Samstag, 4. Januar 2014

Teil 20 - Opa Terry

Vorher: Teil 19 - Gefühle

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„Opa, Opa!“ jubelte Sirius begeistert, als ich mit ihm rumalberte. Mein kleiner, grüner Halb-Alien-Stiefenkel Sirius und ich waren inzwischen ein Herz und eine Seele, was seine beiden Väter sehr glücklich machte, da sie sicher sein konnten das er den besten Kinderpfleger der Welt hatte: mich. Meine kleine Tochter Friederike beschäftigte sich währenddessen mit ihrem Spielzeug, das sie schon so ausgiebig nutzte und so fleißig lernte, wie ich es nur bei Sirius, der als Halb-Alien sowieso schneller lernte, beobachtet hatte.


Friederike war inzwischen elf Monate alt und für ihr Alter schon sehr weit entwickelt. Ihren kleinen, neugierigen Fingern entging nichts, es gab nichts was sie nicht ausgiebig untersuchte. Sie war ein wirklich kluges Mädchen und ich war sehr stolz auf sie. Ich selbst befand mich seit der Geburt unserer Tochter im Erziehungsurlaub, was mein Chef nur sehr missmutig aufgenommen hatte, da er nun einen Ersatz für mich brauchte und der war hier in Strangetown nur schwer zu bekommen. Ich versprach aber telefonisch für die Labs erreichbar zu sein, falls es Fragen zu den Maschinen geben sollte.


Ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich hatte solch eine Freude daran unsere kleine Maus aufzuziehen, durch sie konnte ich das nachholen, was ich bei meinen Jungs mehr oder weniger verpasst hatte, da ich als Mann ja arbeiten ging, während Lara die Jungs aufzog. Ich hatte es auch übernommen mich um Sirius zu kümmern und da ich eh noch zwei Jahre zu Hause bleiben wollte, bot ich Lars und Pascal an mich auch um das Baby zu kümmern, wenn sie beide arbeiten mussten. Drei Kinder sind wie einen Sack Flöhe hüten, doch ich war sicher das gut zu schaffen.
 

Lars stand nun das bevor, was ich durchmachen musste: die Kaiserschnittgeburt seines Kindes. Pascal hatte sich gegen Friedbert durchgesetzt und sich den letzten Monat von Lars Schwangerschaft frei genommen, um seinem Mann jegliche Unterstützung zu bieten, die er geben konnte.
Wenn ich die zwei so beobachtete, fühlte ich doch so etwas wie Neid, Pascal war so ganz anders als sein Bruder. Doch ich gönnte meinem Sohn sein Glück von ganzem Herzen. Seine erste Liebe schien auch seine wahre, einzige Liebe zu sein…


 Lars verriet mir, dass er dieselbe Angst wie ich damals hatte, alleine zu sein wenn es losging. Deshalb hingen die Beiden ständig zusammen und ich war sicher, das Pascal es niemals zulassen würde, das Lars in diese gefährliche Situation kommen würde. Er hatte mehr als zehnmal hin und her gerechnet, wann der passende Zeitpunkt für die OP sei, denn wie der Arzt festgestellt hatte, war Friederike schon überfällig gewesen und wir wären fast umgekommen deswegen!


 Friedbert widmete sich wie immer sehr viel seinen Studien, er kam wenn, erst sehr spät nach Hause, so auch heute. Ich freute mich ihn zu sehen und er hatte sich wohl auch auf mich gefreut, er schleppte mich gleich nach seiner Dusche in unser Schlafzimmer.
„Na wie geht es meinem lieben Muttertier?“
„Schatz, ich bin nicht eines deiner Experimente! Ich bin immer noch dein Mann!“
„Immer noch? Für immer meinst du wohl.“
Und um jeglichen Zweifel auszuräumen, küsste er mich, das sich der Boden unter mir drehte.

 

„Komm mit ins Bett“ flüsterte er mir zärtlich ins Ohr. „Ich musste so lange auf dich verzichten, ich möchte endlich wieder mit dir schlafen.“
Er zog mich Richtung Bett, doch ich wehrte mich dagegen.
„Schatz… ich glaube ich möchte nicht.“
Friedbert starrte mich ungläubig an.
„Also… ich meine... wir können alles Andere machen, das ist schließlich auch schön, aber so richtig… ich glaube nicht.“
„Wieso? Ich dachte es wäre alles wieder in Ordnung mit dir! Oder tut dir noch etwas weh? Ist die Narbe nicht richtig verheilt?“


 „Doch, doch“ entgegnete ich. „Dr. Einsam war sehr zufrieden, es ist alles okay. Aber ich bin mir nicht sicher ob ich noch ein Mann bin, oder ob mich die ganze Sache nicht doch irgendwie… zu einer Frau gemacht hat.“
Friedbert sah mich immer noch entgeistert an. „Von was redest du?“
„Ganz einfach, ich weiß nicht ob mich euer Hormoncocktail nicht so verändert hat, dass ich immer wieder schwanger werden kann, verstehst du jetzt? Habt ihr danach geforscht? Brauche ich jetzt ein Verhütungsmittel, oder sind die Hormone jetzt weg?“

 
„Normalerweise baut sich der Hormonspiegel nach einer gewissen Zeit wieder ab und 11 Monate sind eine lange Zeit, das dauert höchstens ein paar Wochen“ murmelte Friedbert unsicher.
„Du weißt es also nicht“ stellte ich fest. „So lange das nicht sicher ist, kann ich das nicht mit dir tun. Oder du gehst in die Shopping Mall und besorgst Gummis.“
Friedbert sah mich mit einem unzufriedenen Blick an und prompt tat er mir leid. Ich nahm ihn in die Arme und sagte leise: „Wir können doch auch noch anders Spaß haben.“
„Ja, sicher. Aber es ist eh schon spät. Wir sollten besser schlafen.“
Wir legten uns jeder auf unsere Bettseiten und Friedbert schlief kurz darauf ein.
 

 Mitten in der Nacht wurden wir von einem geradezu unsimlischen Schrei geweckt. Ich raste förmlich aus meinem Bett und lief ohne anzuklopfen in Lars und Pascals Schlafzimmer. Dort stand mein Sohn und krümmte sich vor Schmerz, so wie ich es damals tat! Pascal redete panisch auf seinen Mann ein, bekam aber von Lars keine Antwort.
„Verdammt Pascal, ich dachte du hättest den Termin genau ausgerechnet, was ist los? Es ist noch zu früh, ich dachte es wären noch drei Wochen bis dahin?“
„Stimmt auch“ antwortete Pascal hilflos. „Terry, ruf Dr. Einsam, schnell!“


 Ich hängte mich ans Telefon und rief den Arzt an, der nicht lang fackelte und einen Krankenwagen schickte, der meinen Sohn sofort mitnahm. Pascal fuhr mit mir hinterher, Friedbert wurde zum Babysitten verdonnert, was ihm sogar lieber war. Ich überlegte kurz ob ich Lara anrufen sollte, Lars war schließlich auch ihr Sohn und sie wurde Großmutter. Doch ich verwarf den Gedanken wieder, sie würde sich nur ängstigen und ich wollte ihr nicht die Nachtruhe rauben.

 
Lars wurde sofort in den OP geschoben und Pascal und ich warteten ungeduldig. Es wurden angstvolle Stunden, es dauerte lange und ich wusste nicht wie ich Pascal beruhigen sollte, der einem Nervenzusammenbruch nahe war. Ich überlegte ob Friedbert wohl so mit den Nerven fertig war, als ich unter dem Messer lag, doch davon wusste ich ja nichts.
So wie ich Friedbert kannte stand er wohl wie immer über den Dingen, doch ich wusste bis heute nicht ob es ihn nicht wirklich berührte, oder ob er es einfach nur nicht zeigen konnte das auch er Ängste und Sorgen hatte.

  
Ich ging zu Pascal und versuchte ihn zu trösten. Ich selbst verging fast vor Angst, doch Lars war zwar mein Sohn und ich würde mit ihm sehr viel verlieren, aber für Pascal war er nicht nur der Lebenspartner, er war für ihn die Welt. Und ich bin mir nicht sicher, ob er es überleben würde, falls Lars etwas zustieße. Ich drückte meinen Schwiegersohn an mich.
„Hey ist gut, er schafft es, wir müssen nur fest dran glauben.“

Pascal wischte sich die Tränen aus den Augen, dann lächelte er mich an.
„Weißt du dass ich dich immer bewundert habe? Du bist ein starker und mutiger Mann, viel mehr als alle glauben. Wie du alles erträgst, wie du trotz allem zu Friedbert stehst, das ist bewundernswert. Und ich bin dir dankbar, das du hier bei mir bist.“
 

Völlig perplex starrte ich Pascal an, unfähig irgendetwas darauf zu erwidern. Ich brachte als Antwort nur ein unsicheres Lächeln hervor.
Pascal war ein eher zurückhaltender und ruhiger Mann, der zwar seinem Ehemann ständig solche Sachen sagte und sie auch so meinte, aber ich hatte noch nie erlebt, dass er so zu anderen Sims sprach, nicht mal zu seinen Brüdern. In diesem Augenblick spürte ich dass ich in ihm einen Freund hatte, einen Kumpel, auf den ich mich verlassen konnte, so wie auf meinen Sohn. Und dieses Wissen half mir in meiner Sorge um Lars.


 Plötzlich hörten wir die Tür zum OP aufgehen und Dr. Einsam kam heraus. Er sagte nichts, und ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht definieren. Pascal lief zu ihm.
„Was ist los, wie geht es Lars? Ist alles ok?“
„Er lebt“ sagte der Doktor leise.
„Aber?“ rief Pascal aufgebracht. „Was ist mit ihm?“
Der Arzt drehte sich herum und winkte uns mitzukommen. „Folgen sie mir.“


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