Samstag, 4. Januar 2014

Teil 24 - Fröhliche Weihnachten

Vorher: Teil 23 - Tränen

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Seufzend betrachtete ich unseren Weihnachtsbaum, den ich gerade mit Rick geschmückt hatte. Ich konnte gar nicht sagen wie dankbar ich war, das er bei mir war, die ganzen Vorbereitungen wären mir alleine über den Kopf gestiegen. Heute sollten Lars, Pascal und die Zwillinge aus dem Krankenhaus zurückkehren und ich durfte alles organisieren. So langsam wurde es wirklich eng im Hause Kurios, Rick musste ich bei Sirius einquartieren, da Friedbert großmütig seine Anwesenheit angekündigt hatte.


Ich freute mich wahnsinnig meine Kinder wieder zusehen, Lars hatte sich gut erholt, er konnte ohne irgendwelche Einschränkungen leben und wer, außer Pascal natürlich, war darüber glücklicher als ich.
Doch Pascal war sehr still und trauerte um seinen Bruder, Lars konnte ihn kaum aufmuntern. Lutz´ Tod überschattete im Moment einfach alles, mir graute schon vor der Beerdigung, die am nächsten Tag stattfinden sollte und erst recht vor den Feiertagen.
 

Ich hatte dafür plädiert, das wir alle zusammen feiern, wir Kurioses hier oben und auch Lara und Niels mit Freundin, wenn sie denn mochte. Mir gefiel der Gedanke nicht, das Lara dort unten alleine saß, auch wenn Niels bei ihr war. Hier oben wäre sie wenigstens unter Sims, die sie bis auf eine Ausnahme mochte und kannte, aber ich bezweifelte sowieso, dass Friedbert den Geselligen rauskehren würde. Außerdem freute sie sich bestimmt, die Kinder zusehen.
Rick sah mich etwas eigentümlich an, als ich den Vorschlag machte, doch Pascal und Lars stimmten zu. Wir wollten alle zusammen feiern, denn gerade der lebenslustige Lutz hätte niemals gewollt, dass wir Trübsal blasen.


 Lara hatte sich auch über die Einladung gefreut, auch wenn sie es kaum ausdrücken konnte. Ich hätte es vermutlich auch nicht gekonnt, wenn ich gerade dabei wäre meinen geliebten Ehepartner zu begraben und ein paar Tage drauf auf eine Weihnachtsfeier gehen sollte.
Und so standen wir nun auf dem kleinen Friedhof von Strangetown, wo Lutz´ Larsons letzte Ruhestätte lag, geschmückt mit einem goldenen Grabstein, gestiftet von der virologischen Abteilung der Strangetown Labs. Das teure Denkmal war ein bitterer Trost für Lara.


 Lara dort stehen zu sehen, wie sie um Lutz trauerte, der Anblick tat mir in der Seele weh. Wie gerne wäre ich zu ihr gegangen, hätte sie getröstet, ihr gesagt das es mir aufrichtig leid tat, denn solch einen Schicksalsschlag hätte ich ihr niemals gewünscht, in einhundert Jahren nicht! Und auch wenn ich wieder einmal spürte, wie viel ich doch noch für meine Exfrau empfand, so durfte keine Beziehung auseinander gehen, so durfte ein Sim einfach nicht leiden. Und so blieb ich als Schwager in den hinteren Reihen, wo ich hingehörte und beobachtete Lara, die von Niels getröstet wurde.


 Friedbert stand neben mir und sagte die ganze Zeit kein Wort, doch sein sonst so wacher Blick, dem normalerweise nichts entging, war trüb. Ich fragte mich über was er wohl nachdachte, ob er um Lutz trauerte, oder nur Formeln durchging, oder ob er einfach seine Gefühle nicht zeigen konnte und ebenfalls Halt brauchte…
Ich wusste nur, dass ich froh gewesen wäre wenn er mir wenigstens etwas Halt gegeben hätte, dieses Szenario, diese Traurigkeit in der Luft, machte mich fertig. Ungeduldig hörte ich mir das sinnlose, nicht enden wollende Geplapper diverser Trauergäste an, bis wir endlich nach Hause gehen konnten.


 Der übliche Leichenschmaus entfiel zum Glück, denn wir waren uns einig lieber am Weihnachtstag ein gutes Essen zu genießen. Momentan hatte eh niemand richtig Hunger.

Friedbert dampfte sofort wieder ab und ließ mich alleine und wütend zurück. Verflucht, auch mir ging es bescheiden, bei der Stimmung die hier herrschte! Ich brauchte auch jemanden, der mich tröstete und liebte, verdammt!
„Wo willst du jetzt hin?! Ich brauche Hilfe hier!“
„Ich muss noch etwas erledigen. Die anderen sollen dir helfen.“


 Rick schüttelte nur den Kopf und ich spürte, dass mein kleiner Bruder sich auch nicht besonders wohl fühlte, in diesem Trauerreigen. Er hatte mir versprechen müssen hier in unserem Haus auf seine Drogen zu verzichten und er schien sich auch daran zu halten, jedenfalls hatte ich ihn nie beim Rauchen erwischt, oder verdächtige Gegenstände gefunden. Doch als er sich an diesem Abend alleine in die Downtown aufmachte, machte ich mir Sorgen.


 Also verkrümelte ich mich alleine in mein Bett, die Kinder schliefen, Lars tröstete Pascal und der Rest… ging seiner Wege.
Ich mummelte mich in meine Decke und versuchte nicht an Lara zu denken, die jetzt ebenfalls alleine in ihr Bett gekrochen sein mochte und wie ich nicht einschlafen konnte. Aber das wollte mir nicht so recht gelingen.


 Der gefürchtete Abend kam. Aber zu meiner großen Freude waren auch Lara und Niels da. Ich hatte Lachs und Truthahn zubereitet, der Vorteil wenn man ein Hausmann war; „Mann“ konnte Kochen. Doch irgendwie wollte bei mir keine Stimmung aufkommen, ich schaufelte nur stumm mein Essen in mich hinein und das schien sogar Lara aufzufallen.
Weihnachten war für mich immer das Fest der Feste gewesen und gerade Lara wusste, wie sehr ich mich immer darauf gefreut hatte. Doch der Stress der letzten Wochen und Tage, ließ mich einfach nicht los.


 Tatsächlich war auch Friedbert wieder da und glänzender Laune. Ich war so wütend auf ihn, wahrscheinlich vermieste mir das die Weihnachtsstimmung. Die Arbeit mir überlassen und sich dann freudestrahlend zum Essen blicken lassen, das sah ihm ähnlich.

Rick hatte kaum etwas gegessen und ich wusste nicht ob es mit seinem Downtownbesuch zusammenhing, oder nicht, es war ihm jedenfalls nichts anzumerken. Er spielte lieber mit seinem Liebling Sirius. Pascal war froh das der kleine, grüne Junge einen weiteren Freund hatte, denn wie jeder Vater hatte Pascal etwas Angst, dass sein ungewöhnlicher Sohn nicht akzeptiert werden würde.


 Doch ich versuchte mich wieder zu beruhigen, angesichts der Tatsache, dass wir ein Mitglied der Familie gerade erst beerdigt hatten, war es eine schöne, friedliche Familienfeier. Die Kleinen spielten mit ihren Geschenken und die Großen hielten Smalltalk.


 „Sag mal Friederike, willst du nicht mit Deinem Spielzeug spielen?“ fragte Pascal seine Nichte, die sich für ihr Puppenhaus weit weniger zu interessieren schien, als ihr Cousin Sirius.
„Nein, Papa soll mir lieber etwas die Mendelschen Gesetze erzählen.“


 Pascal stellte seinen Teller beiseite und hob Friederike hoch. Prüfend sah er sie an, er hatte mir nicht geglaubt, als ich ihm erzählte, dass Friederike sich in diesem Alter schon in Naturwissenschaften übte.
„Sag mal Mäuschen, wer erzählt dir denn solche Sachen. Soll ich dir nicht ein Märchen vorlesen?“
Doch damit stieß er bei meiner Tochter auf sehr wenig Gegenliebe. Sie zappelte und wollte runtergelassen werden. „Nein, diese langweiligen Kindergeschichten kannst du Sirius erzählen!“
Sichtlich geschockt über dieses atypische Verhalten, ließ Pascal sie wieder runter.


 Friedbert kam zu mir und nahm meine Hand. „Ich habe auch etwas für dich.“
Er zeigte auf den Boden und dort saß… ein kleiner Hund!
Total perplex ging ich in die Hocke. „Ja aber… für mich? Ein Hund?“
„Ich dachte über einen treuen Begleiter würdest du dich freuen.“
„Ja… sicher… Ich hatte noch nie einen Hund, ich hab doch gar keine Ahnung was das Tier alles braucht…“


 
„Kein Problem“ sagte Friedbert. „Hier im Regal steht ein Buch über Haltung und Pflege von Hunden. Lies dich einfach ein.“
Seufzend streckte ich die Hand zu dem kleinen Vierbeiner aus, der mich mit seinen braunen Hundeaugen freundlich ansah und mit dem Schwanz wedelte. Wenigstens schien er mich zu mögen, soviel wusste ich schon mal über seine Art sich auszudrücken. Ich streichelte ihm das glatte, braune Fell.
„Nun ja, ein weiteres Maul zu füttern. Wie nenne ich dich denn?“
 

Ich entschloss mich den kleinen Rüden „Ricky“ zu nennen, zu Ehren meines Bruders, der mich am nächsten Tag wieder verlassen wollte. Vielleicht war die Idee von Friedbert gar nicht mal schlecht, der kleine Hund brachte wenigstens etwas Abwechslung in unser Familienleben. Ich versuchte gleich Ricky ein Kunststück beizubringen und er lernte erstaunlich gut. Lara beobachtete mich und ein Lächeln huschte über ihr sonst so trauriges Gesicht, als sie mich mit dem Tierchen zusammen sah.
Dies war das schönste Geschenk, Lara Lächeln zu sehen, nachdem mir jede ihrer Tränen Höllenqualen bereitet hatte. So waren es doch noch schöne Weihnachten für mich geworden.
 

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