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„Opa, Opa!“ jubelte Sirius
begeistert, als ich mit ihm rumalberte. Mein kleiner, grüner
Halb-Alien-Stiefenkel Sirius und ich waren inzwischen ein Herz und
eine Seele, was seine beiden Väter sehr glücklich machte, da sie
sicher sein konnten das er den besten Kinderpfleger der Welt hatte:
mich. Meine kleine Tochter Friederike beschäftigte sich
währenddessen mit ihrem Spielzeug, das sie schon so ausgiebig nutzte
und so fleißig lernte, wie ich es nur bei Sirius, der als Halb-Alien
sowieso schneller lernte, beobachtet hatte.
Friederike
war inzwischen elf Monate alt und für ihr Alter schon sehr weit
entwickelt. Ihren kleinen, neugierigen Fingern entging nichts, es gab
nichts was sie nicht ausgiebig untersuchte. Sie war ein wirklich
kluges Mädchen und ich war sehr stolz auf sie. Ich selbst befand
mich seit der Geburt unserer Tochter im Erziehungsurlaub, was mein
Chef nur sehr missmutig aufgenommen hatte, da er nun einen Ersatz für
mich brauchte und der war hier in Strangetown nur schwer zu bekommen.
Ich versprach aber telefonisch für die Labs erreichbar zu sein,
falls es Fragen zu den Maschinen geben sollte.
Ich war so
glücklich wie schon lange nicht mehr. Ich hatte solch eine Freude
daran unsere kleine Maus aufzuziehen, durch sie konnte ich das
nachholen, was ich bei meinen Jungs mehr oder weniger verpasst hatte,
da ich als Mann ja arbeiten ging, während Lara die Jungs aufzog. Ich
hatte es auch übernommen mich um Sirius zu kümmern und da ich eh
noch zwei Jahre zu Hause bleiben wollte, bot ich Lars und Pascal an
mich auch um das Baby zu kümmern, wenn sie beide arbeiten mussten.
Drei Kinder sind wie einen Sack Flöhe hüten, doch ich war sicher
das gut zu schaffen.
Lars stand
nun das bevor, was ich durchmachen musste: die Kaiserschnittgeburt
seines Kindes. Pascal hatte sich gegen Friedbert durchgesetzt und
sich den letzten Monat von Lars Schwangerschaft frei genommen, um
seinem Mann jegliche Unterstützung zu bieten, die er geben konnte.
Wenn ich die zwei so beobachtete,
fühlte ich doch so etwas wie Neid, Pascal war so ganz anders als
sein Bruder. Doch ich gönnte meinem Sohn sein Glück von ganzem
Herzen. Seine erste Liebe schien auch seine wahre, einzige Liebe zu
sein…
Lars verriet
mir, dass er dieselbe Angst wie ich damals hatte, alleine zu sein
wenn es losging. Deshalb hingen die Beiden ständig zusammen und ich
war sicher, das Pascal es niemals zulassen würde, das Lars in diese
gefährliche Situation kommen würde. Er hatte mehr als zehnmal hin
und her gerechnet, wann der passende Zeitpunkt für die OP sei, denn
wie der Arzt festgestellt hatte, war Friederike schon überfällig
gewesen und wir wären fast umgekommen deswegen!
Friedbert
widmete sich wie immer sehr viel seinen Studien, er kam wenn, erst
sehr spät nach Hause, so auch heute. Ich freute mich ihn zu sehen
und er hatte sich wohl auch auf mich gefreut, er schleppte mich
gleich nach seiner Dusche in unser Schlafzimmer.
„Na wie geht es meinem lieben
Muttertier?“
„Schatz, ich bin nicht eines deiner
Experimente! Ich bin immer noch dein Mann!“
„Immer noch? Für immer meinst du
wohl.“
Und um jeglichen Zweifel auszuräumen,
küsste er mich, das sich der Boden unter mir drehte.
„Komm mit
ins Bett“ flüsterte er mir zärtlich ins Ohr. „Ich musste so
lange auf dich verzichten, ich möchte endlich wieder mit dir
schlafen.“
Er zog mich Richtung Bett, doch ich
wehrte mich dagegen.
„Schatz… ich glaube ich möchte
nicht.“
Friedbert starrte mich ungläubig an.
„Also… ich meine... wir können
alles Andere machen, das ist schließlich auch schön, aber so
richtig… ich glaube nicht.“
„Wieso? Ich dachte es wäre alles
wieder in Ordnung mit dir! Oder tut dir noch etwas weh? Ist die Narbe
nicht richtig verheilt?“
„Doch,
doch“ entgegnete ich. „Dr. Einsam war sehr zufrieden, es ist
alles okay. Aber ich bin mir nicht sicher ob ich noch ein Mann bin,
oder ob mich die ganze Sache nicht doch irgendwie… zu einer Frau
gemacht hat.“
Friedbert sah mich immer noch
entgeistert an. „Von was redest du?“
„Ganz einfach, ich weiß nicht ob
mich euer Hormoncocktail nicht so verändert hat, dass ich immer
wieder schwanger werden kann, verstehst du jetzt? Habt ihr danach
geforscht? Brauche ich jetzt ein Verhütungsmittel, oder sind die
Hormone jetzt weg?“
„Normalerweise
baut sich der Hormonspiegel nach einer gewissen Zeit wieder ab und 11
Monate sind eine lange Zeit, das dauert höchstens ein paar Wochen“
murmelte Friedbert unsicher.
„Du weißt es also nicht“ stellte
ich fest. „So lange das nicht sicher ist, kann ich das nicht mit
dir tun. Oder du gehst in die Shopping Mall und besorgst Gummis.“
Friedbert sah mich mit einem
unzufriedenen Blick an und prompt tat er mir leid. Ich nahm ihn in
die Arme und sagte leise: „Wir können doch auch noch anders Spaß
haben.“
„Ja, sicher. Aber es ist eh schon
spät. Wir sollten besser schlafen.“
Wir legten uns jeder auf unsere
Bettseiten und Friedbert schlief kurz darauf ein.
Mitten in
der Nacht wurden wir von einem geradezu unsimlischen Schrei geweckt.
Ich raste förmlich aus meinem Bett und lief ohne anzuklopfen in Lars
und Pascals Schlafzimmer. Dort stand mein Sohn und krümmte sich vor
Schmerz, so wie ich es damals tat! Pascal redete panisch auf seinen
Mann ein, bekam aber von Lars keine Antwort.
„Verdammt Pascal, ich dachte du
hättest den Termin genau ausgerechnet, was ist los? Es ist noch zu
früh, ich dachte es wären noch drei Wochen bis dahin?“
„Stimmt auch“ antwortete Pascal
hilflos. „Terry, ruf Dr. Einsam, schnell!“
Ich hängte
mich ans Telefon und rief den Arzt an, der nicht lang fackelte und
einen Krankenwagen schickte, der meinen Sohn sofort mitnahm. Pascal
fuhr mit mir hinterher, Friedbert wurde zum Babysitten verdonnert,
was ihm sogar lieber war. Ich überlegte kurz ob ich Lara anrufen
sollte, Lars war schließlich auch ihr Sohn und sie wurde Großmutter.
Doch ich verwarf den Gedanken wieder, sie würde sich nur ängstigen
und ich wollte ihr nicht die Nachtruhe rauben.
Lars wurde
sofort in den OP geschoben und Pascal und ich warteten ungeduldig. Es
wurden angstvolle Stunden, es dauerte lange und ich wusste nicht wie
ich Pascal beruhigen sollte, der einem Nervenzusammenbruch nahe war.
Ich überlegte ob Friedbert wohl so mit den Nerven fertig war, als
ich unter dem Messer lag, doch davon wusste ich ja nichts.
So wie ich Friedbert kannte stand er
wohl wie immer über den Dingen, doch ich wusste bis heute nicht ob
es ihn nicht wirklich berührte, oder ob er es einfach nur nicht
zeigen konnte das auch er Ängste und Sorgen hatte.
Ich ging zu
Pascal und versuchte ihn zu trösten. Ich selbst verging fast vor
Angst, doch Lars war zwar mein Sohn und ich würde mit ihm sehr viel
verlieren, aber für Pascal war er nicht nur der Lebenspartner, er
war für ihn die Welt. Und ich bin mir nicht sicher, ob er es
überleben würde, falls Lars etwas zustieße. Ich drückte meinen
Schwiegersohn an mich.
„Hey ist gut, er schafft es, wir
müssen nur fest dran glauben.“
Pascal wischte sich die Tränen aus den
Augen, dann lächelte er mich an.
„Weißt du dass ich dich immer
bewundert habe? Du bist ein starker und mutiger Mann, viel mehr als
alle glauben. Wie du alles erträgst, wie du trotz allem zu Friedbert
stehst, das ist bewundernswert. Und ich bin dir dankbar, das du hier
bei mir bist.“
Völlig
perplex starrte ich Pascal an, unfähig irgendetwas darauf zu
erwidern. Ich brachte als Antwort nur ein unsicheres Lächeln hervor.
Pascal war ein eher zurückhaltender
und ruhiger Mann, der zwar seinem Ehemann ständig solche Sachen
sagte und sie auch so meinte, aber ich hatte noch nie erlebt, dass er
so zu anderen Sims sprach, nicht mal zu seinen Brüdern. In diesem
Augenblick spürte ich dass ich in ihm einen Freund hatte, einen
Kumpel, auf den ich mich verlassen konnte, so wie auf meinen Sohn.
Und dieses Wissen half mir in meiner Sorge um Lars.
Plötzlich
hörten wir die Tür zum OP aufgehen und Dr. Einsam kam heraus. Er
sagte nichts, und ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht
definieren. Pascal lief zu ihm.
„Was ist los, wie geht es Lars? Ist
alles ok?“
„Er lebt“ sagte der Doktor leise.
„Aber?“ rief Pascal aufgebracht.
„Was ist mit ihm?“
Der Arzt drehte sich herum und winkte
uns mitzukommen. „Folgen sie mir.“
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