Samstag, 4. Januar 2014

Teil 28 - Männergespräche

Vorher: Teil 27 - Strangetown at its best

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Ich arbeitete nun schon seit ein paar Wochen wieder in den TimeTravelLabs und hatte mich wieder gut in den Arbeitsrhythmus eingefunden. Alles lief glatt, Friederike fuhr gemeinsam mit Sirius in die Privatschule und meine Arbeitszeit endete so, das ich wieder rechtzeitig zu Hause war, ehe die Kinder zurückkehrten. Friedbert hatte nichts gesagt und so gewöhnte sich alle schnell an die Tatsache, dass ich, Terry Kurios inzwischen der Chefmechaniker in den TTL war. Ich war stolz auf mich selbst und ich fühlte mich sehr wohl, doch abends, wenn ich nach Hause gehen sollte, legte sich die gute Laune rasch wieder.

Heute musste ich etwas länger arbeiten, es klemmte mal wieder etwas an der „Alten Tante“, das nicht bis morgen warten konnte und ich rief kurzerhand Lars an, ob er sich um die Kinder kümmern konnte. Lars sah kein Problem darin und so konnte ich meine Arbeit fertig machen.
Es war bereits dunkel, als ich wieder seufzend vor dem Eingang der TTL stand und während ich Trübsal blies, bekam ich Gesellschaft.
„Na Terry, willst Du nicht nach Hause?“


Ich seufzte. „Doch, schon…“
Patrick sah mich prüfend von der Seite an. „Du hast nicht so recht die Lust dazu, stimmt´s? Was hältst Du davon, wenn ich Dich auf ein Bier zu mir nach Hause einlade? Meine Familie freut sich bestimmt Dich mal kennenzulernen.“
Ich war überrascht, das Patrick mich privat einlud, andererseits, wir kannten uns nun schon so lange und wir verstanden uns schon immer sehr gut, warum eigentlich nicht? Ein Bier konnte ich gut vertragen und ich war sowieso neugierig auf seine Familie, seit ich seinen Sohn Justin kannte. Also nahm ich seine Einladung an und wir gingen zu seinem Haus, das nicht weit von den TTL entfernt lag.


 Kaum hatte Patrick die Haustür hinter uns geschlossen, wurde er stürmisch von zwei grünen Kindern in Sirius' Alter begrüßt. Das mussten die Zwillinge sein, die Vic damals erwähnte, ein Junge und ein Mädchen. Der Junge sprang wie ein aufgeregtes Huhn vor seinem Vater auf und ab.
„Papi, Papi, Josi hat mir die Haare geschnitten! Sehe ich nicht toll aus?“
Leicht geschockt sah Patrick auf den total verschnittenen Haarschopf seines Sohnes, doch dann fasste er sich wieder und lächelte.
„Ich würde sagen Du hast einen ganz besonderen Haarschnitt jetzt, den hat bestimmt kein Junge hier. Aber so toll es aussieht, vielleicht sollte die Omi es noch etwas begradigen, wenn sie am Wochenende kommt.“


 Die Kinder waren damit einverstanden und Patrick erlaubte ihnen noch etwas spielen zu dürfen, ehe sie ins Bett mussten. Dann ging er an die Treppe und rief nach oben: „Schatz, komm runter, wir haben Besuch!“
Irgendjemand rief eine Antwort aus dem oberen Stockwerk und Patrick machte sich daraufhin am Kühlschrank zu schaffen.
„Setz Dich schon mal, Terry. Ich habe nur Dosenbier da, ist das okay?“
Es war mir Recht und Patrick brachte uns jeweils eine Dose.


 Endlich lernte ich Patricks Ehemann kennen, Johnny. Er war Polli Tech´s Sohn! Genau der grüne Sohn, den Lars damals erwähnte, als er sich vor seinem Auszug mit mir in der Küche stritt! Genau genommen war ich sein angeheirateter Onkel! Oh Mann, die Welt war furchtbar klein…
Er war nur drei Jahre jünger als Friedbert und Patrick war in meinem Alter und nach Allem was ich bisher mitbekommen hatte, schienen die Beiden sich glänzend zu verstehen.


Ich fragte vorsichtig wie die Beiden sich kennen gelernt hatten und Patrick war gerne bereit mir die Geschichte zu erzählen.
„Nun Terry, Du hast es ja selbst mitgemacht, man lebt in einer Beziehung, denkt man ist glücklich, doch dann stellt man fest, das man sich geirrt hat. Man versucht zu kämpfen, etwas zu ändern, doch irgendwann erkennt man, dass man nur seine Energie vergeudet. Chloe und ich hatten nicht dieselben Ziele, sie wollte Reichtum, ich Familie. Sie lebte nur für Partys und schöne Kleider und ich blieb emotionell auf der Strecke.“
 

„Und dann habe ich Johnny in der Downtown getroffen. Wir trafen uns zunächst nur heimlich, wir konnten nicht zu ihm nach Hause, ich glaube sein Vater hätte mir den Kopf abgerissen, wenn er erfahren hätte, das sein damals noch minderjähriger Sohn mit einem Mann rummacht, der acht Jahre älter ist… Und bei mir war es ja auch nicht möglich, sonst hätte Chloe etwas gemerkt. Doch irgendwann war sie mit ihren Freundinnen übers Wochenende verreist. Johnny war dann endlich erwachsen und er verbrachte das Wochenende bei mir. Das Ergebnis kennst Du, Justin.“


 Lächelnd legte Patrick seine Hand auf Johnnys. „Es war nicht einfach, als ich immer dicker wurde, merkte Chloe es natürlich, und die Zeit bis zur Scheidung wurde die Hölle für mich. Chloe ließ mich ziemlich bluten für meinen Betrug; als Du Deine Schwierigkeiten damals erwähntest, Terry, hatte ich gerade den Scheidungstermin hinter mir, da war Justin schon ein Teenager! Wir lebten all die Jahre ohne Trauschein mit unserem Sohn hier. Meine Exfrau hat mir sehr zugesetzt, aber ich habe mich nicht unterkriegen lassen. Die Liebe meines Lebens war allen Ärger wert.“
Glücklich sahen sich die beiden Männer in die Augen. Sie hatten für ihre Liebe gekämpft und gewonnen.


 „Das kommt mir schon bekannt vor“ gab ich zu. „Aber ich habe so das Gefühl, das ich das jetzt, in meiner zweiten Ehe mitmache, nicht in der Ersten.“
„Ich wollte damals nichts sagen Terry, vielleicht hätte ich es tun sollen. Doch ich hatte damals schon das Gefühl, das Du da in eine Sache rennst, die das Aufgeben der Ehe mit Lara nicht rechtfertigte.“
 

Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, bekamen wir Verstärkung. Justin nahm sich ebenfalls eine Dose aus dem Kühlschrank und setzte sich neben mich.
„Hey Terry, das finde ich toll, dass man sich auch mal außerhalb des Labs sieht. Da kann man sich doch mal über andere Dinge als kaputte Schaltungen unterhalten, meinst Du nicht?“
Ich nickte zustimmend. Und ich freute mich sehr darüber, dass Patrick mich eingeladen hatte und dass wir so offen miteinander reden konnten, was ich ja sonst nur mit meinem Sohn konnte, und den sah ich auch nur zu selten, obwohl wir in einem Haus lebten.
 

„Na Sohnemann, was treibt Dich denn heute Abend zu uns, wird Blue zu anstrengend?“ zog Patrick seinen Ältesten auf.
„Ja und nein“ meinte Justin. „Ich habe sie gefragt ob sie mich heiraten mag und sie hat auch eingewilligt, doch sie möchte unbedingt auf ihrem Heimatplaneten heiraten und ich habe Flugangst! Ich steige nicht in so eine komische Untertasse ein!“


„Hast Du ihr das nicht erklärt?“ mischte ich mich ein.
„Doch, schon“ antwortete Justin bekümmert. „Aber sie schien es nicht zu interessieren, oder sie kann es nicht nachvollziehen, ich weiß es nicht.“
„Aber das muss sie doch kümmern, wenn Du Angst davor hast. Ich würde auch nie in solch ein Ding steigen…“


 „Ganz ehrlich“ sagte Johnny, „ich wäre vorsichtig, Justin. Xeoner unterscheiden sich einfach zu sehr von uns, sie sind sehr stark auf den körperlichen Aspekt bezogen. Ich weiß, sie sind faszinierend und so lange Du noch jung bist und ihre Bedürfnisse in ihrer besonderen Zeit stillen kannst, ist alles in Ordnung, doch was ist, wenn Du älter wirst? Sie hat eine dreimal so hohe Lebenserwartung wie Du, wenn Du achtzig bist, will sie immer noch alle zwei Monate dreimal am Tag Sex! Es wird Probleme in Eurer Beziehung geben, spätestens dann, wenn bei Dir die Triebe aufgrund Deines Alters nachlassen!“


 „Justin, ich weiß Du willst das jetzt nicht hören, doch Du wärst nicht der Erste, der von einem Xeoner verlassen wurde, weil er nicht das leistete, was er braucht um glücklich zu sein…“
Johnny streckte Patrick seine Hand hin und Patrick griff sofort wieder danach.
„Such Dir was aus Deinen eigenen Reihen, such Dir Deinen Seelenverwandten und schau nicht auf Äußerlichkeiten.“
Ich hörte Justin neben mir schnaufen und ich spürte, dass er genau wusste, dass sein Vater Recht hatte. Ich hoffte inständig, dass er dem Rat und dem Beispiel seiner Väter folgen würde.


 Patrick erhob sich. „Ich muss die Kinder ins Bett schicken. Wenn Du magst, kannst Du mitkommen, Terry.“
Ich ging gerne mit zu den Kindern, denn scheinbar wollte Patrick, das Johnny und Justin die Gelegenheit hatten alleine miteinander zu reden. Außerdem hatte ich die Kinder vorhin nur kurz gesehen, trotzdem war mir gleich aufgefallen, dass sie so ganz anders als Friederike waren.

Sicher, sie trugen ebenfalls Aliengene in sich und die wogen aufgrund der Abstammung bestimmt mehr als Friederikes Alienhormone, die sie durch die Drinks abbekommen hatte. Und doch waren es ganz normale Kinder, weit entwickelt wie Sirius und ebenfalls blitzgescheit, doch sie waren freundlich und verspielt und sie gingen respekt- und liebevoll mit ihren Vätern um. Ich seufzte. Dies war wirklich eine glückliche Familie.
 

Patrick schickte seine Kleinen ins Bett und er setzte sich noch ein wenig mit mir auf die Couch. „Es gibt wohl noch mehr, was Dich bedrückt, oder?“
Ich nickte. „Meine Tochter. Wenn ich Deine Kinder so dagegen sehe… Friedbert verdirbt Friederike und ich weiß nicht wie ich dagegen ankommen soll. Ich versuche sie zu einem guten Sim zu erziehen und er macht mir alles zunichte. Doch ich mag nicht aufgeben, ich kann sie nicht einfach nur seinem Einfluss überlassen.“


„Das würde ich an Deiner Stelle auch nicht tun. Ihr seid beide für ihre Entwicklung verantwortlich und wenn er es übertreibt, musst Du ihn darauf aufmerksam machen, nicht das Kind.“
Ich seufzte. Gerade das war so schwer, wie sollte ich Friedbert dazu kriegen, das er Friederike einfach ein normales Kind sein ließ…
Patrick brachte die Sache nun auf den Punkt. „Weißt Du Terry, das Glück wartet nicht auf Dich, Du musste es Dir nehmen. Wenn Du eine Veränderung der Situation willst, musst Du die Änderung herbeiführen, das kann Dir niemand abnehmen.“
„Das mag sein“ konterte ich, „doch ich glaube, aus Angst etwas falsch zu machen, mache ich erst Recht alles falsch...“
 

 Es war inzwischen reichlich spät und Patrick geleitete mich nach draußen.
„Lass den Kopf nicht hängen, Terry, es findet sich immer eine Lösung. Du bist doch ein gescheiter Mann, wehre Dich, vertrete Deinen Standpunkt und setzte Dich bei Deinem Mann und Deiner Tochter durch. Kämpfe, gib nicht auf. Es lohnt sich, glaube mir.“
Ich war so froh über Patricks ermunternde Worte und ich spürte wie sie mich aufbauten. Trotz meiner Müdigkeit machte ich mich frohen Mutes auf den Weg nach Hause.


 Daheim angekommen, öffnete ich leise die Haustür und wurde sofort von Ricky begrüßt. Winselnd warf er sich vor mir auf den Boden und wollte den Bauch gekrault bekommen. Ich tat ihm gerne den Gefallen, mein kleiner Vierbeiner war mir sehr ans Herz gewachsen und ich wollte ihn nicht missen.


Doch leider hatte Rickys Gewinsel wohl jemanden aus dem Bett geholt, den ich eigentlich nicht wecken wollte… Friedbert baute sich vor mir auf und ich wich erschrocken zurück.
„Wo kommst du her?! Hast Du mal auf die Uhr gesehen?! Du hast Friederike nicht abgeholt, die Schule rief mich an und fragte nach, ob ich es erlaube, dass Lars die Kleine holen darf! Es ist Deine Aufgabe Dich um unsere Tochter zu kümmern, nicht Lars`!“


„Ich musste länger arbeiten!“ versuchte ich mich zu verteidigen.
„Länger arbeiten! Ich habe auf Deiner Arbeit angerufen, da sagte man mir dass Du bereits um sieben Feierabend gemacht hast! Nun ist es halb zwölf, Du willst mir doch nicht erzählen, das Du viereinhalb Stunden für den Nachhauseweg gebraucht hast?!“


Ich erinnerte mich an das, was Patrick sagte und versuchte meine Argumente vorzubringen.
„Mein Chef hat mich noch auf ein Bier eingeladen und ich habe angenommen, ich brauche auch mal den Kontakt zu anderen Sims! Ich muss mich auch mal mit Anderen austauschen, ich will nicht nur immer in dieser Bude hocken, Kinder hüten und die Wände anstarren! Ich brauche auch Abwechslung, ich gehe sonst noch ein!“

  
Nun wurde Friedbert richtig sauer.
„Du darfst Dich glücklich schätzen, mein Lieber, das Du in dieser „Bude“ wohnen darfst! Du darfst Dich glücklich schätzen, dass Du Dieses Kind hüten darfst! Ich warne Dich Terry, treib es nicht zu weit! Ich habe es toleriert, dass Du wieder arbeiten gehst, doch sollte ich merken, das Du Friederike oder Deine Pflichten vernachlässigst, dann sollst Du mich kennen lernen! Und jetzt komm ins Bett!“


 Friedbert drehte sich auf den Fersen um und rauschte in unser Schlafzimmer. Ich blieb noch einen Moment im Wohnzimmer stehen und versuchte mich zu beruhigen, doch alles was passierte, war das ich wie ein kleines Kind weinte.
Mein gerade etwas aufgepäppeltes Selbstbewusstsein hatte sich wieder in Luft aufgelöst…
 

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