Freitag, 10. Januar 2014

Teil 32 - Fragen und Antworten

Vorher: Teil 31 - Ruhe

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Ich ging zu Friedbert, der mich verwundert ansah. „Wo kommst du denn her?“
“Hallo“ gab ich so unbefangen wie möglich zurück. „Ich musste mal meinen Kreislauf anregen und bin im Tal durch die Geschäfte gebummelt. Immerhin brauchen wir ja noch ein Geschenk für Niels Hochzeit.“
“So früh? Wenn du meinst“ brummte Friedbert wenig begeistert. „Ich fürchte, ich werde nicht mitkommen können zur Hochzeit, ich habe gestern auf dem Kongress einen wichtigen Termin bekommen, der auf dieses Wochenende fällt.“


Ich versuchte mir meine Freude nicht anmerken zu lassen, dass Friedbert wieder wegfahren würde und nahm seine Worte als Anlass ihn abzulenken. „Das ist aber schade. Wie war der Kongress denn?“
Begeistert überschüttete mich Friedbert mit seinen Erlebnissen, die mich eigentlich weder groß interessierten, und die ich noch weniger verstand, in meinem Kopf kreiste zurzeit nur ein Thema herum und das hieß Lara.


 „… und deshalb muss ich schnellstens ins Labor zurück, ich hüpfe noch schnell unter die Dusche und du koch mir eben einen Kaffee, dann muss ich los. Du kannst den Van haben um Niels ein Geschenk zu besorgen, ich fahr mit der Taxe und übernachte im Labor.“
Ich verzog gewohnheitsgemäß mein Gesicht, damit Friedbert keinen Verdacht schöpfte und dann dackelte ich ihm ins Haus hinterher; er lief ins Bad und ich kochte Kaffee. Mann, war ich erleichtert, dass er mir mein Alibi abgekauft hatte…


 Ich wartete geduldig bis er seine Sachen gepackt hatte und mit der Taxe verschwand. Währendessen lümmelte ich mich auf der Couch herum und dachte an die vergangene Nacht.
Ich musste Lara heute früh doch recht überstürzt verlassen, was mir zwar weh tat und ihr sicher auch, doch in Anbetracht der Tatsache, das Friedbert früher auftauchte, war das vielleicht erst mal besser so.
Doch nun plagten mich meine Gedanken, wie sollte es denn nun mit uns weitergehen?


 Für mich war diese Nacht keine einmalige Sache. Für mich war es die Wende, der Schritt in ein neues Leben. Ich wollte weg von Friedbert, wieder zurück zu Lara. Ich liebte sie, doch ich liebte auch mein Kind, das leider zu sehr an ihrem anderen Vater hing, als das ich Friederike so einfach von ihm wegzerren konnte. Außerdem war da noch ein anderes Problem: ich konnte Lara dieses Blag nicht zumuten.
Friederike war ein verzogenes Betrugsprodukt, anders konnte man es nicht nennen. Ich wusste ja nicht einmal wann genau sie entstanden war. Sicher, ich konnte es zurückrechnen, aber ich vermutete inzwischen, dass schon im allerersten Drink, den ich jemals von Friedbert bekommen hatte, Hormone drin waren, das er mich mit seinen unausgegorenen Mittelchen damals von langer Hand vorbereitet hatte.
 

Ich musste dringend mit Lara reden, soviel war schon mal klar und ich griff wieder einmal zum Telefon, um sie anzurufen. Es klingelte nur kurz, dann hörte ich Laras Stimme wieder und ich musste erst mal schlucken, ehe ich einen Ton herausbrachte. „Hallo Maus…“
“Hallo Schmusebär“ tönte es leise aus der Leitung und Laras Worte jagten mir wieder Schauer über den Rücken.
“Tut mir leid, das ich so überstürzt gehen musste, doch es war erst mal besser so, glaube mir“ versuchte ich ihr zu erklären, doch ich traute mich nicht Friedberts Namen in den Mund zu nehmen. Lara konnte sich bestimmt denken wieso.


„Ist nicht schlimm“ antwortete sie leise. „Wann… sehe ich dich denn wieder?“
“Ich habe ab jetzt wieder bis morgen früh Zeit, dann kommen die Kinder zurück.“
Es war einen Moment still im Hörer, dann fuhr Lara fort zu sprechen. „Ich möchte mich gerne mit Dir treffen, doch Niels und Stella sind heute zu Hause und ich möchte noch nicht, dass sie etwas mitbekommen. Und zu dir… versteh mich nicht falsch, aber…“
“Schon gut“ beruhigte ich sie, „ich hole dich heute Abend um Acht ab, komm einfach nach Draußen, ich werde pünktlich da sein und wir fahren irgendwohin, okay?“
Lara war einverstanden und wir verabschiedeten uns mit einem Küsschen durchs Telefon.
 

Ich vertrieb mir irgendwie die Zeit, der Haushalt hatte es mal wieder nötig, das man sich drum kümmerte und auch Ricky freute sich über etwas Spielzeit und einen kleinen Spaziergang.
Nach einer ausgiebigen Dusche und einer gründlichen Bart- und Gesichtspflege, fuhr ich ins Tal und sammelte Lara auf. Sie setzte sich mit einem scheuen Lächeln neben mich und errötete leicht, was sie noch anziehender machte. Ich hätte sie am liebsten zur Begrüßung geküsst, doch das wagte ich nicht. Einmal wusste ich ja nicht was sie über heute Nacht dachte, zum anderen war es vielleicht besser, falls uns jemand beobachtete.


„Wo wollen wir hinfahren?“ fragte sich sie. „Hast du Hunger?“
Lara schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe gerade mit Stella und Niels gegessen. Fahr doch einfach irgendwohin, wo wir uns gemütlich hinsetzen und reden können.“
Da fiel mir nur unser Park ein, in den wir damals gegangen waren, als wir uns kennen lernten und auch lange redeten, bis sie mir den Zettel mit ihrer Telefonnummer gab…
Entschlossen fuhr ich los und kurz darauf parkte ich den Wagen vor besagter Grünanlage.
Wir liefen durch das Labyrinth und fanden eine Parkbank in einer kleinen, lauschigen Nische, wo uns niemand stören würde.


Stumm saßen wir nebeneinander und wussten nicht was wir sagen sollten. Ich spürte ihre Wärme, ihre Nähe und am liebsten wäre ich zu ihr herübergerutscht, hätte sie im Arm gehalten, sie geküsst… Unsicher sah ich sie an. Was dachte sie wohl? Was bedeutete ihr unsere gemeinsame Nacht? Fühlte sie dasselbe wie ich?
Ich wusste, sie war mit Lutz glücklich gewesen und wenn er noch leben würde, hätte es diese Nacht zwischen uns nicht gegeben. Tat sie es, um zu vergessen, um ihre körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen? Oder empfand sie doch noch ernsthaft etwas für mich? Ich biss mir auf die Lippe, dann fasste ich mir ein Herz.


„Lara… wegen gestern, ich… ich möchte nur das du weißt, das mir diese Nacht sehr viel bedeutet, das es nicht nur wegen dem Sex war, ich möchte das du weißt, das ich dich immer noch liebe…“
Lara sah mich an und ihre Augen schimmerten feucht. „Wenn du mich immer noch liebst, warum bist du damals gegangen? Warum hast du Friedbert geheiratet?“
„Du hast mich doch hinausgeworfen“ antwortete ich kaum hörbar und kämpfte gegen den Frosch in meinem Hals. „Du hast mich davon gejagt, sicherlich zu Recht. Du wolltest mich nicht mehr sehen, hast mir keine Chance mehr gegeben. Was sollte ich denn tun? Ich war einsam und Friedbert fragte mich und…“


 „…da hast du eingewilligt“ ergänzte Lara meinen Satz ebenso leise. „Ich war so wütend, Terry, so verletzt… Aber du hättest kämpfen können, doch das tatest du nicht. Und als wir uns auf dem Parklatz begegnet sind, da war es zu spät, ich konnte Lutz nicht wieder wegschicken, nur um dir wieder eine zweite Chance geben zu können, das hätte er nicht verdient.“
„Nein, das hätte er nicht“ gab ich zu. „Lutz war ein feiner Kerl.“
„Das war er“ sagte Lara leise und seufzte. „Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass mein Herz in Wahrheit immer nur dir gehört hat, trotz allem, was du getan hast… Und dafür habe ich mich all die Jahre geschämt.“


Ich rutschte zu Lara herüber und legte vorsichtig meinen Arm um sie herum, was sie sich auch widerstandslos gefallen ließ, sie kuschelte sich ganz dicht an mich heran.
„Terry, darf ich dich was Intimes fragen?“
Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Natürlich.“
„Hast du Friedbert jemals geliebt? Oder war es nur sexuell, weil du in der Richtung Bedürfnisse hast, die ich nicht befriedigen konnte?“
Ich atmete tief durch. Die Frage war wirklich intim, doch war es nicht endlich an der Zeit sich auszusprechen? Sollten wir nicht endlich das tun, was wir damals versäumt hatten?
„Ich dachte ich liebe ihn und es war auch die andere Art von Sex, die mich angezogen hatte. Ich gebe zu… es gefällt mir.“


„Also habe ich keine Chance“ antwortete Lara traurig und wollte schon von mir wegrutschen, da hielt ich sie fest.
„Du hast eine Chance, weil du ein Herz hast, etwas was mein lieber Ehemann wohl nie besessen hat. Und was das andere betrifft… Ich mag es immer noch genauso, wie wir zwei das immer gemacht haben. Ich kann auf das andere verzichten, außerdem haben wir doch Fantasie…“
Lara errötete etwas, dann lächelte sie. „Daran hat es uns früher nie gemangelt, ich weiß.“ Plötzlich wurde sie wieder ernst. „Aber wie soll es nun weitergehen mit uns beiden?“


Ich sah Lara einen Moment in die Augen, dann küsste ich sie leidenschaftlich. Reden war sicherlich gut und wichtig, doch erst mal musste ich meinen Gefühlen nachgeben und so wie Lara reagierte, dachte sie genauso. Ich hielt sie auf meinem Schoss und wir küssten und berührten uns, als wenn es kein Morgen geben würde.
„Egal wie“ keuchte ich, aber ich will mit dir zusammen sein, ich finde einen Weg.“
Sofort bekam ich Angst vor meiner eigenen Courage, Friedbert würde ausflippen wenn ich ihm mitteilte dass ich mich scheiden lassen wollte.


 Lara riss mich aus meinen Gedanken. „Terry, ich weiß nicht was du vorhast, aber ich mag nicht auf Dauer das dritte Rad am Karren sein.“
„Ich weiß Süße“ gab ich zurück. „Das sollst du auch nicht. Ich muss nur überlegen wie ich das mit Friederike mache. Ich will sie nicht ihm überlassen.“
„Terry, ich… Versteh mich nicht falsch, aber ich kann kein Kind mehr aufziehen.“
Traurig sah ich Lara an. Mir war klar, dass sie eigentlich DIESES Kind meinte, mein verzogenes Töchterchen.
„Das sollst du auch nicht. Ich werde mir eine kleine Wohnung mit ihr suchen und dann regeln wir das… irgendwie.“


Laras Antwort war wieder ein Kuss, der mir den Boden unter den Füssen wegriss und wir gaben uns ganz der Leidenschaft hin, soweit das auf einer harten Parkbank möglich war. Doch schon bald war uns das zu wenig, wir wollten mehr. Ich sah Lara kurz an, dann zog ich sie mit mir, aus dem Park heraus an fremden Leuten vorbei, die uns verdutzt nachsahen zum Auto und ich fuhr mit ihr ein paar Ecken weiter, in ein kleines, lauschiges Hotel.
Wir hatten Mühe unsere Klamotten auf dem Weg ins Zimmer anzubehalten, so sehr waren wir in unserer Leidenschaft gefangen und nur Augenblicke später ließen wir ihnen freien Lauf.


Wir liebten uns lange und intensiv, es war so herrlich mit Lara zusammen auf der höchsten Liebeswolke zu schweben, die man nur finden konnte. Müde lächelten wir uns zu. „Ich liebe Dich, meine süße Maus…“
Lara drückte meine Hand und als ich ihr leises „Ich dich auch, Schmusebär“ hörte, schlief ich glücklich ein.


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