desorientiert auch noch“ lachte Lars. „Du hast vor einigen Stunden eine Tochter auf die Welt gebracht! Du bist Vater geworden!“
Schlagartig fiel mir wieder alles ein. Die Schmerzen. Diese wahnsinnige Angst. Und die gnädige Ohnmacht, die mich umfing, als die Schmerzen unerträglich wurden…
 
  
Danach war bis zu meinem Erwachen eben nur noch ein tiefes Loch. Ich wusste nichts davon wie ich hierher kam, ich wusste nichts von einer OP. Ich wusste nur, dass ich mich wie von einer Dampfwalze überfahren fühlte und jetzt deutlich die Nebenwirkungen des Narkosemittels zu spüren bekam. Doch nichtsdestotrotz zwang ich meinen Körper und meinen Kreislauf in die Gänge zu kommen, denn Lars hatte ein Zauberwort gesprochen, das mich in die Höhe trieb: Tochter.
Mein Baby war endlich da.

 
Friedbert hielt sie im Arm und ich richtete mich auf, um sie zu sehen. Lars half mir dabei und das war auch nötig, denn mein malträtierter Leib protestierte mit einem stechenden Schmerz.
“Bleib liegen“ meinte Lars. „Du brauchst Ruhe!“
Ich schüttelte energisch den Kopf. Ich wollte mein Kind sehen. „Nein.“
 

Entsetzt beobachteten mich Lars und Friedbert, wie ich die Beine aus dem Bett schwang und aufstand. Sogar das Baby schien mich missbilligend anzusehen.
„Vater, was tust du! Leg dich wieder hin!“
„Nein! Ich will zu meinem Kind!“


 Lars rannte um mein Bett herum und wurde fuchsteufelswild.
„Jetzt sei endlich vernünftig, alter Kindskopf! Riskierst unnötig dein Leben! Du bist dem Tod von der Schippe gesprungen, weißt du das eigentlich! Wenn Pascal dich nicht gefunden hätte, hättest du einen Grabstein, kein Kind!“
Es herrschte Totenstille im Zimmer, nachdem mir mein Sohn den größten Anschiss verpasste, den ich jemals bekommen hatte. Lars ging zum Kleiderschrank, nahm einen ordentlichen Pyjama heraus und half mir beim Anziehen.
„Du rührst dich nicht vom Fleck!“


 Dann ging er zu Friedbert, der bis dahin kein Wort gesagt hatte und nahm ihm das Baby aus dem Arm.
„Komm meine Hübsche, es wird Zeit das du deinen Papi kennen lernst.“
Widerwillig gab Friedbert das Kind aus der Hand, doch er sagte auch diesmal nichts, nachdem Lars so eine Vorstellung geliefert hatte.


 Er legte mir das Baby in meine Arme und blieb dicht bei mir stehen, um notfalls eingreifen zu können, falls mein Kreislauf Ärger machen sollte. Ich hätte mich setzen sollen, doch das schmerzte und Liegen war auch problematisch. Ich wusste dass es nahezu gefährlich war, was ich da tat und ich war meinem sturen und starken Sohn sehr dankbar für seine Nähe.


 Ich nahm sie vorsichtig hoch, mein kleines Mädchen, was ich nun so lange Zeit mit mir herumgetragen hatte…
Wir waren nun schon neun Monate zusammen und endlich konnten wir uns sehen. Es war so wundervoll den warmen, weichen Babykörper zu spüren, den Duft ihrer Haut zu riechen… Sie hatte die gleiche Augenfarbe wie ich und als wir uns ansahen, war ich der glücklichste Mann der Welt.
 

 Ich bedeckte die kleine Maus mit Küssen und bekam so nicht mit, wie sich Friedbert und Lars anstarrten, wie zwei rivalisierende Tiger, die Krallen ausgefahren und bereit zum Sprung…


 Plötzlich spürte ich wie meine Kraft nach ließ und Friedbert eilte zu mir um zu helfen. Er nahm schnell unsere Tochter und ich war erleichtert, dass nichts passiert war.
„Sie ist so hübsch“ flüsterte ich ergriffen.


 „Sie ist perfekt“ antwortete Friedbert. „Du hast das wunderbar gemacht, Schatz.“
Ich lächelte schwach. Zu mehr hatte ich keine Kraft, obwohl mich Friedberts Worte freuten. Ja, sie war perfekt… nun brauchte sie nur noch den perfekten Namen.
„Wie wollen wir sie nennen?“ fragte ich. Denn zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mir nie Gedanken um einen Namen gemacht hatte.
„Friederike“ antwortete Friedbert wie aus der Pistole geschossen.


 Meine Knie fingen vor Schwäche an zu zittern und ich krabbelte wieder in mein Bett.
„In Ordnung“ sagte ich. „Aber ich bestehe auf einen zweiten Namen MEINER Wahl.“
„Gut“ stimmte Friedbert zu. „Welchen?“
„Larissa. Sie wird Friederike Larissa heißen.“
Ich sprach mit so fester Stimme, dass Friedbert nur zustimmend nickte.
Larissa. Friedbert wusste nicht das Lara in Wirklichkeit so hieß.


 ----



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen