----
Niels und Stella stiegen aus dem Bus,
der unten auf der Straße nach Nirgendwo hielt und liefen zum Haus
seiner Mutter. Sie wollten zusammen seinen Vater besuchen, sie
wollten das Kind sehen, das auf so unglaubliche Art und Weise
entstanden war. Niels hatte sich am Telefon mit seiner Mutter
abgesprochen und ihr dabei eröffnet, dass er seine Freundin
mitbringen würde und sie sich bitte nicht wundern soll, wenn sie
Stella zu Gesicht bekommen würde.
Niels hoffte
das seine Mutter damit zurechtkommen würde das Stella ein Alien war.
Sicher war er sich nicht, nachdem was mit seinem Vater passiert war.
Lara sprach nie darüber, doch Niels wusste genau, wie Lara über die
ganzen Geschichten wie Aliens, Männerliebe und
Männerschwangerschaften dachte. Niels hoffte natürlich, das seine
Eltern Stella akzeptieren würden, aber er war auch entschlossen zu
ihr zu halten, falls das nicht der Fall sein sollte.
Lara kam aus
dem Haus um ihren Jüngsten zu begrüßen.
„Hi Mum“ sagte Niels, als er seine
Mutter umarmte. „Darf ich dir Stella vorstellen, meine Freundin.“
Lara stutzte zunächst, gab dann aber
Stella die Hand. „Sie sind…“
„Ein Halb-Alien“ ergänzte Stella
lächelnd. „Ich habe einen irdischen und einen Alien-Vater.“ Als
Lara verständnislos guckte, half Niels nach.
„Sie ist so entstanden, wie Lars
Ehemann Pascal seinen Sohn bekommen hat.“
„Ich
verstehe schon. Aber das ist für mich immer noch so ungewöhnlich“
entschuldigte Lara sich.
Lutz kam dazu und begrüßte den Besuch
ebenfalls. „Ja hallo, was haben wir denn hier. Halb-Alien, hmm?
Willkommen, ich bin Lutz Larson.“
„Sehr erfreut“ erwiderte Stella,
sichtlich froh, dass Niels Mutter und Stiefvater sie so freundlich
aufnahmen.
Lara wies ins Haus. „Möchtet ihr
noch einen Kaffee trinken, ehe wir fahren?“
Niels schüttelte den Kopf. „Nein,
lass uns direkt fahren. Wir müssen ja nachher noch mit dem Bus nach
La Fiesta Tech zurück, und die Fahrt dauert lange.“
Ich lag auf
meinem Bett und las in einem Buch, als es an meine Tür klopfte. Ich
war sehr aufgeregt, Niels hatte sich angekündigt, endlich sah ich
meinen Jüngsten wieder, nachdem er aufs College gegangen war.
Außerdem wollte er noch Lara mitbringen, was die Sache für mich
noch aufregender machte. Ich legte schnell das Buch weg und bat
meinen Besuch herein. Als ich die Beiden begrüßt hatte, sah ich
jemand Fremdes im Türrahmen stehen. Du meine Güte, welche eine
Perle der Weiblichkeit, ein grünes Mädchen…
„Niels,
würdest du mir die junge Dame einmal vorstellen? Ich bin sicher, zum
Krankenhauspersonal gehört sie nicht.“
Niels grinste verlegen. „Dad, das ist
Stella, meine Freundin. Stella, mein Vater, Terry Kurios.“
Wir reichten uns die Hände und ich
konnte meinem Sohn zu seinem Geschmack nur gratulieren. Sie war sehr
hübsch und sehr nett und sie schien sehr gut zu meinem Sohn zu
passen. Ich ertappte mich bei dem Wunsch, dass die zwei
zusammenblieben.
Ich drehte
mich um und beobachtete Lara, die vor Friederikes Kinderbettchen
stand und sie betrachtete. Ich konnte ihren Blick nicht einordnen,
einerseits war sie wohl verzaubert von dem kleinen Wesen,
andererseits auch etwas verunsichert. Sie wusste nicht was sie sagen
sollte, also sagte Lara gar nichts.
Ich räusperte mich und ging zu ihr
hin. „Möchtest du sie vielleicht einmal halten?“
Lara blickte mich erstaunt an, dann
lächelte sie. „Wenn ich darf, gerne.“
Ich nahm Friederike aus ihrem Bettchen
und legte sie vorsichtig in Laras Arme. Wie zufällig berührten sich
unsere Finger dabei und ein wohliger Schauer lief über meine Haut.
„Unglaublich“
flüsterte sie. „Einfach unglaublich. Das sie in deinem Bauch war…“
„So ging es mir, als unsere Söhne in
deinem Bauch waren und ich sie nach den langen Schwangerschaften
endlich sehen durfte“ antwortete ich ebenso leise.
Lara lächelte mich an. „Wie heißt
sie denn?“
Ich schluckte. Wie würde sie
reagieren? „Sie heißt Friederike-Larissa.“
Lara sah
mich kurz an, dann senkte sie schnell den Kopf. Ohne mich anzusehen
gab sie mir mein Kind zurück. Dabei kam sie mir wieder ganz nah.
„Lara, ich wünschte dies wäre
unsere Tochter“ flüsterte ich ihr zu.
Lara hob ruckartig ihren
Kopf, sah mich kurz an, dann lief sie aus dem Zimmer. Sie weinte.
Vorsichtig
legte ich Friederike in ihr Bettchen zurück. Stella und Niels
standen die ganze Zeit abseits. Mit einem Seufzer zog ich das
Sicherheitsgitter des Bettchens hoch und wandte mich an meinen Sohn.
„Und mein Kleiner, was macht das Studium?“
Mein Besuch
blieb leider nicht sehr lange, Lara kam nur noch mal rein um sich von
mir zu verabschieden, Niels und Stella mussten ihren Bus erwischen.
Doch sie versprachen mich demnächst zu Hause zu besuchen, wenn ich
mich mit Friederike wieder eingewöhnt hatte.
Ich packte meine Sachen zusammen, morgen durfte ich das Krankenhaus nach der Abschlussuntersuchung endlich verlassen. Ich war nun vier Wochen hier und sehnte mich nach meiner gewohnten Umgebung. Ich hoffte dass alles gut laufen würde.
Ich packte meine Sachen zusammen, morgen durfte ich das Krankenhaus nach der Abschlussuntersuchung endlich verlassen. Ich war nun vier Wochen hier und sehnte mich nach meiner gewohnten Umgebung. Ich hoffte dass alles gut laufen würde.
Friedbert
spielte im Bad des Kurios-Hauses mit seinem Neffen Sirius. Pascal bat
ihn, sich mal ausnahmsweise um den Kleinen zu kümmern, da er und
Lars Termine hatten, die sich nicht verschieben ließen und eine gute
Nanny kaum zu finden war. Sonst wechselte sich Pascal mit Lars mit
der Kinderpflege ab, doch ausgerechnet heute rissen alle Stricke.
Friedbert war seit der Geburt seiner Tochter glänzender Laune und so
sagte er zu.
„Morgen kommt Terry mit Friederike nach Hause“ erklärte er dem kleinen, grünen Jungen. „Noch ein Weilchen und du hast einen Spielkameraden.“
„Morgen kommt Terry mit Friederike nach Hause“ erklärte er dem kleinen, grünen Jungen. „Noch ein Weilchen und du hast einen Spielkameraden.“
Während
Friedbert sich mit Sirius beschäftigte, versuchte Lars sich zu
entspannen. Ungeduldig und aufgeregt war er früher von seinen
Terminen nach Hause zurückgekehrt, ungeduldig weil er auf Pascals
Rückkehr aus dem Labor wartete, aufgeregt, weil er ihm etwas
Wichtiges zu sagen hatte. So machte er zwischenzeitlich seine
Yoga-Übungen, die er seit der Trennung seiner Eltern praktizierte,
um dem Stress, den sein Vater ihm bereitete, entgegenzuwirken. Lutz
hatte ihm damals empfohlen Yoga zu machen, er selbst hatte so den
frühen Tod seiner Eltern überwunden.
Lars war
gerade bei seiner letzten Übung, als Pascal nach Hause kam. Besorgt
sah er sich seinen Ehemann an, denn er wusste genau, wenn Lars Yoga
machte, fühlte er sich nicht wohl. „Schatz, ist alles in Ordnung
mit Dir?“
„Ja und Nein“ antwortete Lars.
„Meinst du, du bekommst Friedbert dazu auch noch heute Abend auf
den Kleinen aufzupassen, ich muss einfach mal mit dir alleine sein.“
„Wird er schon, er mag Sirius. Und
wenn nicht, rufe ich eben den Babysitter. Wir werden alleine sein.“
Pascal
behielt Recht, Friedbert sagte mit geradezu überschwänglicher
Freude zu Sirius zu versorgen. Sie fuhren in das Garten-Restaurant in
der Downtown und ließen sich mal so richtig verwöhnen. Doch Lars
war schweigsam, sein eh schon ernstes Gesicht wirkte wie eine Maske.
„Schatz, was ist denn. Du bist stiller als ein Grab, ist etwas
passiert?“
„Kann man
so nicht sagen“ beendete Lars sein Schweigen. „Ich fühle mich
einfach nicht wohl, es ist… alles ein Belastung.“
„Was belastet dich denn so? Ist es
die Arbeit?“
„Nein, es ist unsere Familie, unser
Zusammenleben. Es ist mein Vater, es ist dein Bruder, es ist ihre
Ehe, das was um uns herum passiert. Pascal, wir sind das einzig
Intakte in dieser Familienkonstellation und ich habe Angst das unsere
Beziehung daran zerbricht, das ich daran zerbreche!“
Zutiefst
erschrocken sah Pascal seinen Ehemann an. Lars hatte das Gemüt
seiner Mutter geerbt, doch Pascal hatte schon öfter vermutet, das
Lars wie sein Vater vieles in sich hineinfraß. Er hatte keine
Probleme jemandem wie Friedbert Kontra zu geben, doch um Pascals und
Terrys Willen hielt er sich zurück. Doch irgendwann war das Fass
voll.
„Was willst du tun?“ fragte Pascal
ängstlich. „Schatz antworte, ich will dich nicht verlieren!“
„Ich muss
noch was essen“ seufzte Lars. „Mir wird sonst übel.“
„Du isst normalerweise nie soviel“
wunderte sich Pascal.
„Ich weiß. Aber der ganze Mist
schlägt mir auf den Magen und wenn ich mich hungrig fühle, wird mir
schlecht.“ Lars machte eine kleine Pause, dann redete er weiter.
„Pascal, ich will dich auch nicht verlieren. Aber es muss etwas
geschehen. Ich kann das nicht mehr mit ansehen.“
Pascal redete leise auf Lars ein. „Wenn
wir weggehen, haben wir keine Arbeit mehr. Und Geld für ein anderes
Haus habe ich vorerst auch nicht, bis die Anwälte das mit dem
Testament geregelt haben. Ich bitte dich, halte noch etwas durch, ich
versuche eine Lösung für uns zu finden, okay?“
Lars legte seufzend die Karte weg und
stand auf. „Lass uns zahlen und dann in den Club fahren. Mir ist
nach Musik zumute.“
Ihr
Lieblingstanzclub war noch leer, es war noch sehr früh. Doch das war
Lars und Pascal gerade recht. Sie hatten nur Augen für sich und
versuchten keinen Gedanken an die Gegenwart zu verschwenden, was
keinem von Beiden gelingen wollte. Pascal sah Lars tief in die Augen
und sagte zärtlich: „Du grübelst ja immer noch. Schaffe ich es
nicht dich auf angenehmere Gedanken zu bringen?“
„Nein.“ Lars lächelte verschmitzt.
„Denn ich grüble über dich nach.“
„Über mich? Hoffentlich nichts
Schlimmes…“
„I wo“ sagte Lars und drückte
Pascal noch dichter an sich heran. „Es sei denn du würdest es
schlimm finden Vater zu werden.“
Pascal sah Lars perplex an. „Du bist…
Bist du?“
Lars nickte. „Ja. Ich bin schwanger…“
Teil 20 - Opa Terry
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen